Von der Straße in ein neues Leben: „Hot Dogs Club“ vermittelt Straßenhunde

Eigentlich ist der „Hot Dogs Club“ eine Hundepension. Doch vor allem seit Corona vermittelt der Club auch Straßenhunden aus Süd- und Osteuropa in ein neues Leben.
Obertshausen – Ronja ist erst ein halbes Jahr alt und noch sehr schüchtern im Umgang mit Menschen. Die Hündin wurde zusammen mit ihren Schwestern auf einer Müllkippe in Griechenland von einer Urlauberin gefunden. Die Rippen, die sich an ihrer Seite durch das Fell drücken, sind noch Überbleibsel dieser schweren Zeit. Doch nun scheint sich für den Mischling alles zum Guten zu wenden, denn seit wenigen Wochen ist sie in der Hundepension „Hot Dogs Club“ bei Linda Schmelz und Lena Hofmann untergebracht. Hier werden Hunde wie Ronja aufgenommen und in ein liebevolles Zuhause vermittelt.
Seit zweieinhalb Jahren besteht die Hundetagesstätte nun in der Spessartstraße 40 in Obertshausen (Kreis Offenbach). Schon von Anfang an haben sie auch Hunde vermittelt, berichtet Inhaberin Linda Schmelz. „Doch so richtig hat das erst mit Corona Fahrt aufgenommen“, sagt Schmelz.
Corona im Kreis Offenbach: Viele Menschen sehnen sich nach Haustieren
Seit Beginn der Corona-Pandemie habe der Wunsch bei vielen Menschen nach einem vierbeinigen Lebensbegleiter stark zugenommen. Leider landen dabei auch immer wieder viele dieser „Corona-Hunde“ im Tierheim, weil die Besitzer überfordert sind – aber nicht nach der Vermittlung des „Hot Dogs Clubs“. Die Hunde kommen vorwiegend aus staatlichen wie auch privaten Tierschutzprojekten aus Ländern in Süd- und Osteuropa wie Rumänien, Ungarn, Italien, Griechenland und Spanien.
Dort leben die Vierbeiner häufig auf der Straße. So wie der dreijährige Deutsch-Drahthaar Vino, der von einem Jäger in Bulgarien ausgesetzt wurde, weil er nicht jagen wollte. Dortige Tierschutzvereine locken Hunde wie Vino mit Futter an und bringen sie dann zu Pflegestellen, die die Hunde an den Menschen und an unterschiedliche Dinge wie Gassigehen, Staubsauger oder Autos gewöhnen. Dafür erhalten die Menschen vor Ort gut 2,50 Euro pro Tag und Tier. Bei maximal zehn Hunden kommen dann 25 Euro pro Tag zusammen.
Viel Geld für Menschen in Rumänien. „Ich bin von diesem Konzept überzeugt, weil dadurch schon einige Menschen vor Ort selbst zu Tierschützern wurden, die sich nun für die Hunde einsetzen“, sagt Schmelz. So könne auch bei der Bevölkerung in den Ländern ein Umdenken stattfinden. Die Mitarbeiterin Lena Hofmann ist privat ebenfalls in dem Tierschutzverein Resq Dogs engagiert, der Hunde vor Ort unter anderem kastriert, um deren Vermehrung zu bremsen.
Obertshausen (Kreis Offenbach): Hundepension arbeitet nicht mit staatlichen Sheltern
Die Hunde, die bei Hot Dogs Club dann vermittelt werden, seien aufgrund ihrer Zeit in den Pflegestellen meist auch für Menschen geeignet, die noch kaum Erfahrung mit der Hundehaltung haben. Mit den staatlichen Sheltern arbeite man dagegen nicht zusammen. „Dort gibt es häufig Kopfgeldjäger, die für jeden Hund, den sie fangen, bezahlt werden“, sagt Schmelz, „und wenn die Hunde nicht vermittelt werden, werden sie einfach vergast.“
Wer einen Hund adoptieren möchte, sollte zunächst über die Webseite einen Interessentenbogen ausfüllen. Auf der Seite sind auch alle Hunde die zu vermitteln sind, porträtiert. Anschließend wird man kontaktiert, ob man für die Adoption in Frage kommt. Ist dies erfolgreich, können sich Hund und Halter auch vorher kennenlernen. Da der Hot Dogs Club kein Verein ist, müsse man allerdings etwas tiefer in die Tasche greifen. Mit Kosten von 650 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer ist zu rechnen, so Schmelz. In Tierheimen wird ein Teil der Kosten über Spenden gedeckt. Die Hunde sind geimpft und gechippt sowie gegen Würmer und Hautparasiten behandelt. Ab einem Alter von sechs Monaten auch kastriert.
Obertshausen: Hundepension begleitet auch nach der Vermittlung
Auch wird zwischen dem neuen Halter und der Pension ein Übernahmevertrag gemacht, damit der Hund, falls es doch nicht passen sollte, nicht in ein Tierheim kommt, sondern wieder vom Hot Dogs Club aufgenommen wird.
Infos und Kontakt
hotdogsclub.de oder Telefon: 0176 43589973 (10 bis 17 Uhr).
„Wir stehen mit den neuen Besitzern in Kontakt, können an Hundetrainer vermitteln oder helfen natürlich auch bei allen weiteren Fragen“, sagt Linda Schmelz, „außerdem kommen die Hunde auch vergünstigt bei uns unter.“ (Lukas Reus)