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Jeden Tag unterwegs: Björn Simons (CDU) Wahlkampfendspurt hat sich gelohnt

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Demonstrierte Bürgernähe: Björn Simon (links) tritt potenziellen Wählern mit Hemd und Jeans entgegen.
Demonstrierte Bürgernähe: Björn Simon (links) tritt potenziellen Wählern mit Hemd und Jeans entgegen. © M

„Guten Tag. Mein Name ist Björn Simon, ich möchte sie nur an die Bundestagswahl erinnern.“ Dabei streckt der CDU-Kandidat für den Westkreis und die Stadt Offenbach der Dame in der geöffneten Tür einen Prospekt entgegen, in dem der Obertshausener sich und seine politischen Ziele vorstellt. „Danke, ich habe schon gewählt“, lautet nicht selten die Reaktion.

Obertshausen – Zumindest in der ruhigen Siedlung um die Elsa-Brändström-Straße im Nordwesten Rumpenheims haben viele Bürger von der Briefwahl Gebrauch gemacht.

Das bekommt Simon am Samstag häufig zu hören. Zum Endspurt des Wahlkampfes hat er sich ein anspruchsvolles Programm vorgenommen. Es es hat sich offenbar gelohnt.

Seine erste Station: die Bäckerei im Herzen von Rembrücken. Einige Kunden sprechen den Politiker an: Die Bus-Anbindung an die Lederstadt sei spärlich, der Sohn brauche lange und müsse zweimal umsteigen, um zum Berufsschulzentrum zu gelangen. Ein Landwirt möchte hingegen weiterhin auf einem schmalen Streifen das Unkraut-Vernichtungsmittel Glyphosat auftragen, das im Verdacht steht, Krebs zu erregen. Der Landwirt argumentiert, dass die geringe Menge nicht schade.

Klares Bekenntnis zur 2G-Regel

Pünktlich um 9 Uhr parkt der Obertshausener Parteikollege Lukas Kreher den weißen Kleinbus mit dem riesigen Konterfei des Kandidaten auf dem Europaplatz in Dietzenbach. Im Stundentakt folgen Wahlstände in Dreieich und Neu-Isenburg.

Dort bewegen die Passanten immer wieder kommunale Themen. In der Hugenottenstadt steht neben der Bundestags- und der Landratswahl auch die eines neuen Bürgermeisters an. „Fragen zu örtlichen Angelegenheiten gebe ich immer an die Parteifreunde weiter“, stellt Simon klar.

Am Stadthof in Offenbach bekennt er sich auf Nachfrage zum Verzicht auf ein Tempolimit auf Autobahnen. Die Impfung sei der Ausweg aus der Pandemie, positioniert er sich gegenüber einem Unternehmer, der auf ein aktualisiertes Vakzin warten möchte. „Die Gastronomie darf nicht weiter leiden“, plädiert der Kandidat auch für die 2G-Regel – und gegen „harte Maßnahmen“. Unerwartet viele Leute befürworten das Ende der kostenlosen Tests, resümiert der Politiker.

1500 Wahlplakate für Björn Simon

Immer wieder überreicht der 40-Jährige seine Visitenkarten und lädt ein, ihn zu kontaktieren. Selbst gegenüber angriffslustigen Zeitgenossen bleibt er gelassen und signalisiert mit Jeans und weißem Hemd Bürgernähe. Und auch gegenüber den Konkurrenten von den Ständen der Parteien in unmittelbarer Nachbarschaft gibt es keine Berührungsängste. Immer gelingt ein kollegialer Plausch.

Seit drei Wochen ist Björn Simon fast täglich unterwegs. „Vor allem vormittags triffst du viele Leute an“, lautet seine Erfahrung, er führt dies auf das Homeoffice zurück. Wird ihm eine Tür nicht geöffnet, wirft er einen Gruß ein, dass er die Bewohner nicht angetroffen habe. „Das ist keine Werbung“, kennt er die Gesetzgebung. Auf Besuche in Mehrfamilienhäusern mit Maske verzichtet er, „das macht keinen Sinn“.

Insgesamt von 1 500 Plakaten lächelt er wahlkreisweit den Bürgern entgegen – am liebsten würde er darauf verzichten, „die landen alle im Müll“. Aber würde die Partei diese Form der Werbung nicht nutzen, „dann heißt es, die haben’s nicht nötig“.

Schock über das Bundeswahlergebnis

„Es gibt fast keine Veranstaltungen“, erläutert Simon, was ihm im Wahlkampf gefehlt habe. Bei Kerb, Wein- und Pfarrfesten käme man rasch mit vielen Menschen ins Gespräch, „diese Kontakte fehlen“.

Am Abend nach der Wahl hat Simon gemischte Gefühle. „Der Bundestrend ist natürlich spürbar“, analysiert er das knappe Ergebnis, bei dem er einen deutlichen Verlust im Vergleich zu 2017 verbuchen musste. „Ich muss nun eruieren, ob es an meiner Person oder am Trend liegt“, sagt er. Doch Simon zeigt sich auch dankbar darüber, dass er das Mandat erhalten hat. „Es macht mich sehr glücklich, dass ich vor allem in meiner Heimatstadt so deutlich gewinne“, meint er. „Es ist nicht selbstverständlich, dass die Bürger zur Urne gehen und mir entgegen des Bundestrends das Vertrauen schenken.“

Dass er das Mandat für den Wahlkreis 85 bekommen habe, ist in den Augen des Obertshauseners auch auf den intensiven Wahlkampf der vergangenen Tage zurückzuführen. „Ich war jeden Tag unterwegs und habe unterschiedliche Formate gemacht“, fasst er noch einmal zusammen. „Ich gehe fest davon aus, dass das noch einmal den Ausschlag gegeben hat.

Dass seine Partei auf Bundesebene so stark verloren hat, findet Simon „schrecklich“, ist aber seiner Meinung nach auch auf die Personalpolitik der Christdemokraten zurückzuführen. „In meinen Augen sind wir mit dem falschen Kandidaten ins Rennen gegangen.“ (Von Michael Prochnow Und Jan Max Gepperth)

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