Kleingärtnerverein Obertshausen legt Wert auf Geselligkeit

Mitgliederschwund, Nachwuchssorgen und zu wenig Ehrenamtler, die das Vereinsleben am Laufen halten. Probleme, mit denen immer mehr Vereine zu kämpfen haben. Bei den Kleingärtnern in Obertshausen sieht das anders aus.
Obertshausen – „Die Nachfrage nach unseren Parzellen ist groß“, sagt ein sichtlich zufriedener Vorsitzender Siegfried Wilz. Die Warteliste ist auf mehr als 30 angewachsen. Tendenz steigend. „Bei uns ist’s ja auch schön“, sagt der Ehrenvorsitzende Hans-Jürgen Möser und lacht.
„Geselligkeit spielt bei uns eine ganz besondere Rolle“, betont Wilz. „Das wird sich auch nicht ändern. Wir sind eine echte Gemeinschaft und versuchen das mit zahlreichen Veranstaltungen am Leben zu halten.“ Ob Kaffeetrinken am Maibaum, der Jahresausflug oder kleinere Feste – bei den Kleingärtnern am Rembrücker Weg ist immer etwas los. „Es ist uns wichtig, dass die Leute hier nicht einfach nur ihre Parzelle mieten und dann mit dem Rest nichts mehr zu tun haben, sondern immer wieder zusammenkommen und die Gemeinschaft leben“, betont Wilz. Das spüre man auch, wenn es um Arbeiten in den Gärten geht, wie Möser bestätigt. „Natürlich ist die Hilfsbereitschaft eine andere als damals, als die Anlage noch nicht so groß war“, sagt er. „Aber klar, man hilft sich, wo man kann. Und wenn ich mal in den Urlaub fahre, dann kümmern sich die Nachbarn um meinen Garten.“ Möser selbst wollte damals eigentlich gar keinen Garten pachten. „Mein Plan war eigentlich ein Campingplatz, aber als ich gehört habe, dass der Kleingärtnerverein gegründet wird, habe ich mich entschieden mitzumachen“, erläutert er. „Und das habe ich nicht bereut.“
43 Parzellen waren es zu Beginn. „Ich habe sie teilweise noch mit ausgemessen“, sagt Möser. Mittlerweile sind es 97 auf dem Gelände, das die Gärtner von der Stadt gepachtet haben. Eine Parzelle ist in etwa 300 Quadratmeter groß. „Gestaltet sind sie alle unterschiedlich“, wie Wilz betont. Dennoch gebe es Vorgaben, an die sich jeder Pächter und auch der Verein halten müsse. „Mindestens ein Drittel des Angepflanzten muss Obst oder Gemüse sein.“ Das Bundeskleingartengesetz sei Pflicht. „Die biologische Abbaubarkeit spielt ebenfalls eine wichtige Rolle“, sagt er. Dafür gebe es auch extra einen Pflanzenschutzbeauftragten und zwei Berater.
Faktoren, die bei vielen Interessierten gerne auch mal unterschätzt werden. „Wer denkt, er bekommt einen Garten und muss sich um nichts kümmern, der liegt falsch“, sagt der stellvertretende Vorsitzende Hans-Jörgen Schuster. Man sei keine Freizeitanlage. „Deshalb gibt es auch mit den Interessierten immer ein Informationsgespräch“, erläutert Wilz. Dabei gehe es dann um Kosten und die Arbeit des Vereins. So filtere man ganz gut, wer wirklich Interesse an einem Garten habe und wer nicht. „Also der Spruch ‘wenn ich Rentner bin, dann nehme ich mir einen Garten’ stimmt nicht mehr so richtig“, sagt Möser und lacht. Wilz bestätigt: „Wir freuen uns, dass wir immer mehr junge Familien haben, die sich aktiv einbringen. Das bringt Leben in die Gemeinschaft.“
Gerade in der momentanen Hitzewelle hat eben jene Gemeinschaft auch einiges an Arbeit vor sich. „Also einmal muss man mindestens am Tag raus und gießen“, sagt Möser. „Sonst ist die ganze Arbeit umsonst.“ Aber so richtig Ruhe habe man auch sonst nicht. „Mit einem Garten hat man das ganze Jahr zu tun“, bestätigt Wilz. „Auch wenn es natürlich ruhigere Phasen gibt als die Sommermonate“, sagt er und lacht.
141 Mitglieder hat der Verein, der auch Wert darauf legt, mit anderen Gruppen gut zu verstehen. „Wir helfen gerne mit, pflegen beispielsweise gute Kontakte mit den Gärtnern in Rembrücken oder Heusenstamm.“ Beim Gartenfest freuten sich die Aktiven über Besuch aus der Partnerstadt Meiningen und aus Steinau an der Straße. „Den Kontakt halten wir schon ewig“, sagt Möser. „Und das Schöne ist, dass wir uns regelmäßig besuchen und sie sich wohlfühlen, wenn sie hier sind.“
Und wenn"s mal anstrengender wird, weil Unkraut und Wetterbedingungen das Leben am Rembrücker Weg erschweren? „Dann ist immer jemand da, der hilft oder auch bei einem Bier, Kaffee oder Wasser mal zum Quatschen da ist“, freut sich Möser. „Das ist das, was viel ausmacht.“
VON PATRICK EICKHOFF