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„Haben ruhig gewohnt“: Wie basketballspielende Kinder für Unmut im Kreis Offenbach sorgten

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Von: Theresa Ricke

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Jeden Tag spielen Kinder in Obertshausen (Kreis Offenbach) Basketball. Anwohner beschweren sich und wünschen sich ihre Ruhe zurück: Die kontrovers diskutierte Geschichte im Rückblick.

Das Jahr 2022 lieferte viele spannende, emotionale und unglaubliche Geschichten. Für einige diese Geschichten haben sich Sie, liebe Leser und Leserinnen, ganz besonders interessiert. Zum Jahresende präsentieren wir Ihnen die meistgelesenen lokalen Geschichten aus der Region und Hessen noch einmal. Heute: Wie basketballspielende Kinder in Obertshausen für Diskussionen sorgten.

Obertshausen – Blop, blop, blop. Das Geräusch, das der Basketball beim Aufschlagen auf den Boden erzeugt, hört der Obertshausener Joachim Sattler nach eigenen Angaben täglich. Auf dem ehemaligen Festplatz in der Vogelsbergstraße neben dem Familienzentrum ist im Februar ein Basketballfeld installiert worden. Zwei Körbe und ein Fußballtor stehen nun dort.

Sattler ist Anwohner und sieht seine Ruhe dadurch gestört: „Wir wohnen seit 36 Jahren in Obertshausen und haben auch ruhig gewohnt, das ist jetzt leider vorbei“, wendet sich Sattler an unsere Zeitung. Ab Schulschluss um die Mittagszeit würden die Bälle fliegen. Das Auto der Nachbarin sei schon beschädigt, Bälle vom Nachbargrundstück, ohne zu fragen, geholt worden. Auch am Wochenende sei keine Ruhe, manchmal bis spät abends. Er habe nichts gegen spielende Kinder und Jugendliche, „aber warum wird ein Platz in einem Wohngebiet gebaut“, fragt sich Sattler.

Stören sich schon länger am Lärm auf dem Basketballplatz: Anwohner Joachim Sattler und Elvi Rubner beklagen schon im April, wie dieses
Stören sich schon länger am Lärm auf dem Basketballplatz in Obertshausen (Kreis Offenbach): Anwohner Joachim Sattler und Elvi Rubner. © LUKAS REUS

Familienzentrum Obertshausen (Kreis Offenbach): Basketballplatz soll nicht wegfallen

Bürgermeister Manuel Friedrich sagt auf Anfrage, dass die Jugendfläche nach einem Stadtverordnetenbeschluss in der nord-östlichen Ecke des Platzes errichtet wurde. Beim Bau des Familienzentrums sei festgelegt worden, dass der Basketballplatz, der dort weichen musste, im näheren Umfeld neu entstehen soll. Konkret genau dort, wo er jetzt steht.

Sattler würde sich eine Verlegung wünschen. Wenn die Körbe im vorderen Bereich des Festplatzes stehen würden, also näher an der Straße und nicht direkt vor den Privatgrundstücken, wäre er vollauf zufrieden, sagt der Rentner. Ein Auffangzaun – zum Beispiel L-förmig um die Körbe – sollten das Spielfeld begrenzen, so Sattlers Idee. „In Richtung Familienzentrum grenzt ein Altenheim an. Dort wird niemand von dem Geräusch gestört. Und auf der anderen Straßenseite ist die Kita, da ist nachmittags auch niemand, den das Spiel nerven könnte“, argumentiert Sattler.

Ärger um Basketballplatz in Obertshausen: Stadt bringt Argumente gegen eine Verlegung

Für eine Verlegung sei ein entsprechender neuer Beschluss nötig, sagt Erster Stadtrat Michael Möser. Dieser müsste eingeholt werden. Bei einem Ortstermin des Magistrats mit den Anwohnern sei man allerdings zu der Meinung gekommen, den Platz erst einmal so beizubehalten. Möser: „Eine Verlegung in Richtung der Straße würde Kosten im sechsstelligen Bereich bedeuten.“

In der Nähe von befahrenen Straßen gebe es genaue Vorlagen etwa für die Höhe von Schutzzäunen. Das sei ein Grund gegen die Verlegung. Ein anderer ist, dass es in dem Beschluss der Stadtverordneten auch heißt, dass eine Nutzung als Festplatz möglich bleiben soll. Deshalb seien feste Spielelemente nur am Rand des Platzes installiert worden.

Stadt setzt auf mehrere Maßnahmen: Ballfangschutz in Obertshausen (Kreis Offenbach)

Um die Situation für die Anwohner zu verbessern, setzt die Stadt auf zwei Maßnahmen: Ein Ballfangschutzzaun soll die Bälle abfangen, sodass sie nicht mehr auf den Grundstücken landen. Um in den Abendstunden dafür zu sorgen, dass die Benutzungszeiten des Platzes eingehalten werden – ab 21 Uhr muss Ruhe sein – soll ein Sicherheitsdienst eingesetzt werden, der von Juni bis September auch an Wochenenden und abends bis nachts im Einsatz sein soll.

Möser betont, dass dieser Sicherheitsdienst alle Spiel- und Bolzplätze im Auge haben wird, bei denen Fälle von Ruhestörungen bekannt sind. Friedrich ist zuversichtlich, dass die Maßnahme erfolgreich sein wird: „In Neu-Isenburg oder Dreieich zum Beispiel haben sich mit dem Sicherheitsdienst Verbesserungen gezeigt.“ (Theresa Ricke)

Erst kürzlich hatte der Lärm einer Klimaanlage für Ärger in Offenbach gesorgt und Anwohnern den Schlaf geraubt.

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