Streit um operiertes Hundebein: Familie mit deutlichen Vorwürfen an Tierklinik

Eine Familie äußert harte Vorwürfe an eine Tierklinik in Obertshausen im Kreis Offenbach, ihr Hund soll falsch behandelt worden sein. Der Klinik-Chef äußert sich.
Obertshausen – Abby, eine dreieinhalbjährige kleine Mischlingshündin, ist sehr ängstlich. Sie stammt aus Rumänien, und was sie dort alles durchmachen musste, lässt sich nur erahnen. Laura und ihre Mutter Alexandra Feick aus Karben haben sie aufgenommen. Als sich die Hündin beim Spielen vor wenigen Wochen verletzte, musste sie operiert werden. Seitdem stecken Tochter und Mutter im Streit mit der Tierklinik aus Obertshausen.
Der Vorwurf von Familie Feick: Die verantwortliche Ärztin habe die Hündin am falschen Bein operiert und nun wolle die Klinik nicht für die Folgekosten aufkommen. Vor allem sei sie verärgert über den Umgang nach dem Eingriff vonseiten der Klinik, sagt Alexandra Feick. Deren Chef wehrt sich gegen die Anschuldigungen.
Vorwurf der Familie an Tierklinik in Obertshausen: Rechtes statt linkes Bein operiert
Als sich die Hündin Abby beim Spielen verletzte, suchten Laura und Alexandra Feick sofort ihre Haustierärztin auf. Diese stellte fest, dass Abby operiert werden muss. Es folgte eine Überweisung an die Tierklinik. Der OP-Termin wurde für den 7. Oktober angesetzt. In der ersten Diagnose vom 21. September wurde ein „Verdacht auf partiellen Kreuzbandriss links, Patellaluxation Grad 2 nach medial links“ festgestellt. Bedeutet: Die Kniescheibe kann bei gestrecktem Bein aus der normalen Position gedrückt werden und bleibt dann in dieser Stellung. Das kann zur Lahmheit des Beines führen.
Am rechten Bein wurde ebenfalls eine Patellaluxation diagnostiziert, allerdings nur mit Grad 1. Im Vorbericht wird vorgeschlagen: Abby solle am linken Bein operiert werden. Die Hündin trug vor der Operation bereits eine Manschette, um das linke Bein zu unterstützen.
„Am Tag der Operation hat dann zuerst noch eine Mitarbeiterin gesagt, dass am rechten Knie operiert werde, meine Tochter hat sie dann korrigiert, dass es sich um das linke handelt, was sie wohl auch so geändert hat“, sagt Alexandra Feick. Doch als Laura Feick zu ihrer Hündin nach der Operation kommt, ist sie verwundert: Abby liegt nach der Narkose auf der linken Seite, ihre Manschette ist ab, das rechte Bein operiert. „Darauf angesprochen hat die Ärztin, die Abby operiert hat, gesagt, dass ihr wohl ein dummer Fehler unterlaufen ist“, sagt Feick.
Streit mit Tierklinik im Kreis Offenbach: Leiter äußert sich
Im Befundbericht nach dem Eingriff wurde festgehalten, dass erneut diagnostische Tests gemacht wurden. Diesmal sei der sogenannte Schubladentest links negativ gewesen (vor der Operation wurde er als positiv eingestuft), am rechten Bein mit 1+ eingestuft (vor dem Eingriff wird der Test nicht erwähnt) Feick zweifelt den Befund an: „Das linke Bein ist also auf einmal wie durch ein Wunder geheilt?“
Feick setzt sich im Nachgang auch schriftlich per Mail mit dem Klinik-Chef auseinander. Dieser habe ihr darin zunächst eingestanden, dass es sich dabei um „menschliches Versagen“ handele und er gerne Hilfe für die weitere Behandlung von Abby anbiete. Doch laut Feick hätte sie immer wieder nachbohren müssen, tauschte mehrere Mails mit dem Klinikleiter aus, dass dieser für die Folgebehandlung aufkommt. „Menschen machen Fehler, mir geht es nicht so sehr um das operierte Bein, sondern vielmehr, wie danach mit uns umgegangen wird und dass ich um jedes bisschen Entgegenkommen betteln muss“, sagt Feick.
Sonst habe sie auch keine negativen Dinge zu berichten, die Klinikmitarbeiter seien ausgesprochen nett gewesen. Abby hatte nach der Operation schwer zu kämpfen, schildert Alexandra Feick, da nun zum kaputten linken Bein noch ein operiertes rechtes dazu kommt. „Meine Befürchtung war, dass dann das kaputte Bein noch mehr Schaden nimmt.“
Klinikleiter aus Obertshausen (Kreis Offenbach): „Es liegt kein Behandlungsfehler vor“
Der Tierärztliche Leiter der Klinik sieht den Fall auf Anfrage unserer Redaktion anders. Der Befund habe bei Abby zwei kaputte Knie ergeben, man habe der Besitzerin mitgeteilt, dass dem Hund zwei Operationen im Abstand von sechs bis acht Wochen bevorstehen. Am Tag des Eingriffs sei dann festgestellt worden, dass das rechte Bein stärker geschädigt sei, weshalb man sich dazu entschieden habe, das rechte Bein zuerst zu operieren. Er sei kulant mit der Situation umgegangen und habe bisher auch noch keine Rechnung gestellt. Zur gütlichen Einigung habe er auch die kostenfreie Behandlung des Knies der Hündin angeboten.
„Das stellt angesichts der Tatsache, dass vor Beginn der ersten Operation aufgrund aktueller Befunde entschieden wurde, die beiden Operationen in einer anderen Reihenfolge als ursprünglich geplant durchzuführen, mithin kein wie auch immer geartetes medizinisches Fehlverhalten und kein Behandlungsfehler vorliegt, bislang ein erhebliches Entgegenkommen meinerseits dar“, sagt der Klinikleiter.
Laut Alexandra Feick sei nie vorher festgelegt worden, dass das rechte Bein operiert werde. Dies hätte die Zustimmung von ihr beziehungsweise ihrer Tochter benötigt.
Mittlerweile ist Mischlingshündin Abby in einer anderen Klinik ein weiteres Mal operiert worden und auf dem Weg der Besserung. Doch noch dürfe sie nur wenige Minuten am Tag nach draußen. „Eine Tortur für so einen jungen Hund“, sagt Alexandra Feick. (Lukas Reus)
Der Verein Lesika Hundehilfe in Obertshausen (Kreis Offenbach) vermittelt Hunde aus Kroatien. Die Mitarbeiter prüfen dabei mehrfach, ob sich Interessenten für eine Adoption eignen.