Neue Wehrführerin in Obertshausen wählt einen kommunikativen Führungsstil

Die Feuerwehrspitze hat sich neu zusammengesetzt. Isabelle Wenzel tritt in Obertshausen in die Fußstapfen von Leith Aissa.
Obertshausen – Wer sich nicht schon seit der Jugend mit Feuerwehr beschäftigt, guckt in die Halle des Feuerwehrhauses an der Waldstraße und sieht zahlreiche rot-weiße Autos, die auf den ersten Blick fast gleich aussehen. Doch hinter jedem Griff, jeder Abdeckung steckt ein anderes Utensil. Im Notfall ist keine Zeit zu suchen. Isabelle Wenzel weiß, wo sich was befindet. Das hat sie in vielen Jahren, zahlreichen Einsätzen und Fortbildungen gelernt. Seit Kurzem ist sie die neue Wehrführerin im Stadtteil Obertshausen. Ihre Erfahrung möchte sie an die nächste Generation, die sie teilweise schon kennt, seit diese als Kinder zur Feuerwehr kamen, weitergeben.
Nach einem Jahr im Ausland während des Studiums hat Wenzel 2018 angefangen, sich mehr Zeit für Feuerwehrlehrgänge zu nehmen. 2020 ist sie zur stellvertretenden Wehrführerin ernannt worden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt sei klar gewesen, dass sie in die Fußstapfen von Leith Aissa als Wehrführerin treten möchte.
Zusammen mit ihrem Stellvertreter Manuel Roth führt Wenzel nun die Obertshausener Wehr. Auch die Feuerwehr in Hausen und die Stadtbrandinspektion haben sich kürzlich neu aufgestellt. „Wenn sich alle Positionen neu zusammenwürfeln, gibt es noch Punkte, an denen gearbeitet werden muss. Das entwickelt sich“, freut sich Wenzel über eine gute Zusammenarbeit. Sie übernehme viele Strukturen ihres Vorgängers, die ihrem Stil entsprächen, aber durch sechs neue Köpfe an der Spitze würden auch viele neue Ideen ausprobiert.
Wenzels Zeit bei der Jugendfeuerwehr habe sie stark geprägt. Sie hat mit 15 Jahren den Einstieg gefunden – vergleichsweise spät. Schnell merkt sie, dass es nicht nur um technische Aufgaben geht, sondern vor allem die Kameradschaft ihr viel gibt. „Hier findet man Freundschaften, die über die Feuerwehr hinausgehen.“ Immer gebe es jemanden, der Hilfe anbietet.
Jeder, der sich der Feuerwehr verschreibt, habe ein „klassisches Helfersyndrom“, sagt Wenzel. Das zeige sich eben nicht nur nach außen, wenn es zu einem der etwa 300 Einsätze pro Jahr geht, sondern auch danach. Denn die verantwortungsvolle Aufgabe der freiwilligen Helfer kann gefährlich und belastend werden. Besonders ein Einsatz, bei dem ihr Team auf der Autobahn in einen Unfall verwickelt und Kameraden verletzt wurden, ist Wenzel im Kopf geblieben. 2015 ist der Eigenunfall geschehen. „Vom Helfer sind wir zu Betroffenen geworden.“ Das habe das ganze Team stark mitgenommen.
Zum Glück passiere so etwas nur selten. Doch immer wieder komme es vor, dass Einzelne eine Szene am Einsatzort noch länger beschäftige. In diesen Fällen möchte Wenzel für ihre Kameraden da sein, achtet auf verändertes Verhalten und bietet ein Gespräch an. „Hier ist jedem klar, dass das kein Zeichen von Schwäche ist. Wir sind alle Menschen.“
Der Kopf realisiert vieles erst, wenn der Einsatz abgeschlossen ist, sagt Wenzel. In der Stresssituation muss die Mannschaft funktionieren, ohne viel denken zu müssen. Auch wenn sie als Einsatzleiterin selbst nicht weiß, was sie erwartet oder sich neuen Herausforderungen stellen muss, versucht Wenzel, nach außen Ruhe auszustrahlen. „Gerade wenn man ganz jung ist und beim ersten Verkehrsunfall dabei, will man alles richtig machen und ist voller Adrenalin. Wenn man dann ein paar Mal dabei war, bekommt man Routine.“
Unterschiedliche Erfahrungsstände werden über das Team aufgefangen. Wenzel gibt sich als kommunikative und integrierende Wehrführerin, die gerne im Team arbeitet. Das scheint auch bei den jüngeren Mitgliedern anzukommen. „Wir haben viele junge motivierte Kameraden, die am liebsten in einem Monat alle Lehrgänge machen wollen.“ Doch wie Isabelle Wenzel früher werden auch sie Stück für Stück an ihre Aufgaben herangeführt. (Theresa Ricke)