Frau aus Obertshausen läuft gegen den Krebs – mit Zuversicht und AC/DC

Elke Kleinhans aus Obertshausen bekam die Diagnose Krebs am Valentinstag – sie reagierte sarkastisch. Ihr Weg macht Mut.
Obertshausen – Das ist die Geschichte einer entschlossenen Frau aus Obertshausen, die mit beharrlicher Zuversicht und internationalen Läufen den Krebs besiegt hat. Statt des inneren Schweinehunds begleitet Elke Kleinhans Border-Collie Percy auf ihren Fünf-Kilometer-Runden vor der Arbeit. Die Wege im Bieberer Wald sind auch ihre Strecke von Bremer Silvesterlauf, New York Liberty Run und Dubai Run.
In Zeiten von Corona kann nämlich jeder daheim rennen und die Daten zum Veranstalter schicken. Postwendend gibt es dann eine Urkunde per Mail und eine Medaille per Post, erläutert die aktive 52-Jährige aus Obertshausen. Gerade hat sie beim Bali Dream Marathon Platz Fünf in ihrer Gruppe geholt. Am Wahltag geht sie auf den Taj Mahal Marathon, es folgen der Nizza Dream Marathon im Mai, der Dogs Run und ein Lauf zugunsten des Tierschutzes. „Früher habe ich die Rasse gezüchtet“, erzählt die gebürtige Dietesheimerin und krault Percy. „Wenn ich den Hund nicht hätte“, betont sie. Er habe sie gezwungen, mit schweren Bauchgürteln im Takt der Musik von AC/ DC und Supertramp auf dem Handy rauszugehen.
Frau aus Obertshausen erhält Krebs-Diagnose am Valentinstag
Elke Kleinhans hat eine Tochter und einen Sohn, 20 und 17 Jahre alt, und wohnt mit ihrem Lebenspartner seit neun Jahren in Obertshausen. „Ich verkaufe alles“, sagt die gelernte Industriekauffrau. Schon als Kind hat sie im Elektro-Laden ihrer Eltern gestanden, jetzt ist sie im Vertrieb einer Rodgauer Firma mit Funk-Fernsteuerungen für Torantriebe beschäftigt. Dort bearbeitet sie Papiere für Export und Zoll, weil sie fließend englisch und französisch spricht. „Eigentlich bin ich zu 100 Prozent schwerbehindert und müsste nicht arbeiten“, erklärt sie, „aber was soll ich daheim machen“.
„Herzlichen Glückwunsch, sie haben Darmkrebs“, schrieb sie sarkastisch auf ihre Facebook-Seite, nachdem sie am Valentinstag 2020 die Diagnose bekommen hatte. Das war an einem Freitag, am Montag wurde sie zu weiteren Untersuchungen ins Kettelerkrankenhaus einbestellt, ab März ging’s los.
Obertshausen: Krebs sei erblich bedingt, sagt Kleinhans
„Ich hatte drei Operationen, und um den Enddarm zu entlasten, wurde ein künstlicher Ausgang am Dünndarm geschaffen, im Juli wieder zurückverlegt“, schildert die Patientin offen. „Ich hatte 28 Bestrahlungen, zweimal Chemotherapie, einen Zugang zur Vene und einen unangenehm Port aus Silikon“, lautet die Bilanz. Der Port, ein Hubbel über der Brust, sollte fünf Jahre bleiben, sie will ihn so bald wie möglich entfernen lassen.
Und während die Männer auf ihrer Station noch an der Infusionsflasche hingen, ging die resolute Sportskanone bereits wieder mit Percy in den Wald. „Du wirst engmaschig kontrolliert, alle drei Monate sind Termine“, erläutert sie. Dieses Jahr steht noch eine Darmspiegelung an, dann erst in fünf Jahren wieder. Die Krankheit sei erblich bedingt, die Oma daran gestorben, „aber die Medizin ist unheimlich weit“.
„Läuferin gegen Krebs“ aus Obertshausen: Ein Cent pro Kilometer wird gutgeschrieben
Als „Läuferin gegen Krebs“ wird ein Cent pro Kilometer gutgeschrieben. So überweisen die 640 Teilnehmer ihrer Facebook-Gruppe jährlich fast 40 000 Euro an Kinderkrebshilfe und Knochenmarkspender-Datei. „Ich versuche, Mut zu machen, Motivation und Inspiration zu geben und mich nicht runterziehen zu lassen“, unterstreicht sie. „In dieser Situation brauchst du ein Hobby, musst dir eine Aufgabe suchen.“ Elke Kleinhans hat statt Squash, puzzeln, lesen oder malen heute einen Frühjahrsputz gewählt, „vom Boden bis zum Keller“. (Michael Prochnow)