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Obertshausener Traditionsunternehmen gibt bei Ausstellung Einblicke in die Firmengeschichte

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Die verschiedenen Typen des Musikinstruments hat das Unternehmen Arno Arnold ausgestellt.
Die verschiedenen Typen des Musikinstruments hat das Unternehmen Arno Arnold ausgestellt. © Prochnow, Michael

Mit einer Ausstellung blickt das Obertshausener Traditionsunternehmen Arno Arnold auf seine Firmengeschichte zurück. Berühmt wird Arno Arnold vor allem durch ihre Bandoneons.

Obertshausen – Augen zu und den Geruch des Meeres vom Rio de la Plata aufnehmen. Die schwüle Hitze des Januars auf der Haut spüren. Die Farben von La Boca auf sich wirken lassen oder die Stolperfallen im unebenen Pflaster von San Telmo. Dort, im urigsten Teil von Buenos Aires, sitzen sie auf der Plaza Dorrego, oft den ganzen Tag und spielen auf ihrem Bandoneon. So viel Ausdauer brauchte Jorge Galbassini am Freitagabend nicht, als er im Karl-Mayer-Haus die Ausstellungseröffnung der Firma Arno Arnold begleitete.

Der Musiker aus dem Süden der argentinischen Hauptstadt weiß die Produkte des Unternehmens zu schätzen. Vor mehr als 150 Jahren im Erzgebirge gegründet, hat der einstige Bandoneon-Hersteller seit fast 75 Jahren seinen Sitz in Obertshausen. 1949 begann die Familie Arnold in einer ehemaligen Babbscher-Werkstatt im rückwärtigen Gebäude der Ludwigstraße 22. Das weiß der ehemalige Kommunalpolitiker Manfred Ester noch ganz gut – es ist sein Elternhaus, der Vater hatte es nach dem Krieg erworben.

Eine Kostprobe des Bandoneon bekommen die Gäste im Karl-Meyer-Haus von Jorge Galbassini.
Eine Kostprobe des Bandoneon bekommen die Gäste im Karl-Meyer-Haus von Jorge Galbassini. © m

Enkelin Simone Weinmann-Mann, die den Betrieb heute führt, erinnerte an eine weitere Station an der Beethovenstraße. Heute befindet sich die Firma Arno Arnold in der Bieberer Straße, nutzt dort neben dem Hauptgebäude weitere Immobilien als Lager und Ausstellungsraum. „Die Steinzeit ist zu Ende, weil ein neues Material entdeckt wurde, das Metall“, holte die langjährige Geschäftsführerin aus. So entwickelten sich die Eisenbahn und die Luftfahrtindustrie. „Keiner kann wissen, was das richtige Produkt ist“, die Frage nach den richtigen Mitarbeitern und der Qualität sei eine Herausforderung.

Die Musikinstrumente aus dem Hause Arnold genossen Weltruf, verkündete die Sprecherin. „Der Tango ist ein erotischer Tanz und macht einen braven Hausherrn zum Gigolo, die Hausfrau zur Schönheit“, erläuterte sie das Interesse ihrer Vorfahren an der Herstellung des Apparats, das auf beiden Seiten nur über Knöpfe bedient wird. 1949 musste Arnold über Nacht aus der damaligen Sowjetzone fliehen, alles zurücklassen. „Er durfte morgens früh nicht mehr an seinen Schreibtisch.“

Nach Obertshausen trieben ihn wohl die Portefeuiller, weil sie das Handwerk beherrschten, Ecken mit Leder zu verstärken. Doch ihr Großvater produzierte in der neuen Heimat keine Bandoneons mehr. Bis heute stehen individuell gefertigte, bewegliche Faltenbälge im Portfolio, Abdeckungen für die Industrieproduktion oder medizinische Geräte. 40 Prozent der Ware wird in die ganze Welt exportiert, informierte Weinmann-Mang. (Michael Prochnow)

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