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Stadt will keine Schottergärten mehr anlegen und appelliert an die Bürger

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Von: Lukas Reus

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Daran scheiden sich die Geister: Während sich um Geschmack schlecht streiten lässt, sind Schottergärten zumindest aus ökologischer Sicht problematisch.
Daran scheiden sich die Geister: Während sich um Geschmack schlecht streiten lässt, sind Schottergärten zumindest aus ökologischer Sicht problematisch. © DPA

In den Sozialen Netzwerken werden sie auf der Seite „Gärten des Grauens“ regelmäßig durch den Kakao gezogen: Schottergärten. Bei manchen beliebt, weil pflegearm und schlicht, sind sie zumindest aus ökologischer Sicht problematisch. Deswegen haben die Stadtverordneten in Obertshausen unlängst mit einem Beschluss Stellung bezogen und sich damit für die Vermeidung von Schottergärten im Stadtgebiet ausgesprochen.

Obertshausen – Die Stadt soll Vorbild sein und will auf eigenen oder von ihr unterhaltenen Flächen keine Schottergärten anlegen. Die Verwaltung appelliert nun auch an die Bürger und gibt Tipps, um es ihr gleich zu tun. Auch in vielen anderen Kommunen im Umkreis sind Schottergärten zur Zielscheibe der Kommunalpolitik geworden. In Offenbach sollen Bürger etwa bei der Umgestaltung sogar mit einer Finanzspritze von bis zu 50 Euro pro Quadratmeter unterstützt werden. Doch viele Kommunen gehen ähnlich vor wie nun auch Obertshausen. „Auch wenn Schottergärten bei vielen im Trend liegen, so weisen sie unter Umweltaspekten sehr große Defizite auf“, sagt Obertshausens Klimaschutzmanager Merten Kuhl.

Schottergärten sind oft dafür angelegt, zweckdienlich, steril und puristisch zu sein, sodass dort Pflanzen nicht unkontrolliert wachsen können, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Dafür wird zunächst der Boden präpariert und mit Vlies oder Folie bedeckt. Abschließend wird die Fläche mit Schotter, Split und Kies oder Mulchmaterialien wie Rindenmulch und Holzhackschnitzel bedeckt damit diese keine oder nur eine spärliche Bepflanzung aufweisen. Die Grundstücksbesitzer erhoffen sich mit dieser Maßnahme einen möglichst geringen Pflegeaufwand.

„Die Tier- und Pflanzenwelt wird durch Schottergärten jedoch ihrer Lebensgrundlage beraubt, denn für viele Tiere wie Bienen, Hummeln, Vögel und Schmetterlinge sind lebendige, abwechslungsreiche Gärten wichtige Lebensräume. Versiegelte und unbepflanzte Schotter-, Kies- und Mulchflächen hingegen sind für sie wertlos. Sie bieten weder Nahrung noch Versteck- oder Nistmöglichkeiten. Die Folge ist der Verlust der Artenvielfalt“, erklärt Kuhl.

„Die Auswirkungen sind weitreichend: Schottergärten erschweren es den Städten, mit dem Klimawandel umzugehen. Vor allem bei Starkregenereignissen kann es dann zu Problemen führen“, betont Erster Stadtrat Michael Möser. Ist der Boden stark verdichtet, könne Wasser gar nicht oder nur schwer Wasser speichern. Insbesondere bei vermehrt auftretenden Starkregenereignisse bräuchte es die natürliche Aufnahmekapazität der Böden. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Aufheizung der Flächen. Im Sommer nehmen die Schottergärten gegenüber Gärten mit Grünflächen tagsüber verstärkt Wärme auf und geben nachts die Wärme dann wieder ab und verhindern so, dass sich die Umgebung ausreichend abkühlen kann.

All diese Gründe habe die Stadtverordneten zu ihrem Beschluss bewogen, Schottergärten auf städtischen Flächen zu vermeiden. „Gleichzeitig wollen wir als Magistrat der Stadt Obertshausen an die Bürgerinnen und Bürger appellieren, vorhandene Schottergärten zu überdenken beziehungsweise künftig auch zu vermeiden“, teilt Bürgermeister Manuel Friedrich mit.

In Hessen heißt es in der Landesbauordnung, dass Grundstücksflächen wasserdurchlässig sein müssen und Freiflächen zu begrünen oder zu bepflanzen sind. Für die Umgestaltung des eigenen Gartens empfiehlt sich, langsam mit einer Ecke des Gartens anzufangen und mit Hilfe von Kompost oder eines Bodenaktivators wieder Leben in den Gartenboden zu bekommen. Ein weiterer Tipp des Klimaschutzmanagers: „Wählen Sie die richtigen Pflanzen für den passenden Standort aus, geben Sie der Natur Raum und Zeit sich zu entwickeln.“ So bieten laut Kuhl Stauden den Vorteil, dass sie sich bei entsprechenden Bedingungen vermehren, Bodendecker halten zudem Unkraut in Schach. Kräuter wie zum Beispiel Lavendel, Salbei oder Thymian eignen sich, weil sie mit wenig Wasser auskommen, fast von allein wachsen und zusätzlich noch in der Küche genutzt werden können. (lur)

Bei Rückfragen ist Klimaschutzmanager Merten Kuhl ab morgen unter Telefon: 06104 7031122 oder per Mail: merten.kuhl@obertshausen.de zu erreichen.

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