Wie das Chlor ins Wasser kommt: Monte Mare Obertshausen gewährt Blick in den Keller

Von der Wurstküche bis zur Leichenhalle. In den kommenden Wochen werfen wir in loser Reihenfolge einen Blick in Räume und auf Orte, zu denen nicht jeder Zutritt bekommt. Heute gewähren Carsten Kuczewski, Betriebsleiter des Monte Mare Obertshausen, Thomas Deibicht, Technischer Leiter, und Vincenzo Volpicella von der Haustechnik Einblicke in die Arbeit, die unter dem Obertshausener Erlebnisbad stattfindet.
Obertshausen – Ein lautes Rauschen dröhnt in den Ohren, während einem selbst ein Schwall warmer und schwüler Luft entgegenschlägt, wenn man die Kellerräume des Schwimmbades betritt. Dort unter dem Monte Mare wird das Wasser aufbereitet und kontrolliert. Dazu gibt es mehrere gesonderte Wasserkreisläufe, die voneinander getrennt sind. So hat das Kinderschwimmbecken einen anderen Kreislauf als beispielsweise das Freizeitbecken.
In jedem Schwimmbecken gibt es sogenannte Überlaufrinnen. Von dort fließt das überschüssige Wasser in einen Sammeltank – dem Schwallwasserbehälter. Aus diesem Sammeltank wird das genutzte Nass anschließend von Umwälzpumpen zur Filteranlage überführt. Auf dem Weg zur Filterung wird dem Wasser eine sogenannte Flockung hinzugefügt, berichtet Kuczewski. Mithilfe der Flockung werden ganz feine Partikel wie beispielsweise Haare oder Hautschuppen gebunden. „Diese Partikel sind oft zu klein, dass sie der gewöhnliche Filter sonst auffangen würde“, erläutert der Betriebsleiter.
Monte Mare Obertshausen sucht immer nach neuen Energiesparmöglichkeiten
Das Ergebnis der Filterung ist zum einen sauberes Wasser, zum anderen das sogenannte Schlammwasser. Letzteres ist eine mit den Nanopartikeln angereicherte, nicht so leicht zu filternde Flüssigkeit. Dieses kann im Monte Mare dann zu einer Ultrafiltrierungsanlage überführt werden. Durch die sich in der Anlage befindlichen Nanopartikelfilter wird das Wasser noch weiter aufbereitet. Eine solche Anlage ist nach Aussage des Betriebsleiters jedoch nicht in jedem Schwimmbad zu finden. „Nachdem das Wasser aus der Anlage kommt, ist es chemisch rein“, sagt Kuczewski. Daher muss es im Anschluss mit Natriumcarbonat angereichert werden, um es darauf wieder in den Badewasser-Kreislauf einlassen zu können. Das gefilterte Wasser wird anschließend auf den richtigen pH-Wert gebracht und auf die gewünschte Temperatur geheizt. Insgesamt verfügt das Monte Mare über zwei Gasbrenner sowie ein Blockheizkraftwerk, das sogar bis zu 250 Kilowattstunden Strom erzeugen kann. Aus diesem Grund hat das Erlebnisbad auch mit 20 000 Kilowattstunden pro Tag einen enormen Gasverbrauch. „Daher haben wir auch sehr stark mit steigenden Energiekosten zu kämpfen“, erläutert Deibicht. Vor allem, da man diese Kosten nicht unbedingt direkt an die Gäste weitergeben wolle. „Wir als Wirtschaftsunternehmen sind natürlich dazu verpflichtet, eine positive Bilanz zu haben“, sagt Kuczewski.

Daher versuche man stets, Strategien zu entwickeln, um Energie zu sparen. So kommen sowohl beim Wasser als auch bei der Luft Wärmetauscher zum Einsatz. Das bedeutet, dass die warme Luft beziehungsweise das warme Wasser über ein Wärmeleitsystem mit dem kalten, neuen Wasser beziehungsweise der Luft in Kontakt kommt. So könne die Energie zumindest teilweise übertragen werden.
Computer analysiert das Badewasser des Monte Mare Obertshausen
Nachdem das Wasser den richtigen pH-Wert und die gewünschte Temperatur hat, kann nun das Chlor hinzugegeben werden. Dies funktioniert im Monte Mare über Tabletten. Diese werden von einer Maschine von unten befeuchtet, sodass sie sich auflösen. Die so entstandene Lösung wird anschließend nach Bedarf in den Wasserkreislauf eingespeist, ehe das so entstandene Gemisch dem Badewasser wieder zugeführt wird. „Das Signal, wie viel Chlor gebraucht wird, kommt von einem entsprechenden Computer“, schildert Volpicella den Ablauf.

Dieser Computer heißt Depolux und analysiert rund um die Uhr das Badewasser. Dabei wird sowohl der Chlorgehalt als auch der pH-Wert stetig kontrolliert und gegebenenfalls angepasst. Trotzdem wird das Wasser dreimal am Tag manuell beprobt. „So gut jede Technik ist – sie kann immer mal versagen“, begründet Betriebsleiter Carsten Kuczewski diese zusätzliche Sicherheitsvorkehrung. „Nur so kann sichergestellt werden, dass das Wasser auch so ist, wie es sein soll.“ Abgesehen von diesen Checks, wird das Monte Mare auch einmal im Monat vom Gesundheitsamt überprüft und das Badewasser auf mögliche Gesundheitserreger getestet.
Monte Mare Obertshausen gibt Mitarbeitern Fortbildungsmöglichkeiten
Um all diese Tests absolvieren und die Maschinen entsprechend bedienen zu können, braucht es fachkundiges Personal. „Der Haustechniker im Schwimmbad muss eigentlich Wasser und Wärmetechniker, Schreiner oder Elektrotechniker sein“, schildert der Technische Leiter die Anforderung.
„Das Spektrum ist einfach riesig.“ Daher sei es wichtig, dass man nicht nur eine große Berufserfahrung habe, sondern auch das Interesse sich stetig weiterzubilden. „Der 20-Jährige, der frisch von der Gesellenprüfung kommt, kann das hier gar nicht wuppen“, meint Deibicht. „Bei uns ist das ein stetiger Lernprozess.“ Dieser werde aber im Unternehmen gefördert. „Wenn wir eine Schulung machen wollen, bekommen wir die Möglichkeit“, sagt Volpicella. „Wir werden da nicht einfach ins kalte Wasser geschmissen.“ (Von Jan Max Gepperth)
