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Andreas Krause gibt in der Waldkirche Obertshausen Deutschkurse für Geflüchtete

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Von: Theresa Ricke

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Mit viel Kommunikation und Spaß geht Andreas Krause das Ziel an, die Grundlagen der deutschen Sprache an Geflüchtete, hier aus der Ukraine, zu vermitteln.
Mit viel Kommunikation und Spaß geht Andreas Krause das Ziel an, die Grundlagen der deutschen Sprache an Geflüchtete, hier aus der Ukraine, zu vermitteln. © P

Geflüchtete aus der Ukraine sind plötzlich in einem fremden Land. Um erste deutsche Sätze zu lernen, können sie an den Deutschkursen von Andreas Krause in der Waldkirche in Obertshausen teilnehmen.

Obertshausen – „Wie viel Uhr ist es?“ Das ist eine Frage, die jedem schon mal gestellt wurde. Auch Andreas Krause stellt sie seinem Deutschkurs und bekommt unterschiedliche Antworten. „Ist es jetzt halb 9 oder halb 10?“ – „Das ist nicht einfach“, sagt Krause, der gelernter Dolmetscher und studierter Biologe ist. Denn auf Deutsch bezieht sich die Angabe der halben Stunde auf die kommende volle Stunde, während es etwa im Englischen die zurückliegende ist.

Es sind solche alltäglichen Tücken, die geflüchteten Menschen in Deutschland das Leben erschweren. In den Deutschkursen, bei denen Krause seit Beginn 2012 mitgemacht hat, soll das Lernen in einer lockeren, aber effektiven Atmosphäre ohne Druck vonstatten gehen und die Grundlagen erlernt werden. „Ich bereite meine Schüler vor, dass sie dann in etablierten Deutschkursen hoffentlich mitkommen.“ Diese Kurse wären sehr prüfungsorientiert und würden dadurch zu viel Druck führen. Die Durchfallquote liege bei 60 bis 70 Prozent, sagt Krause. Danach sei die Motivation zum Lernen sehr gering. Bis sie sich wieder aufraffen und von Krause in seinen Kursen „verarztet“ werden.

Jeden Tag gibt es Deutschkurse in der Waldkirche in Obertshausen

An jedem Wochentag belegt eine andere Gruppe die Räume. Nicht alle Kurse werden von der Waldkirche – also von Krause, der auch von seiner Frau unterstützt wird – geleitet. Auch die Malteser nutzen die Räume. Krause hat zwei feste Tage für seine Anfängerkurse. Mittwochs läuft ein Kurs für Menschen aus dem arabischen Raum. Der Montag ist seit etwa drei Monaten für Ukrainerinnen und Ukrainer reserviert, die Deutsch lernen wollen.

Die Zahl der ukrainischen Teilnehmer schwanke stark, sagt Krause. Die Geflüchteten würden oft in andere Unterkünfte verlegt. Deshalb waren es schon mal 40 Teilnehmer und dann nur sieben. „Allerdings sind die ersten, die umgezogen sind, schon zurückgekommen“, freut sich Krause. In anderen Orten gebe es kein entsprechendes Angebot und auch staatliche und kommerzielle Integrationskurse sollen erst Ende Juni starten, berichtet er. Dass die Kurse nicht nur beim Sprache lernen helfen, merkt er immer wieder: „Die Menschen brauchen Routine.“ Deshalb passt er sein Programm auch an den orthodoxen Kalender an und gibt seine Kurse auch an Ostermontag oder Pfingstmontag.

Waldkirche Obertshausen: Ein Team aus Helfern steht hinter den Deutschkursen

Andreas Krause ist nicht der einzige, der an dem Projekt beteiligt ist. Edyta Pirogowicz und Jelal Al-Khder kümmern sich um die Pausenbewirtung. Helga Heuchler betreut die Kinder während der Kurse. Maria Blaz hilft beim Dolmetschen und jüngst hat auch Heidi Lotz Lehrunterstützung angeboten. Damit die Geflüchteten überhaupt wissen, dass es Deutschkurse für sie gibt, vermittelt Omidahbanu Islamowal von den Maltesern zwischen der Waldkirche und möglichen Schülern. Auch die Stadt und die Flüchtlingshilfe empfehlen das Angebot. Andere finden den Weg in die Waldkirche durch Erzählungen unter den Geflüchteten.

Das Thema Religion spiele bei den Kursen eine untergeordnete Rolle, sagt Pfarrerin Kornelia Kachunga: „Außer wenn sie Fragen zum Glauben haben, geht es nicht um Religion. Wir zeigen unseren Glauben dadurch, für alle offen zu sein, ohne Worte.“ Manche, die die Kurse von Andreas Krause schon länger besuchen, sind auch regelmäßige Gäste bei anderen Veranstaltungen. So zum Beispiel ein muslimisches Ehepaar, das aus Afghanistan stammt. Sie kommen gerne in den „Living Room“, dem Begegnungszentrum der Gemeinde, und nehmen „vollkommen selbstverständlich an der Andacht teil“, erzählt Pfarrer Michael Zlamal. „Viele wollen etwas zurückgeben“, sagt Kachunga, die sich über den wertschätzenden Umgang sehr freut. (Theresa Ricke)

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