Familie Kaiser hilft wöchentlich Menschen im Landkreis Ahrweiler

Für Claudia und Klaus Kaiser beginnt der Tag, wenn andere noch tief schlafen. Um 2 Uhr stehen sie auf und backen Brötchen. Doch 400 davon landen nicht etwa hinter der Theke der eigenen Bäckerei „Kaisers – Ihre Backstube“, sondern werden noch am gleichen Tag Hunderte Kilometer bis in den Kreis Ahrweiler gefahren, wo vor einigen Monaten eine Flutkatastrophe den Menschen alles genommen hat.
Obertshausen – Seit diesem Tag fährt Claudia Kaiser mit ihrer Tochter Dorothe Sander wöchentlich in das Katastrophengebiet, um zu helfen. Als sie das Flut-Unglück im Juli vergangenen Jahres in den Nachrichten verfolgten, war Claudia Kaiser und ihrer Familie sofort eines klar: wir wollen helfen. Im Internet baute sie Kontakt zu Helfern in dem Katastrophengebiet auf. Schon wenige Tage nach der Flut, am 19. Juli, brachten sie 400 Brötchen, Fleischkäse und allerhand andere Lebensmittel in die Region, um die Helfer und Flutopfer zu unterstützen. „Zuerst ist das auf der Autobahn noch alles normal, aber dann ist es wie in einer anderen Welt“, sagt Claudia Kaiser. Selbst nach all der Zeit sei der Zustand vor Ort immer noch prekär. „Das habe ich nicht für möglich gehalten, dass das in einem reichen Land wie Deutschland so schleppend läuft“, sagt Klaus Kaiser. Erst vor wenigen Wochen haben sie von einer Familie erfahren, deren Keller immer noch mit Schlamm bedeckt war. Unterstützung leisten sie vor allem in Walporzheim und Dernau.
Dabei gehen sie selbst bis an ihre eigene Grenzen: Nachdem die Waren gebacken und Spenden zusammengepackt sind, sammelt Claudia Kaiser ihre Tochter aus Bad Camberg ein und fährt mit ihr – soweit es klappt – wöchentlich in die Region. Während Klaus Kaiser bei der eigenen Bäckerei bleibt. Auch die Mitarbeiterin des Ladens packe immer mit an, komme auch extra früher, um beim Verladen zu helfen. Mittlerweile 20 000 Kilometer habe sie seit Juli vergangenen Jahres gefahren. Auch die Brötchen oder Kuchen finanziert die Familie aus der eigenen Tasche. „Das tut schon auch weh, aber mir würde es mehr weh tun, nicht zu helfen“, sagt Bäckerei-Inhaber Klaus Kaiser. Manchmal komme Claudia Kaiser erst spät abends nach Hause. Aber ihr bleiben dann nur wenigen Stunden, bis sie wieder in der eigenen Bäckerei stehen muss. „Das mache ich allerdings gerne, denn die Leute dort haben nur die freiwilligen Helfer“, sagt sie.
Dabei bekommt die Familie auch Unterstützung aus Obertshausen. Unter anderem die Obertshausener Evelyn Erk und Helmut Adolfs helfen regelmäßig, aber auch viele weitere Nachbarn, die beispielsweise Kuchen backen. Unterstützung kommt auch von Firmen wie Selgros oder Volpe, die Lebensmittel spenden.
Morgen wird sich Claudia Kaiser und ihre Tochter wieder auf den Weg in das Katastrophengebiet machen. Diesmal – so der bisherige Plan – wollen sie der Jahreszeit entsprechend Kreppel mitbringen. Und den Menschen damit ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.
Familie Kaiser nimmt auch Spenden für die Region an. Gebraucht werden gut lagerbare Lebensmittel wie Zucker oder Nudeln, oder auch Drogerieartikel. Weitere Infos dazu per Mail info@kaisers-backstube.com oder unter der Nummer 06104 946344. (Von Lukas Reus)