Umfrage in Obertshausen: So wirkt sich die Inflation das Kaufverhalten der Menschen aus
In Obertshausen sind die Preise wegen der Inflation spürbar gestiegen. Doch nicht alle haben deswegen ihr Kaufverhalten verändert.
Obertshausen – Die Stimmung am „Marktplatz Obertshausen“ ist entspannt. Manche machen an diesem Mittag beim dortigen Supermarkt größere Einkäufe für die nächsten Tage, andere besorgen sich in der Mittagspause oder vor einem Termin noch eine Kleinigkeit. Ein großes Plakat vor dem Eingang zum „Hit“ wirbt für ein günstiges Sortiment. Seit Monaten spüren Verbraucher in Deutschland allerdings die Folgen der Inflation: Die Preise steigen. Wie reagieren die Obertshausener auf höhere Rechnungsbeträge – nicht nur im Supermarkt, sondern auch zu Hause beim Gas?
„Ich muss wegen der steigenden Preise nicht sparen“, sagt Ursula von der Heydt. Sie begründet das damit, dass sie alleine lebt. Doch sie schiebt hinterher: „Aber das kann noch kommen. Die Ölrechnung ist dreimal so hoch wie im vergangenen Jahr im Herbst. Davon redet kein Mensch. Alle reden nur vom Gas.“
Inflation in Obertshausen: Manche Leute achten beim Einkaufen bewusst auf die Preise
Viele Paare sind gemeinsam unterwegs, aber auch Eltern werden hier und da von ihren Kindern begleitet, die zur Zeit Sommerferien haben. Je nach Einkaufsziel sind die Wagen gut gefüllt oder es liegen nur einzelne Produkte darin. Eine Kundin weist auf eine Packung Kekse, die in ihrem Einkaufswagen liegt: „Ich greife nun vermehrt nach Billigprodukten.“ Im Haushalt habe sie auch reagiert: Die Heizung sei so umgestellt worden, dass das Wasser nur noch stundenweise angeht, wenn es benötigt wird.

Auch Renate Seipel achtet Zuhause auf den Wasserverbrauch und die Heizkosten, um beides zu reduzieren oder zumindest „nicht noch mehr zu verbrauchen“. Beim Einkaufen guckt auch Seipel bewusst nach den Preisen: „Ich achte schon mehr darauf.“
Andere Kunden sind es gewohnt, auf das Geld zu gucken. Eine Frau, die im Stadtteil Obertshausen wohnt, aber ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, sagt, sie müsse sparen. Sie legt Geld gezielt zurück, um damit ihre Einkäufe erledigen zu können. Auch für Kleidung oder benötigte Elektroartikel werde Geld über das Jahr hinweg angespart. „Wenn ich jeden Monat 15 Euro weglege, kann ich mir am Ende des Jahres etwas Besonderes kaufen“, sagt sie und ergänzt: „Ich habe nie zu viel Geld.“
Inflation: Nicht für alle Obertshausener hat sich wegen der steigenden Preise etwas geändert
Damit ist die Obertshausenerin nicht allein. Nach Einschätzung der Sparkassen könnten viele Deutsche bei den Preisen gar nicht mehr sparen. „Wir rechnen damit, dass wegen der deutlichen Preissteigerung perspektivisch bis zu 60 Prozent der deutschen Haushalte ihre gesamten verfügbaren Einkünfte – oder mehr – monatlich für die reine Lebenshaltung werden einsetzen müssen“, sagte der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, Helmut Schleweis, der „Welt am Sonntag“. Im vergangenen Jahr sei es laut Sparkassen-Vermögensbarometer nur 15 Prozent der Deutschen nicht möglich gewesen, Rücklagen zu bilden.
Carolin Hammerl ist mit ihrer Tochter unterwegs. „Ich spare nicht, es wird nur alles teurer“, sagt sie. Sie habe schon versucht, weniger auszugeben und bewusst einzukaufen, bevor das Thema aktuell wurde. Deshalb habe sich für sie nichts „gravierend geändert“, „man muss nur mehr bezahlen.“
Ähnlich sieht das auch Pascal Merget. Er gibt zu: „Ich spare nicht wirklich, wenn ich ehrlich bin.“ Im Haushalt habe er ebenso nichts verändert. Und auch Rainer Dolde sagt, dass ihm sparen zwar wichtig sei, er sich aber auch nicht einschränkt: „Ich lebe nicht in Saus und Braus, also mache ich mir jetzt auch nicht mehr Gedanken als sonst. Bei mir hat sich wenig geändert.“ (Theresa Ricke)
Auch Unternehmen und Vereine in Obertshausen leiden unter den starken Preiserhöhungen.