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Lederwarenhersteller Picard bangt um Mitarbeiter in der Ukraine

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Von: Jan Lucas Frenger

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Das Picard-Werk in der ukrainischen Stadt Mukatschewo: 180 Mitarbeiter fertigen dort Lederprodukte für das Familienunternehmen aus Obertshausen an.
Das Picard-Werk in der ukrainischen Stadt Mukatschewo: 180 Mitarbeiter fertigen dort Lederprodukte für das Familienunternehmen aus Obertshausen an. © Picard

Georg Picard, Geschäftsführer des Lederwarenherstellers Picard in Obertshausen, bereitet der von Russland ausgelöste Krieg in der Ukraine derzeit große Sorgen. In Mukatschewo, einer rund 85 000-Einwohner-Stadt im Westen des Landes, betreibt das Unternehmen seit 2011 ein eigenes Werk. Knapp 180 Mitarbeiter – überwiegend Frauen – stellen dort verschiedene Lederwaren wie Taschen und Gürtel her.

Obertshausen/Mukatschewo – „Ich stehe in ständigem Austausch mit unserem Betriebsleiter vor Ort“, erläutert Picard auf Nachfrage unserer Zeitung. Bislang seien die kriegerischen Auseinandersetzungen noch nicht in Mukatschewo, rund 50 Kilometer von der ungarischen Grenze entfernt, angekommen. „Wir spüren aber die indirekten Auswirkungen“, sagt der Unternehmer.

Im Rahmen der Generalmobilmachung seien die Partner und Ehemänner der im Werk arbeitenden Frauen eingezogen worden. Gleichzeitig blieben Schulen und Kindergärten bis auf Weiteres geschlossen, was laut Picard dazu führe, dass viele Mitarbeiterinnen zu Hause bleiben und sich um sich um ihre Kinder kümmern müssten. Blockierte Transportwege sorgten zudem dafür, dass Transporter vorerst an den Grenzen festsäßen. „Wir gehen nicht davon aus, dass sich das in nächster Zeit ändern wird“, befürchtet der Geschäftsführer.

Der daraus resultierende finanzielle Schaden für das Unternehmen sei derzeit jedoch zweitrangig. „Viel wichtiger ist, dass es den Leuten dort gut geht“, betont Picard. „Wir machen uns große Sorgen um die Sicherheit unserer Mitarbeiter und deren Familien.“ Der Geschäftsführer kündigt unverzügliche Unterstützung an. Das Unternehmen habe bereits Spendenaktionen ins Leben gerufen und wolle sobald wie möglich Pakete mit Verpflegung nach Mukatschewo schicken. Denn Picard weiß: „Neben Geld wird vor allem Nahrung schnell knapp werden.“

Derzeit suche der Geschäftsführer zwar nach einer Möglichkeit, die fehlende Produktion vorübergehend zu verlagern. Das Traditionsunternehmen aus Obertshausen möchte jedoch auch in Zukunft an dem Werk in der Ukraine und den damit verbundenen Arbeitsplätzen festhalten. „Unser Ziel ist es, die Fabrik auf jeden Fall aufrecht zu erhalten – die Leute verdienen schließlich ihren Lebensunterhalt damit“, versichert Picard. Der Geschäftsführer hofft auf ein baldiges Ende der Auseinandersetzungen, weiß aber auch: „Das hängt natürlich stark davon ab, wie sich die Situation entwickelt.“ (Jan Lucas Frenger)

Spendenkonto: IBAN: DE16 5065 2124 0001 1464 71, BIC: HELADEF1SLS, Sparkasse Langen-Seligenstadt, Überweisungszweck: „Spende für notleidende Menschen in der Ukraine“

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