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Nationaltrainer in Obertshausen: Schüler probieren sich in der Sportart Goalball

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Von: Theresa Ricke

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Nationaltrainer Stefan Weil (links) freut sich über das große Interesse von Sportkoordinator Sebastian Hix (rechts) und seinen Schülerinnen und Schülern, die zum ersten Mal Goalball spielen.
Nationaltrainer Stefan Weil (links) freut sich über das große Interesse von Sportkoordinator Sebastian Hix (rechts) und seinen Schülerinnen und Schülern, die zum ersten Mal Goalball spielen. © ricke

Sich einmal nicht auf die Augen verlassen können: Diese Erfahrung haben Schüler der Hermann-Hesse-Schule in Obertshausen beim Goalball mit Nationaltrainer Stefan Weil gemacht.

Obertshausen – Blind wird ein einfacher Parcours plötzlich schwer: Unsicher tasten die Füße der Sechstklässler. Wo ist die Matte zu Ende? Wie breit ist die schmale Unterseite der Bank, über die balanciert werden soll? Wo ist das Hindernis, das es zu übersprungen gilt? Den Parcours hat Goalball-Nationaltrainer Stefan Weil für die Klasse der Hermann-Hesse-Schule (HHS) aufgebaut. Der Kurs hilft den Jugendlichen dabei, sich daran zu gewöhnen, nichts zu sehen. Am Ende der Doppelstunde dürfen sie auch richtig Goalball spielen.

Goalball ist eine Sportart, die auch sehbehinderte Menschen spielen können. In der Nationalmannschaft dürfen die Spieler sogar nur ein Sehvermögen von maximal zehn Prozent haben, um etwa bei den Paralympischen Spielen anzutreten. In den deutschen Ligen – es geht von der 1. bis zur 3. Bundesliga – sind allerdings auch Spieler mit voller Sehfähigkeit spielberechtigt. Alle tragen Masken, die sie während des Spiels nicht einmal berühren dürfen.

Blinder Parcours: Mit der Goalballmaske vor den Augen ist Balancieren deutlich schwieriger.
Blinder Parcours: Mit der Goalballmaske vor den Augen ist Balancieren deutlich schwieriger. © Ricke, Theresa

Nationaltrainer im Goalball: Schüler in Obertshausen versetzen sich in blinde Menschen

Wenn das Sehen wegfällt, werden andere Sinne wichtiger: In dem 1,25 Kilogramm schweren Ball ist ein Glöckchen, das leise klingelt. Dementsprechend muss es bei diesem Spiel sehr leise sein. Die Linien, die das Feld begrenzen und den Spielern anzeigen, wo ihre Position ist, werden durch eine feine Schnur verstärkt, die auf den Boden geklebt wird. So geben sie sowohl beim Angriffswurf als auch beim Verteidigen am Boden Orientierung.

Sich zurechtfinden ist schwieriger, wenn die Augen ausfallen. Zuhause mag es noch einfacher sein, sich im Dunkeln zu bewegen. So geht es auch Blinden. „Je besser sie sich auskennen, desto weniger Hilfe brauchen sie“, sagt Weil, der für den Deutschen Behindertensportverband arbeitet.

Schüler in Obertshausen spielen unter Aufsicht des Nationaltrainers zum ersten Mal Goalball

Wenn es für die unerfahrenen Schüler ans Spielen geht, ist eins besonders wichtig: das Gesicht schützen. In der Nationalmannschaft schafft der beste Spieler Wurfgeschwindigkeiten von bis zu 90 Kilometer pro Stunde. Der Ball wird nach einer Drehbewegung ähnlich wie beim Bowlen flach geworfen. Die Verteidiger befinden sich in einer knienden Grundposition und bewegen sich nur nach dem Klang des Balles, um ihn vor dem neun Meter breiten Tor abzuwehren. Dabei sollte der obere Arm immer vorm Gesicht sein, um blutende Nasen zu verhindern. Weil könne da aus eigener Erfahrung sprechen.

Dass alle Kinder am Abschlussspiel teilnehmen möchten, findet Weil, der schon einmal in der HHS aber auch in anderen Bildungseinrichtungen Aktionstage mitgestaltet hat, bemerkenswert. „Sonst gibt es immer zwei bis drei Schüler, die zurückhaltend sind.“ Den Sechstklässlern der HHS macht das Spiel offensichtlich Spaß. Ein großes Lob spricht er der Klasse aus, die es „ganz schön gut“ gemacht habe. Sie hätten sich gegenseitig korrigiert und ermahnt, still zu sein. Weil ist es ein Anliegen, mit der Sportart zu zeigen, „wie sehr wir uns auf unsere Augen verlassen“. Bei der nächsten Begegnung mit einem blinden oder hinsichtlich der Augen eingeschränkten Menschen können sich die Schülerinnen und Schüler nun hoffentlich besser in diesen hineinversetzen, hofft Weil.

Ball abwehren: Beim Abschlussspiel zeigen sich alle Schülerinnen und Schüler motiviert.
Ball abwehren: Beim Abschlussspiel zeigen sich alle Schülerinnen und Schüler motiviert. © Ricke, Theresa

Hermann-Hesse-Schule in Obertshausen: Große Begeisterung für Goalball nach Schnupperstunde

Sportkoordinator Sebastian Hix ist über die Unfallkasse Hessen auf das Angebot eines Aktionstages aufmerksam geworden. „Goalball ist etwas ganz Neues, das ich noch nie unterrichtet habe“, sagt der Sportlehrer. Ihn freue es besonders, dass die neue und großteils unbekannte Sportart von einem Experten vorgestellt wird. Die Reaktionen der Schüler – die sechste Klasse hat nur den Anfang gemacht und es hat bereits einen Besuch von Stefan Weil gegeben – seien sehr positiv. „Für die Älteren ist es etwas leichter, leise zu sein. Aber alle sind begeistert, etwas Neues und Ungewohntes auszuprobieren“, sagt Hix.

Bald könnte es nicht mehr neu sein, blind Bälle zu werfen. Die Spielmaterialien gehören der Schule und können genutzt werden. Und weil die Sechstklässler so motiviert sind, kündigt Weil an, mit Sportkoordinator Hix über einen weiteren Besuch in Obertshausen zu sprechen. (Theresa Ricke)

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