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Arif Ergüven will im Sommer als Vorsitzender des Ausländerbeirats in Obertshausen aufhören

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Schluss nach mehr als zwölf Jahren: Arif Ergüven hört als Vorsitzender des Ausländerbeirats auf. ARCHI
Schluss nach mehr als zwölf Jahren: Arif Ergüven hört als Vorsitzender des Ausländerbeirats auf. ARCHI © M

Der Nachfolger von Arif Ergüven als Vorsitzender des Ausländerbeirats steht schon fest. Die Wahl verschiebt sich allerdings um einen Monat.

Obertshausen – Arif Ergüven hört auf. Der Name sagt manchen Bürgerinnen und Bürgern nichts, für andere ist er die erste Anlaufstelle bei Problemen mit Behörden und Institutionen. Arif Ergüven ist Vorsitzender des Ausländerbeirats und vertritt mit dem Gremium mittlerweile fast die Hälfte der Bevölkerung in der „liebenswerten Kleinstadt“. Heute Abend wollte er sich von seinem Amt zurückziehen, ein Nachfolger steht in den Startlöchern. Stattdessen wird er vorm Bürgerhaus mit vielen anderen den Opfern des schweren Erdbebens in der Heimat seiner Familie gedenken.

Die Naturkatastrophe trifft den gebürtigen Türken persönlich: Er musste gerade seine Mutter beerdigen, die noch aus den Trümmern geborgen werden konnte, aber doch verstarb. Wie auch seine Tante, die sich bei ihr aufhielt. Die Entscheidung, sein Amt als Vorsitzender aufzugeben, war da aber schon gefallen: Der stellvertretende Schichtleiter ist in ein neues Projekt am Flughafen eingebunden, möchte sich auch mehr der Familie widmen.

Erstmals kandidierte er im November 2010 für die Wahlen zum Ausländerbeirat, die Runde ernannte ihn zum Vorsitzenden. Den Posten gibt er nun nach zwölfeinhalb Jahren ab, das Gremium gewann sein Mitglied Jorge Humberto De Oliveira Silva dafür, Ergüven nachzufolgen.

Der Portugiese soll in der März-Sitzung gewählt werden. „Ich werde meinen Nachfolger unterstützen und nach dem Sommer aufhören“, lautet Ergüvens Plan.

Er ließ sich damals für die Internationale Liste gewinnen, weil er „Leuten, die sich nicht so auskennen, ehrenamtlich helfen wollte“, sagt er. „Ich selbst hatte Glück, 1972, mit eineinhalb Jahren, hat mich mein Vater nach Rödermark-Ober-Roden geholt.“ In den katholischen Kindergarten wollte der Papa ihn nicht schicken, aber ein halbes Jahr Vorklasse, die Trinkborn- und die Osar-von-Nell-Breuning-Schule bereiteten ihn auf den Realschulabschluss vor. Die Eltern zog es zurück nach Hause, Arif Ergüven begann bei der Deutschen Post in Frankfurt eine Ausbildung zum Elektromechaniker. 1994 heiratete er seine Ehefrau, fand ein Haus in der Heusenstammer Straße in Obertshausen. Der Vater von vier Kindern arbeitet seit 24 Jahren als Betriebselektriker des Skyline-Bahnsystems am Airport.

Zu den Erfolgen seiner Amtszeit zählt er das große Fastenbrechen 2011 mit allen drei türkisch-stämmigen Vereinen in der Stadt und rund 800 Gästen im Bürgerhaus. Das islamische Gräberfeld wurde nach fast drei Jahren Diskussionen mithilfe von Bürgermeister Bernd Roth verwirklicht und wird nicht nur von Muslimen genutzt. Jetzt soll noch ein Baum als Zeichen der Verbundenheit zur Stadt gepflanzt werden.

Weiter steht er für Vermittlung: Ergüven steht hinter der Aktion, aus dem Kreis der Migranten Aktive für die Feuerwehr zu gewinnen. In fünf Kitas und vier Schulen hat sich der Rat als Vermittler und Übersetzer angeboten. „Mehr als die Hälfte der Gruppen und Klassen haben einen Migrationshintergrund“, weiß Ergüven. Auch drei christliche Kirchen haben sie angesehen, eine lehnte den Besuch ab.

Die Resolution, dass der Ausländerbeirat fortgeführt wird, haben die Stadtverordneten angenommen. Das Europafest, das zugleich das Freundschaftsfest des Beirats ist, haben sie mit Sponsoren vor den Sparplänen des Kreises Offenbach gerettet. 2023 könne das 30-jährige Bestehen der Organisation gefeiert werden. Er möge „wachsam die Sitzungen verfolgen“, gibt Ergüven seinem Nachfolger mit auf den Weg. Der Noch-Vorsitzende sei „bereit, den Ausländerbeirat aufzulösen – wenn es ein allgemeines Wahlrecht für die dauerhaft hier lebenden Migranten gibt“. (Von Michael Prochnow)

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