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Nach Hilfstransporten: Ukrainische Delegation zu Gast in Obertshausen

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Boris Karpus ist Bürgermeister von Novovolynsk in der Ukraine. Er leitete die Delegation, die Obertshausen besuchte, und dankte für die große Unterstützung.
Boris Karpus ist Bürgermeister von Novovolynsk in der Ukraine. Er leitete die Delegation, die Obertshausen besuchte, und dankte für die große Unterstützung. © Prochnow

Bürgermeister Boris Karpus aus der Ukraine hat gerade andere Aufgaben als sein Kollege aus Obertshausen. Beim Besuch dankt er für die vielen Hilfstransporte.

Obertshausen – Bei „sehr guten Freunde, sehr guten Menschen“ waren Boris Karpus und einige Mitarbeiterinnen seiner Verwaltung zu Gast. Der Bürgermeister der ukrainischen Stadt Novovolynsk freute sich, „dass jemand da ist für meine Landsleute“. Er dankte Bernhard Langert und Darius Grzelinski vom Fußballclub Oberschlesien, die regelmäßig Hilfstransporte in die Region an der polnischen Grenze bringen.

Bürgermeister Manuel Friedrich begrüßte die ukrainischen Gäste und Pfarrer Norbert Hofmann zu einem gemeinsamen Essen im Sitzungssaal des Rathauses Schubertstraße und stellte bei dieser Gelegenheit den Gästen Obertshausen in Zahlen und Daten vor, berichtete von den Mahnwachen und Friedensgebeten. Sein Kollege Boris Karpus berichtete davon, dass seine Verwaltung heute mit völlig anderen Aufgaben beschäftigt sei. Es gelte, Obdach, Schutz und Integration für Geflüchtete zu gewährleisten, auch Geld- und Sachspenden seien wichtig. Bis zu 6  000 Frauen und Kinder leben derzeit als Binnenflüchtlinge in der 50 000-Seelen-Stadt Novovolynsk. Friedrich mahnte, die Menschen nicht zu vergessen, wenn der Krieg einmal aus den Schlagzeilen verschwinde. Das Land müsse auch beim Wiederaufbau unterstützt werden.

Dank an Obertshausen für zahlreiche Hilfstransporte in die Ukraine

Karpus dankte Obertshausen und allen Menschen, die seiner Stadt helfen. Sie wurde erst vor 50 Jahren um 28 Kohleschächte gegründet. Derzeit werden Schutzräume unter Kindergärten und Schulen renoviert. Auch die Fahrer der Hilfstransporte hätten schon Luftalarme erlebt, berichtet Langert, eine Militäranlage in der Nachbarschaft des Ortes wurde bereits angegriffen. Dabei ist Novovolynsk nur zehn Kilometer von der polnischen Grenze entfernt.

Das erleichtert auch die Kommunikation, die Gäste wie die Oberschlesier verständigen sich auf Polnisch. „Viele Leute werden bei uns bleiben“, erwartet der Rathauschef, „sie haben keine Möglichkeit, in die von Russland kontrollierten Gebiete oder in völlig zerstörte Häuser zurückzukehren“. Viele Geflüchtete seien „ohne alles“ gekommen, deren Versorgung sei eine große Herausforderung.

Ohne Generator kein Strom: Spenden aus Obertshausen helfen in der Ukraine

Karpus verschweigt nicht, dass 70 Bewohner von Novovolynsk bereits gefallen seien. Ein weiteres Problem stelle die zerstörte Energieversorgung dar, Strom gebe es derzeit nur vier Stunden am Tag. „Es ist dunkel, kalt und ohne Wasser“, beschrieb der Gast, „das Licht brennt nur, wo ein Generator läuft“. Darum seien sie für diese Gaben besonders dankbar.

Pfarrer Hofmann übermittelte Grüße aller christlichen Gemeinden, berichtete von regelmäßigen Begegnungen mit ukrainischen Frauen und Kindern in und nach den Gottesdiensten. Junge Christen haben Lebensmittel für die Geflüchteten gesammelt, am 13. Mai starte die nächste Aktion. Ein Raum im Schwesternhaus wurde dauerhaft für die Hilfstransporte zur Verfügung gestellt. „Wichtig ist das Gebet“, betonte der Priester, „die Ukraine hat einen festen Platz im Herzen der Obertshausener, auch bei Gott sind sie nicht vergessen“.

Grzelinski schlug vor, die Kontakte auf Schulen und übers Internet zu erweitern. Die Delegation reiste weiter nach Crailsheim, mit dem Novovolynsk über eine polnische Partnerstadt verbunden sei, und nach Neumünster, ihrer offiziellen Partnerstadt. Das Quartett hinterließ eine Einladung in Obertshausen: „Welcome to Ukraine!“ (Michael Prochnow)

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