Mode aus Obertshausen: Die Konways verkaufen Vintage-Kleidung aus den 50er- und 60er-Jahren

Von Petticoats bis Bowling-Hemden: Im Laden der Konways aus Obertshausen werden Liebhaber von Vintage-Kleidung aus den 50er- und 60er-Jahren fündig.
Obertshausen – Auf knapp 100 Quadratmetern an der Grenzstraße ist die Zeit stehen geblieben. Auf mehreren Ebenen hängen an prall gefüllten Kleiderständern Zeugnisse der 1950er- und 60er-Jahre. Und wer den Kopf in den Nacken legt, darf unter die Röcke des Rockabilly gucken. An der Ecke Ludwigstraße führt die Familie Konway in einer ehemaligen Fabrikhalle den Vintage- und Square Dance Shop Rhein Main.
Ehefrau Regina ist gelernte Einzelhandelskauffrau, hat ihren Job „von der Pike auf an Kassen mit Kurbel“ bei Briefmarken Nickel in Offenbach gelernt. Später war sie in der Briefmarkenabteilung im Kaufhof in Frankfurt tätig. Karl Konway ist gelernter Modellbauer, Tochter Sabrina Schneeberger arbeitet als Sekretärin, studiert gerade Betriebswirtschaft. Das Trio beschritt also ganz unterschiedliche Wege, doch von jeher eint sie ihr Hobby: „Wir sind alle begeisterte Tänzer.“
Vintage-Kleider In Obertshausen: Familie Konway ist auf Mode aus den 1950er-Jahren spezialisiert
2014 kauften sie gemeinsam den Square Dance Shop Haigh in Rodenbach bei Hanau, der von US-Amerikanern in Garage und Keller geführt wurde. „Auch wir hatten nie ein Ladengeschäft, waren aber mit einem Stand fast jedes Wochenende auf einer großen Veranstaltung“, erläutert die Seniorchefin. So reisten sie von Schweden über die Niederlande, Österreich und die Tschechische Republik kreuz und quer durch deutsche Lande, vor allem zu Square- und Line-Dance-Feten.
Zu Pfingsten standen sie beispielsweise auf dem „Rock´n´Roll Weekender“ in Walldorf bei Mannheim, Ende Juli von Freitag bis Sonntag auf dem Golden Oldies Festival in Wettenberg. Im vergangenen und in diesem Jahr sind die meisten Termine jedoch gestrichen worden.
Unterröcke und Pencilkleider: Im Shop in Obertshausen gibt‘s alles aus den 1950ern
„Ich fand schon als Kind die Kleider toll“, schwärmt Sabrina Schneeberger für die bauschig-weite Mode. Die Unterröcke aus rüschen- und spitzenverzierten Perlon- und Nylon-Stoffen sind versteift, „damit‘s schön fliegt“. Mutter Regina Konway zeigt auf die „ganz engen Pencil-Kleider“ mit verschiedenen Armlängen und Neck Holders, die über dem Nacken gebunden werden. Bis heute gefallen ihr die klassischen Designs mit Punkten, Karos und Blumen.
„Die Kleidung ist einfach weiblicher“, erläutert die Mutter. „Man fühlt sich als Frau“, beschreibt die Tochter ihre Begeisterung. „Früher hat man sich so schick gemacht, auch wenn man nur einkaufen oder zur Nachbarin ging.“ Die Männer tragen sogenannte Bowlinghemden, „viel Kariertes“, Hüte, Hosenträger und große, auffällige Gürtelschnallen – zumindest die Rockabillys. Diese Gruppe bevorzuge Totenköpfe, Einhörner und Flamingos, lehrt die Expertin. Die Gemeinsamkeit beider Gruppen ist die Nähe zu der verflossenen Epoche.
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Obertshausen: Die Konways nähen die Kleider auch selbst – Ein Outfit kostet mindestens 200 Euro
Anfangs hatten Konways die Textilien nur am Lager. „Dann haben immer mehr Leute gefragt, kann man bei euch mal vorbeikommen.“ Also setzte die Mutter einen Kaffee auf, präsentierte Petticoats und Überröcke, maß und begann, selbst Röcke zu nähen. Im vergangenen Jahr übernahm die Familie das Internet-Portal petticoat.de. Wegen der Lockdowns konnte sie aber nur einzelne Termine vereinbaren. „Manchmal stand ein Pulk von Frauen vor der Tür“, schildert Regina Konway, „aber das ging nicht“.
Zuletzt nutzten die Offenbacher jede Verkaufsmöglichkeit, etwa beim Heimat-Shoppen in Obertshausen und vorm Offenbacher Ringcenter. „Dadurch hat man das Gefühl, man existiert noch.“ Wer sich mit Petticoat & Co. ausstatten möchte, muss mindestens 200 Euro für Unter- und Überrock, Pettipants, Bluse, Tanzschuhe und Gürtel berappen. (Michael Prochnow)
Infos
Besuch nach Vereinbarung unter 0174/30 29 340, vintage-rheinmainshop.de
Im Kreis Offenbach ist nicht nur Vintage-Mode vertreten: Ein Schüler aus Dietzenbach hat ein eigenes Modelabel gegründet. Er möchte nachhaltige Mode herstellen.