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Projekt „Vereint im Verein“ bringt Ehrenamtliche an den digitalen runden Tisch

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Schon bei einer Feuerwehrübung im Jahr 2018 sollten Flüchtlinge die Vereinsstrukturen kennenlernen – und mitmachen. archiv
Schon bei einer Feuerwehrübung im Jahr 2018 sollten Flüchtlinge die Vereinsstrukturen kennenlernen – und mitmachen. archiv © m

Für Unterkunft ist gesorgt, auch Kleidung, Speisen und Getränke erhalten die Geflüchteten. Für die Integration in die Gesellschaft seien aber Kontakte mit anderen Teilen der Bevölkerung wichtig, betonte Franziska Blanz. Sie leitet das Projekt „Vereint im Verein“ des Kreisverbands Offenbach im DRK, vermittelt Migranten in Sportgruppen, kulturelle und soziale Einrichtungen und sprach dazu jetzt mit Verantwortlichen Obertshausener Vereine.

Obertshausen – An der Video-Konferenz nahmen 20 Vertreter verschiedener Gemeinschaften und Fachbereiche der Stadtverwaltung teil. Die Rot-Kreuz-Initiative ist bereits in Heusenstamm, Mühlheim und Dreieich tätig und plant nun auch in Obertshausen einen runden Tisch. „Ziel des Projekts ist es, Brücken zu schlagen zwischen den Vereinen vor Ort und den Geflohenen“, erklärt Leiterin Blanz.

Die neuen Mitbewohnerinnen und Bewohner sollen beraten werden, „wir wollen ihre Hobbys kennenlernen, erfahren, wo sie gerne mitmachen würden“. Dann werde das Team vom DRK entsprechende Vereine kontaktieren und ein Probetreffen organisieren. „Wir holen die Leute ab, bringen sie zu den Treffpunkten und begleiten sie in den ersten Wochen.“ Viele der Noch-Fremden suchen Kontakte, und Gruppierungen schaffen auch Räume, um Freundschaften zu knüpfen, was wichtig sei, um „vor Ort anzukommen“.

Seit einem Jahr sind die Rot-Kreuzler nun aktiv, haben bereits viele Leute zu Freizeitaktivitäten geführt. „Manche sind inzwischen selbst ehrenamtlich tätig, absolvieren die Ausbildung zu Feuerwehrfrau oder -mann“, berichtet Franziska Blanz. Aber dort seien freilich gute Deutsch-Kenntnisse vonnöten. Einfacher sei der Anschluss bei den Naturengeln in der Schlossstadt, die freiwillig Müll und Abfälle in Wald und Park aufsammeln.

„Die einen sind schon seit einigen Jahren da und beherrschen die Sprache gut, andere kamen erst vor einem halben Jahr, aktuell treffen die Ukrainer ein“, erinnerte die Mitstreiterin. „Und ihre Interessen sind so breit gestreut wie in der einheimischen Bevölkerung.“ Klar, Fußball sei sehr bekannt und beliebt, vor allem junge Männer haben schon in ihrer Heimat gekickt.

„Aber auch Hand- und Volleyball sind gefragt oder tanzen.“ Menschen mit bestimmten Berufen wie eine Ärztin stecken in langwierigen Asylverfahren, können beim Roten Kreuz aber schon in der Nothilfe und im Sanitätsdienst mit anpacken. „Dabei können wir von ihr viel lernen“, betont die Sprecherin, „beide Seiten profitieren“.

Die DRK-Mitarbeiterin lobte die „sehr offene Atmosphäre“ in der Runde. Sie werde jetzt Angebote der Vereine sammeln, bündeln und der Zielgruppe bekannt machen. „In anderen Ländern ist die Vereinsstruktur nicht bekannt“, bemerkte die Projektleiterin. Die Kinder, Mütter, Väter und Alleinstehenden genießen auch die Gemeinschaft bei den Treffen, üben sich in Rückengymnastik, Yoga und Leichtathletik. Schwierig sei die Situation, wenn jemand Schicht arbeitet. „Dann ist es härter, mit Energie und Regelmäßigkeit mitzumachen.“

In Obertshausen sollen jetzt thematische Untergruppen gebildet werden, in denen sich Anbieter von sportlichen, sozialen und kulturellen Unternehmungen Gedanken über die Integration von Migranten machen. Die Infos sollen dann in den Sammelunterkünften die Menschen erreichen. „Ihre größte Sorge heißt nach wie vor, eine Wohnung zu finden.“

Die Vermittlerin will außerdem Sportcoaches für die Zugereisten gewinnen, die vom Sportbund entlohnt werden. Die Beteiligung sei in den Vereinen sehr unterschiedlich geregelt. Manche erlassen die Beiträge, andere arbeiten mit Patenschaften, dazu bietet die Stadt ein Bildungs- und Teilhabe-Paket, zahlt bis zu 15 Euro Beitrag im Monat für Kinder.

Auch der Vereinsring Obertshausen sitze mit im Boot. „Wir unterstützen die Gruppierungen bei einer interkulturellen Öffnung, organisieren Beratung zu Diversitätsthemen an und starten eine Workshop-Reihe, in der es unter anderem um interkulturelle Kompetenz, mehr Vielfalt, Niedrigschwelligkeit und Finanzierungshilfen geht.“ (Michael Prochnow)

Infos im Internet

drk-of.de/angebote/integration-und-migration-1/vereint-im-verein

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