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Kröten kämpfen mit dem Klima

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Von: Lisa Mariella Löw

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Mensch gefährdet tierischen Lebensraum: Neue Baugebiete, Pestizide und zerschnittenen Kanäle verkleinern die natürlichen Lebensbedingungen der Erdkröten.
Mensch gefährdet tierischen Lebensraum: Neue Baugebiete, Pestizide und zerschnittenen Kanäle verkleinern die natürlichen Lebensbedingungen der Erdkröten. © Privat

Die Lebensbedingungen der Amphibien haben sich aufgrund des Klimawandels in den letzten Jahren extrem verschlechtert. So verringerte sich der Bestand an Lurchen in Hessen seit 2017 um mehr als die Hälfte. Auch die Erdkröten am Angelweiher in Obertshausen an der Heusenstammer Straße haben es auch aufgrund der insgesamt wärmer gewordenen Wintermonate schwer.

Obertshausen – „Die Erdkröte ist die einzige Amphibienart, die den hohen Fischbesatz am Angelweiher aushält“, sagt Hartmut Müller, Mitglied im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) und Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Fledermaus- und Amphibienschutz in Seligenstadt. Doch auch die Anzahl der Kröten geht stark zurück.

Die weltweit einflussreichste Ursache hierfür ist der Klimawandel. Aber auch neue Baugebiete im Osten des Kreises Offenbach beeinträchtigen die Lebensbedingungen für die Amphibien am Angelweiher. „Durch die Baugebiete wird die Wasserförderung angekurbelt, was zur weiteren Senkung des Grundwasserspiegels und somit zur Austrocknung feuchter Lebensräume führt“, informiert Müller. Durch den Einsatz von Pestiziden, das Zerschneiden der Landschaft durch Straßen und Kanäle sowie durch Überfahren der Amphibien im Autoverkehr bedroht der Mensch das Leben der Erdkröte zusätzlich.

Hinzu kommt, dass es auch immer weniger Insekten, das Hauptnahrungsmittel der Kröten, gibt. Manche Tiere verhungern schlichtweg, weil sie nichts zum Fressen finden. Eine weitere Bedrohung stellen sogenannte Neozoen dar. Das sind gebietsfremde Arten, die die einheimischen Lurche am Angelweiher verdrängen: „Der Kalikokrebs wandert gerade die Schwarzbach- und Mainmündung herauf und ist in näherer Zukunft vermutlich in den Fließgewässern um Dreieich nachweisbar. Er zerstört die Amphibiengewässer total“, sagt Nabu-Mitglied Müller.

Bei den kalten Temperaturen im Winter fahren Amphibien ihren Stoffwechsel herunter. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie Winterschlaf halten. Vielmehr verfallen sie in eine Kältestarre, aus der sie bei warmen Temperaturen herausfallen. So berichtet Müller von zwei eingefrorenen Erdkröten im Eis eines Tümpels, die in der Weihnachtszeit aktiv wurden. Dann bewegen sie sich im kleinen Umkreis um ihr Gewässer und suchen etwas zu fressen.

Zwar sind viele Insekten ebenfalls in Kältestarre, doch auch sie werden bei einem Temperaturanstieg aktiv, sodass sie den Kröten als Nahrung dienen können. Dennoch müssen insbesondere Jungtiere vor dem Winter ausreichend Fettreserven bilden. „Reichen diese nicht, so können sie verhungern“, sagt Müller.

Fallen die Temperaturen schlagartig ab, haben Amphibien einen Frostschutz und können Temperaturen um den Gefrierpunkt überleben. Ansonsten können sich die Kröten jedoch nicht gut an die wechselnden Gradzahlen auf dem Thermometer anpassen: Wird es zu schnell zu warm, verringert sich die Überlebenschance ebenso wie ständig wechselnde Temperaturen weit über und weit unter dem Nullpunkt.

Doch bedingt durch den Klimawandel werden die Winter immer wärmer: Fünfzehn Grad und mehr sind im Dezember inzwischen keine Seltenheit mehr und auch Schnee fiel in den letzten Jahren im Kreisgebiet deutlich seltener. Zudem nehmen extreme Temperaturschwankungen zu. „Deswegen verschwindet gerade der Moorfrosch aus dem Kreis Offenbach. Dieser Art wird es einfach zu warm“, klagt Müller

Am Angelweiher hausen derzeit nur Erdkröten. Die Kleintiere machen sich aus weiter Entfernung auf den Weg, um im Obertshäuser See zu laichen. Im Herbst wandern sie in Richtung Laichgewässer und verbringen den Winter eingegrabenen in der Nähe des Sees. Sie suchen Schutz in der Erde vor Frost und Fressfeinden wie Katzen, Mardern, Igeln und Greifvögeln. Auch im Wasser können sie nicht überwintern, da Fische gerne Kaulquappen fressen.

Verborgen unter der Wiese hausen die Erdkröten derzeit im Naturgebiet am Angelweiher. Hartmut Müller und die anderen Mitglieder des Nabu Obertshausen hoffen, dass alle von ihnen im Frühling ihre Krötenwanderung antreten werden.

Infos im Internet
www.nabu-obertshausen.de

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