„Spielplatz-Alarm in Obertshausen“: Bürgermeister spielt in Kinderbuch eine Hauptrolle

Auch Kinder können sich in einer Stadt wie Obertshausen beteiligen. Das soll ein Kinderbuch verdeutlichen, in dem der Bürgermeister verstaubte Rollenbilder ablösen möchte.
Obertshausen – Ein Sturm hat einen Spielplatz in Obertshausen zerstört. Vor diesem Problem stehen Nils, Ella und ihre Freunde in dem Kinderbuch „Spielplatz-Alarm in Obertshausen“. Nun geht es darum, den Spielplatz wieder aufzubauen. Die Kinder wünschen sich neue Geräte, ein Nachbar will seine Ruhe haben und mittendrin ist immer wieder Bürgermeister Manuel Friedrich. Im weißen Hemd, mit Bart und dunklen Haaren ist der Rathauschef gut zu erkennen. Mit dem Buch soll die Arbeit des Bürgermeisters gezeigt, Kinder zur Teilnahme animiert und mit staubigen Klischees vom älteren, männlichen Herrn, der der Stadt vorsteht, gebrochen werden.
Das Kinderbuch ist in einer Projektgruppe des Vereins Netzwerk junger Bürgermeister*innen der Bundesrepublik Deutschland entstanden. Es ist in Zusammenarbeit mit dem Verlag Framily so entwickelt worden, dass es für jede Kommune oder Stadt individualisierbar ist. So haben sich bundesweit zahlreiche junge Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in dem Buch verewigt. Einer von zehn in Hessen ist Manuel Friedrich: „Wir wollen zeigen, dass heute nicht mehr alle Bürgermeister über 50 Jahre alt sind und einen gewissen Weg gegangen sein müssen.“ Diesem Klischee, das Kindern oft ergänzt durch die Eigenschaften dick, männlich und korrupt – etwa in Geschichten wie Bibi Blocksberg oder Benjamin Blümchen – präsentiert wird, wolle das Netzwerk entgegentreten.
Sie möchten realistisch zeigen, wie ihre Arbeit aussieht. Bei der Diskussion um den neuen Spielplatz vermitteln sie, prüfen Möglichkeiten und stellen diese in politischen Gremien vor. So ähnlich könnte die Geschichte auch im echten Obertshausen stattfinden, sagt Friedrich: „Es ist ein einfaches Beispiel, das zeigt, wie Demokratie funktioniert.“ Nur sei leider nicht jedes Thema so leicht zu lösen, wie es den Kindern anschaulich gemacht wird. Henning Witzel, Geschäftsführer des Netzwerks, sagt: „Wir möchten auch den Kleinsten zeigen, dass Engagement etwas bringt.“ Ziel sei es zu verdeutlichen, dass sich Engagement in und für eine Kommune durchaus lohnt. Das funktioniere laut Friedrich besonders gut über eine individualisierte Geschichte. „Ich stehe mit meinem Namen in dem Buch, um auch für jüngere Mitbürgerinnen und Mitbürger ein Begriff zu sein.“
Das 28-seitige Werk ist nicht über den Buchhandel erhältlich, sondern wurde für jede Kommune als Hardcover-Ausgabe gedruckt. In Obertshausen konnte das Buch auch dank einer Spende einer Stiftung, die sich für Kinder-, Jugend- und Bildungsarbeit engagiert und nicht genannt werden möchte, erworben werden. Ab Mitte Mai können die Kinder dann losblättern. Es wird in den beiden Stadtbüchereien an der Kirchstraße und an der Tempelhofer Straße im Regal stehen. Auch die Kindertagesstätten und Schulen sollen einige Exemplare erhalten. Dazu sind Vorleseaktionen und ein kleines Gewinnspiel geplant. (Theresa Ricke)