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Erster Tag ist am schwersten: Familie Friedrich nimmt Hunde aus Kroatien zeitweise auf

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Von: Jan Max Gepperth

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Zuhause auf Zeit: Bei Dominika, Michael, Belinda (vorne links) und Selina Friedrich fühlen sich Pan Tau (rechts) und Merlin pudelwohl.
Zuhause auf Zeit: Bei Dominika, Michael, Belinda (vorne links) und Selina Friedrich fühlen sich Pan Tau (rechts) und Merlin pudelwohl. © Gepperth

Gäste, die an der Tür klingeln, werden von zwei munteren Energiebündeln begrüßt. Die beiden heißen Pan Tau und Merlin und sind vier und ein Jahr alt. Zurzeit wohnen sie bei Familie Friedrich in Obertshausen, die bereits seit Oktober 2019 regelmäßig Hunden ein temporäres Zuhause bietet.

Obertshausen – „Ich wollte schon immer einen Hund haben, aber wir hatten nie wirklich die Zeit dafür“, erinnert sich Belinda Friedrich, die jüngste Tochter. „Dann bin ich auf die Sache mit den Pflegehunden gestoßen.“ Also entschied sich die Familie, die neben Belinda aus ihren Schwestern Alisa und Selina sowie den Eltern Dominika und Michael besteht, sich als Pflegestelle bei der Hundehilfe Lesika zu registrieren. Der in Obertshausen ansässige Verein unterstützt das zweitgrößte Hundeauffangstation in Kroatien und kümmert sich um die Vermittlung der Tiere (wir berichteten).

Mittlerweile hat Familie Friedrich mit Pan Tau und Merlin ihren 18. und 19. Schützling aufgenommen, berichtet Belinda. „Im Schnitt sind die Hunde immer so zwei bis vier Wochen bei uns“, sagt sie. „Aber einer war auch schon einmal vier Monate da.“

Wie lange eine Fellnase bei Familie Friedrich sei, richte sich danach, wie schnell sie vermittelt werden könne, fügt Vater Michael hinzu.

Alle paar Wochen holt Lesika ihre bereits vermittelten Hunde aus Kroatien nach Deutschland. Sind bei diesen Transporten noch Kapazitäten frei, so werden weitere Hunde nach Deutschland gebracht, um sie in Pflegestellen unterzubringen. Dabei handelt es sich laut Mutter Dominika oft um Tiere, die raus aus der Station müssen, da sie sich mit den anderen Artgenossen nicht verstehen oder sie sonst schwer vermittelt werden.

Kommt der Hund dann zur Pflegestelle, so ist einiges an Erziehungsarbeit zu leisten, berichtet die Familie. „Wir bringen den Hunden die grundlegenden Dinge bei wie beispielsweise Leinenläufigkeit oder die Stubenreinheit“, sagt Belinda. Auch müssten die Straßenhunde an alltägliche Geräusche wie Staubsauger oder Fernseher gewöhnt werden. „Teilweise waren sie noch nie in einem Haus“, erläutert Mutter Dominika. „Wir wollen den Hunden einfach die Angst nehmen.“

Der erste Tag sei laut der ältesten Tochter der schwerste- „Die Pflegehunde kennen noch nichts und sind aufgeregt und verängstigt“, sagt sie. Daher schliefen sie meistens auch noch nicht viel. „Aber nach zwei, drei Tagen wird es leichter“, bestätigt Belinda und verweist darauf, dass Pan Tau und Merlin, die erst seit vier Tagen bei ihnen seien, sich bereits super eingelebt hätten.

„Man spürt, dass die Hunde irgendwie dankbar sind aus der Station und zu Ruhe zu kommen“, schildert Dominika ihren Eindruck. In der Auffangstation sei es immer sehr laut und daher tue den meisten Tiere die Stille gut. „Man hat das Gefühl, dass sie sich von ihrer besten Seite zeigen wollen“, sagt die Mutter.

Das Pflegetier wieder abzugeben, nachdem man sich mit ihm eingelebt hat, sei für die Familie mittlerweile kein Problem. „Das ist vergleichbar mit einem Urlaub“, sagt Vater Michael. „Man ist traurig, dass der Urlaub vorbei ist – freut sich aber auf den Nächsten.“ Dem stimmt Dominika zu und ergänzt: „Die Freude ist einfach groß, wenn der Hund ein tolles Zuhause gefunden hat – es ist wie bei einem Kind, das erwachsen wird und dann auszieht.“

Um als Pflegestelle aktiv zu sein, brauche man laut der Friedrichs vor allem Zeit, Geduld und Liebe. Man müsse sich nämlich auf jeden Hund vollkommen einlassen können. Gerade zu Beginn stinken sie noch und besitzen noch keinerlei Erziehung. Zudem sei die Arbeit als Pflegestelle auch ein Kostenfaktor. „Wir machen das alles ehrenamtlich – nur mögliche Tierarztkosten werden vom Verein übernommen“, schilder Dominika. Mitglied im Verein müsse man nicht sein, aber trotzdem schließe man als Pflegestelle einen Vertrag mit Lesika ab. „Darüber sind die Tiere dann auch versichert“, berichtet Michael.

Familie Friedrich hilft auch bei der Vermittlung ihrer Pflegehunde mit. Wir suchen dann gemeinsam mit dem Vermittler der Hundehilfe unter den Interessenten einen potenziellen Kandidaten aus und Laden ihn ein“, erzählt Michael. „In der Regel ist es so, dass das dann auch direkt der Richtige ist.“

Bei der Entscheidung können sich die Interessenten Zeit lassen, den Hund sogar mehrmals bei der Familie besuchen. „Wir sagen immer: Schlafen Sie noch eine Nacht darüber – wir wollen jetzt keine Antwort von Ihnen hören“, meint die Mutter.

Auch Pan Tau und Merlin sind noch zu vermitteln. Wer die beiden kennenlernen möchte, kann sich per Mail an sandra@lesikamail.de melden. (Von Jan Max Gepperth)

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