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Bio-Markt in Obertshausen spürt Auswirkungen der Inflation

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Von: Theresa Ricke

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Liebt den Wald und gesunde Lebensmittel: Christiane Krämer führt seit einem Jahr „Die Karotte“ und legt viel Wert auf den persönlichen Kontakt.
Liebt den Wald und gesunde Lebensmittel: Christiane Krämer führt seit einem Jahr „Die Karotte“ in Obertshausen und legt viel Wert auf den persönlichen Kontakt. © Ricke

Dass viele Menschen momentan auf ihr Geld gucken, merkt auch Christiane Krämer, Inhaberin eines Bio-Markts. Sie hat ihr eigenes Konzept, um damit umzugehen.

Obertshausen – „’Die Karotte’ darf nicht sterben“, hat sich Christiane Krämer gedacht, als sie in unserer Zeitung gelesen hat, dass die vorherige Inhaberin des Bio-Marktes in Obertshausen das Geschäft schließen muss, wenn sie keinen Nachfolger findet. Seit gut einem Jahr führt die gebürtige Frankfurterin nun „Die Karotte“ in der Heusenstammer Straße – und nun bereitet eine andere Entwicklung dem Lebensmittelgeschäft Sorgen.

Wegen der Inflation und steigenden Preisen müssen sich laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend von Anfang Juni 47 Prozent der Befragten „im Alltag sehr stark oder stark einschränken“. Bei Haushalten mit geringem Einkommen seien es 77 Prozent.

Da könnte man meinen, dass Bio-Lebensmittel, die teurer sind als konventionell hergestellte Produkte, weniger gekauft werden. Einen Umsatzrückgang bemerkt auch Krämer in der Karotte. „Die Menschen machen sich Sorgen wegen des Krieges und den gestiegenen Kosten überall“, hat Krämer bemerkt. Bei jungen Leuten sieht sie, dass sie nicht durch die Regale schlendern und wahllos einkaufen. „Sie kaufen sehr bewusst. Sie suchen sich ein Produkt aus und dabei bleibt es dann.“

Bio-Markt „Die Karotte“ in Obertshausen: Persönlicher Kontakt zählt

Allerdings sei davon nicht nur ihr Bio-Markt betroffen, sondern alle Lebensmittelgeschäfte, sagt sie. Wie groß der Umsatz wegen der Inflation zurückgeht, könne sie derzeit nur schwer sagen, da im Sommer immer mit Rückgängen zu rechnen sei und viele nach den Corona-Einschränkungen verreisen würden oder vermehrt in Restaurants essen würden. „Es ist bisher alles im grünen Bereich. Ich kann mich nicht beschweren.“ Einen allgemeinen Rückgang im Lebensmittelhandel erkennt auch der Bio-Verband Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), dessen Geschäftsführer Peter Röhrig sagt, dass die Zahlen aus dem ersten Quartal des Jahres von einem geringeren Rückgang im Bereich der Bio-Lebensmittel im Vergleich zu konventionellen Produkten sprechen.

Wie schafft es Krämer, dass die Menschen weiterhin für ihre Bio-Produkte tiefer in die Taschen greifen? „Mein Team und ich kennen die meisten Kunden beim Namen. Wir legen sehr viel Wert auf den persönlichen Kontakt“, sagt die Inhaberin, die lange Zeit in der Unternehmenskommunikation gearbeitet hat. Nun macht sie etwas ganz anderes. Es sei besonders samstags wie ein Treffen unter Freunden.

Ihre Stammkunden schätzen den Austausch, die Erfahrung und ihr Sortiment, das Krämer selbst zusammengestellt hat und immer wieder mit Aktionsprodukten von jungen Start-ups ergänzt. „Wer gesunde Lebensmittel kaufen möchte, kommt auch weiterhin hier her.“ Krämer ist es wichtig, dass sie einen Großhändler hat, der ihr genau sagen kann, wo die Produkte herkommen, dass wirklich alles biologisch angebaut wird.

Bio-Markt „Die Karotte“ in Obertshausen: Preissteigerungen werden nicht alle weitergegeben

Doch auch wenn sie beim Einkauf lange Lieferketten vermeidet und etwa ihren Wein direkt vom Winzer bezieht oder ihr Fleisch vom Hofgut Patershausen, merkt sie die Preissteigerungen. Nicht alle gibt sie an ihre Kunden weiter, weil sie befürchtet, dass die Preise nicht bezahlt werden. Ihr Obst und Gemüse verkauft sie hauptsächlich unter der Preisempfehlung des Großhändlers. „Ich habe 14 eng bedruckte Seiten mit Preiserhöhungen zugeschickt bekommen. Das kann ich nicht alles weitergeben, das ist Wahnsinn.“

Trotzdem kommt sie nicht drumherum, dass manche Produkte teurer werden. Es ist ein Zwiespalt zwischen fairen Preisen, die man sich leisten könne, und dem wirtschaftlichen Gedanken. Dabei sagt Krämer auch offen: „Von einer ‘Karotte’ kann man bei den Kosten auch für das Personal nicht leben. Das trägt sich nicht. Das ist mein Herzensprojekt.“ Dass die Karotte doch noch sterben muss, daran glaubt Krämer nicht. Sie ist zuversichtlich und ein positiv denkender Mensch: „Es gibt im Leben immer Auf und Abs und gute Qualität setzt sich durch.“ (Theresa Ricke)

Dass Deutschland wirtschaftlich und finanziell schwere Jahre bevorstehen, davor warnte bereits im April Top-Ökonom Hans-Werner Sinn. Der Staat könnte auch überfordert werden.

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