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„Das war schmerzlich“: Geschäftsführer Georg Picard über den Grundstücksverkauf in Obertshausen

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Von: Lukas Reus

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Viel zu tun für den Chef: Geschäftsführer Georg Picard strukturiert sein Unternehmen um.
Viel zu tun für den Chef: Geschäftsführer Georg Picard strukturiert sein Unternehmen um. © JMG

Das Grundstück des Unternehmens Picard in Obertshausen (Kreis Offenbach) ist verkauft. Geschäftsführer Georg Picard spricht im Interview über die Zukunft.

Obertshausen – Das Unternehmen Lederwaren Picard ist im Umbruch. Das firmeneigene Grundstück ist verkauft und soll zukünftig teilweise von einem Investor mit Wohnungen bebaut werden. Im Interview spricht der Geschäftsführer Georg Picard über die Hintergründe des Verkaufs, den Umbruch im Schutzschirmverfahren und wie er sein Unternehmen für die Zukunft aufstellen will.

Herr Picard, Kürzlich wurden die Pläne für die Zukunft des Picard-Areals bekannt. War der Verkauf im Jahr 2020 die einzige Möglichkeit?

Da wir kurzfristig von der Unicredit gekündigte Kreditlinien befriedigen mussten, blieb uns leider nichts anderes übrig, als der Verkauf des Geländes. Das war schmerzlich, da so ein großes Gelände seit über 70 Jahren zum Unternehmen gehörte.

Obertshausen (Kreis Offenbach): „Fünf Jahre mit Option auf weitere fünf Jahre“

Wie schätzen Sie die Pläne des Investors ein? Wie ist die Zusammenarbeit?

Wir hatten das große Glück, neben vielen windigen Unternehmen einen sehr seriösen Entwickler kennenzulernen. Martin Wurzel, der Inhaber der Gefi und sein Team haben mit uns die besten Möglichkeiten gesucht und gefunden, zeitlich und operativ den Verkauf umzusetzen. Und im zweiten Schritt konnten wir uns auf einen Mietvertrag einigen, der uns den Verbleib in den alten Räumlichkeiten ermöglicht. Fünf Jahre mit Option auf weitere fünf Jahre. Das gibt uns nun genügend Zeit, alle Optionen für danach zu prüfen.

Ihr Unternehmen war in einem Schutzschirmverfahren. Wie ist der aktuelle Stand bei der Umstrukturierung?

Das Verfahren in Eigenverwaltung konnten wir im Februar 2021 verlassen, durchsaniert und finanziell gut aufgestellt, bleibt das Unternehmen weiterhin in Familienhand. Es gibt einige größere Veränderungen. Die Logistik wird bis Ende Mai 2022 ausgelagert zum neuen Logisitik-Partner Siegloch in Blaufelden. Parallel führen wir ein neues cloud-basiertes ERP-System ein und bauen zudem massiv den Online-Vertrieb aus. Hier konnten wir die Verkaufszahlen bereits verdoppeln – wir sehen sehr positiv in die Zukunft!

Picard in Obertshausen (Kreis Offenbach): „13 weitere Stellen fallen weg“

Ein Drittel der Belegschaft musste gehen. Der Großteil konnte über eine Transfergesellschaft weitervermittelt werden. Ist ein weiterer Stellenabbau zu befürchten?

In der Verwaltung und bei den Feintäschnern wird nicht abgebaut, eher wieder vorsichtig aufgebaut. Vor allem im Bereich Online Vertrieb und Marketing. Durch das Outsourcing der Logistik fallen ab Juni weitere 13 Stellen weg. Mit den betroffenen Mitarbeitern konnte eine gute Lösung gefunden werden.

...welche wäre das?

Wir haben den betroffenen Mitarbeitern das Angebot einer Abfindung oder die Übernahme in einer Transfergesellschaft gemacht. Mit Letzterem hatten wir schon gute Erfahrungen in der Vergangenheit. Von allen wurde aber die Abfindung vorgezogen, vermutlich, weil in der Logistik Mitarbeiter heutzutage händeringend gesucht werden.

Obertshausen (Kreis Offenbach): Großes Picard-Werk in Bangladesch

Welchen Einfluss hatten die weltweiten Lieferkettenprobleme auf Ihr Geschäft?

Durch unsere Fertigung in der Ukraine und in Deutschland sind wir ein Stück weit unabhängig von den Lieferkettenproblemen mit Fernost. Allerdings haben wir in Bangladesch ein großes Werk. Dort sind Lieferkettenprobleme in der Tat eine Herausforderung. Durch die eigenen Werke und das eigene Büro in Hongkong sieht die Lage bei uns wahrscheinlich noch deutlich besser aus, als bei vielen anderen, die nur bei Vertragslieferanten kaufen.

Wie schätzen Sie die Zukunft Ihres Unternehmens und dessen Position am Markt ein?

Picard ist eine bekannte Marke, deren Bekanntheit wir weiter ausbauen. Zudem merken wir, wie unsere Taschen über alle Altersgruppen online verkauft werden und welch positives Feedback es gibt zu unserer Qualität und unseren Vorstellungen zu verantwortlichem Handeln gegenüber Mensch und Umwelt. Die Zukunft gehört uns, ist doch klar!

Das Gespräch führte Lukas Reus.

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