Nabu-Vorsitzender zur Situation der Amphibien in Obertshausen

Wir betrachten zusammen mit dem Nabu Vorsitzenden Peter Erlemann die Tierwelt im Stadtgebiet. Wie geht es bestimmten Tierarten? Wie wird ihr Lebensraum geschützt? In den vergangenen Wochen haben wir bereits einen Blick auf die bedrohte Vogelwelt geworfen. Nun schauen wir ein paar Etagen tiefer: Wie steht’s um die Amphibienwelt im Stadtgebiet?
Obertshausen - Sie sind oft schleimig, kriechen oder hüpfen über dem Boden. Für die meisten sind sie nur eklig und weil sie kein süßes Fell und Kulleraugen haben, werden sie auch von vielen oft als weniger schützenswert erachtet. Dabei sind Amphibien essenzieller Bestandteil der heimischen Artenvielfalt und wichtig für das Ökosystem.
Schon seit der Gründung des Nabu Obertshausen im Jahr 1978 habe man sich auf den Schutz von Amphibien in der ehrenamtlichen Arbeit konzentriert, sagt der Vorsitzende Peter Erlemann. Die wichtigsten Arten in Obertshausen seien Erdkröten, Grasfrösche, Springfrösche und Teich- und Bergmolche. Allerdings, so der Vorsitzende, eine genaue Beobachtung wie bei den Vogelarten, habe man beim Nabu nicht verfolgt. Genaue Daten über Artenschwund seien deshalb nicht vorhanden.
In den ersten zehn Jahren habe man zum Schutz der Amphibien insgesamt elf Laichgewässer angelegt, beispielsweise am Angelsee. Da die angelegten Gewässer oft nur temporär durch Niederschlag befüllt sind, seien diese Gewässer natürlich besonders gefährdet durch ein sich verändertes Klima. Wie bei den Vögeln (wir berichteten) ist eine weitere Bedrohung für Amphibien das verringerte Futterangebot durch Insekten, die wegen intensiver Landwirtschaft zurückgehen.
Ebenfalls ein tödliches Problem ist der Straßenverkehr für Arten, die auf den Weg zu ihren Laichgewässern wandern. Als Beispiel nennt hier Erlemann die verlängerte Tempelhofer Straße, die zur B 448 führt. Denn an den angrenzenden Waldstücken, die im Volksmund auch „Everglades“ aufgrund ihrer Feuchtflächen genannt wurden, sind viele Laichgewässer für Amphibien. Zusammen mit der Stadt konnte hier zumindest seit 2007 mit einem Tunnel den Tieren die Unterquerung der Straße ermöglicht werden.
Am Straßenrand hatten die Naturschützer zuvor einen Folienzaun installiert und alle zehn Meter Eimer in die Erde eingegraben, um so die Tiere anschließend über die Straße zu tragen. Selbst nach dem Tunnelbau, haben die Naturschützer noch 1333 Tiere in den Eimern gefunden. 2010 habe man dann Eimer an den Tunnel eingegraben und so insgesamt gut 600 Tiere gefangen. „Da wussten wir dann, dass das eine wirklich sinnvolle Sache ist und von den Tieren angenommen wird“, sagt Erlemann.
Doch vor wenigen Wochen wurde der Amphibienzaun an dieser Stelle massiv beschädigt. Ein PKW war von Straße abgekommen und die Böschung hinab gestürzt. Dabei wurden ein Tunnelauslass und 20 Meter des Zauns beschädigt. Da auch Öl ausgetreten war, musste eine Ölsperre im Erlenbruch eingebracht werden. Einige Tage später ist der verschmutzte Boden abgetragen worden, neue Erde wurde angefahren und die Böschung wieder hergerichtet. Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Offenbach wird die Reparatur des Zaunes nun in die Wege leiten, heißt es vom Vorsitzenden. Da es auch hier Lieferengpässe gebe, habe man zunächst einen mobilen Zaun zum Überbrücken angebracht.
Wer Amphibien etwa mit dem Anlegen eines Teiches helfen will, den bremst Erlemann gleich wieder: „Das ist sinnvoll, wenn es sich um Randgrundstücke handelt.“ Mitten in einem Siedlungsgebiet sei der Effekt nur begrenzt, da die wandernden Tiere häufig Opfer des Straßenverkehrs werden. (Von Lukas Reus)