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Im Living Room der Obertshausener Waldkirche steht das Zusammensein im Mittelpunkt

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Von: Theresa Ricke

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Bei Kaffee und Brötchen tauschen sich Magarita Moreno, ihre Sitznachbarinnen Karen Kellner und Rita Wysemborski im Living Room zum Beispiel über das Thema gesunde Ernährung und Bewegung aus.
Bei Kaffee und Brötchen tauschen sich Magarita Moreno, ihre Sitznachbarinnen Karen Kellner und Rita Wysemborski im Living Room zum Beispiel über das Thema gesunde Ernährung und Bewegung aus. © Ricke

Im Living Room der Waldkirche in Obertshausen sollen sich die Besucher wie Zuhause fühlen. Viele der Besucher sind dankbar, einen solchen Ort zu haben.

Obertshausen – Im Gemeindehaus der Waldkirche herrscht eine heimelige Atmosphäre. Die Besucher des Begegnungszentrums Living Room sitzen an fünf Tischen zusammen. Vor ihnen stehen Tassen mit Kaffee oder Tee, während der Blick durch die großen, bodenhohen Fenster verrät, dass es Herbst wird. Auf den Tischen brennen Kerzen. Als Dekoration dienen kleine Herzen aus Holz. All das lädt zu einem Schwätzchen ein. Die Stimmen schwirren durch den Raum. Die Besucher haben sich viel zu erzählen.

„Das hat während der Einschränkungen in der Pandemie gefehlt“, sagt Inge Möbius. Sie trägt die Verantwortung für den Living Room. Seit sieben Jahren hilft sie dort mit. Living Room heißt Wohnzimmer – und genau diese Atmosphäre versucht Möbius zwei Mal die Woche herzustellen. Dienstags treffen sich die Teilnehmer von 12.30 bis 15 Uhr. Donnerstags von 10 bis 12 Uhr.

Im Living Room in Obertshausen steht auch Sport oder Musik auf dem Programm

Die Gruppe kommt meistens in derselben Besetzung zusammen. Wer nicht kann, meldet sich ab. Und wer den Termin vergessen könnte, bekommt morgens von Inge Möbius eine Erinnerung: „Unser Günther ist schon etwas vergesslich. Ihn rufe ich zur Sicherheit an.“ Zu den bekannten Gesichtern gesellen sich jedoch auch Neulinge dazu. In den Ferien ist ein Vater mit seinen beiden Kindern zum ersten Mal vorbeigekommen. Sie stammen aus der Ukraine.

Jeden Dienstag steht bei der Gruppe Gymnastik auf dem Plan. Die Älteren machen alles im Sitzen. Die ukrainische Familie führt die Übungen im Stehen aus. Neben der gemeinsamen Bewegung steht oft Singen oder Basteln auf dem Programm. Einmal im Monat kommt Gemeindepädagogin Corinna Seger mit ihrer Gitarre vorbei.

Im Living Room in Obertshausen treffen sich Menschen auf allen Regionen

Das gefällt auch Christel Schroth, die seit fünf Jahren beim Living Room hilft: „Es ist schön, wenn ein bisschen Musik gemacht wird.“ Sie bereitet dieses Mal zusammen mit vier anderen Freiwilligen die Brötchen für ein spätes Frühstück vor. Jedes wird mit Ei, Tomate oder Gurke garniert. Früher hat es öfter Suppe gegeben, die sie in der gut ausgestatteten Küche zubereitet haben, erinnert sich Schroth. Als sie aufgehört hat zu arbeiten, hatte sie Zeit zu helfen, wollte es mal ausprobieren und ist seitdem dabeigeblieben. So wie die meisten Besucher. Trotzdem würde sich Schroth wünschen, dass sich öfter neue Gesichter zeigen: „Es könnten mehr kommen.“

Die, die kommen, sind treu. Magarita Moreno ist zusammen mit ihrer Nachbarin Karen Kellner zu Besuch. Die beiden Frauen haben sich über ihre Söhne kennengelernt, die zusammen studiert haben. Moreno ist mit 28 Jahren von Spanien nach Deutschland gezogen. Drei Jahre später hat sie ihren Mann geheiratet. Er ist vor zwei Jahren verstorben. Im Living Room hat sie Gesellschaft. Ähnlich geht es auch Yasue Krebs. Die gebürtige Japanerin wäre zu Hause nur alleine. Das ist ihr zu einsam. Sie ist lieber unterwegs: „Ich mache für jeden Tag einen Plan.“ Ob einkaufen, ihren Sohn besuchen oder zum Living Room gehen, sie möchte aktiv bleiben. „Hier verstehen sich alle gut“, sagt sie über die Gruppe, die neben Spaniern, der Japanerin und Deutschen auch noch Mitglieder aus Russland und Finnland hat.

Alle zeigen ihre Dankbarkeit für das Essen und das Zusammensein in einem kurzen Gebet. Nach dem Moment der Stille füllen wieder Gespräche den Raum. Darum geht es im Living Room. „Alle gehen danach mit einem Lächeln nach Hause“, freut sich Inge Möbius. (Theresa Ricke)

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