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Vanessa Heise vom Karate Dojo Obertshausen startet spät durch

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Von: Theresa Ricke

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Volle Konzentration: Für ihren schwarzen Gürtel hat Vanessa Heise dreimal die Woche trainiert. Ihre Erfahrung auch von Hessischen und Deutschen Meisterschaften gibt sie im Kindertraining an den Nachwuchs weiter.
Volle Konzentration: Für ihren schwarzen Gürtel hat Vanessa Heise dreimal die Woche trainiert. Ihre Erfahrung auch von Hessischen und Deutschen Meisterschaften gibt sie im Kindertraining an den Nachwuchs weiter. © Ricke

Vanessa Heise hat beim Karate Dojo Obertshausen die Leidenschaft für den Sport wiedergefunden. Im Kindertraining gibt die hessische Vize-Meisterin ihre Erfahrungen weiter.

Obertshausen – Wie auf einem Schachbrett mit einem Feld Abstand zueinander stehen die jungen Karate-Schülerinnen und -Schüler in der Turnhalle verteilt. Nur gucken alle in eine Richtung - zu ihrer Trainerin Vanessa Heise. Sie gibt die Anweisungen in die ansonsten stille Halle. Nach ihrem Ruf sind nur noch Luftströme zu hören, erzeugt von den Schlägen und Tritten der Kinder.

Sie üben, die Kata zu laufen. Das ist eine Übungsform von einstudierten Bewegungen in einer vorgegeben Reihenfolge. Heise guckt ihren Lehrlingen genau zu, lobt und korrigiert. „Karate ist kein Sport, bei dem man schnell zum Erfolg kommt. Man braucht Geduld, da die Bewegungsabläufe teilweise sehr komplex sind“, sagt Heise. Dass es sich lohnt, dran zu bleiben, beweist die Geschichte der Trainerin. Als Jugendliche hat sie sich zunächst von dem japanischen Kampfsport abgewandt, nun ist sie hessische Vize-Meisterin geworden.

In sechs Jahren hat sich Vanessa Heise vom Weißgurt zum Schwarzgurt hochgearbeitet. Dabei hat sie nach ihrem Wiedereinstieg in den Sport beim Karate Dojo Obertshausen 2015 bewusst wieder ganz von vorne angefangen. „Ich bin so angefixt vom Sport gewesen, dass ich dreimal pro Woche im Training war“, erklärt Heise ihre schnellen Fortschritte. Trotzdem dauert die Vorbereitung auf den Schwarzgurt, den Dan, zwei Jahre. Den Feinschliff dafür hat sie sich beim Bundestrainer in Frankfurt geholt. Am Tag der Dan-Prüfung wurde sie angesprochen, ob sie an Wettkämpfen teilnehmen möchte: „Ich habe immer gedacht, dass Wettkämpfe mit 30 Jahren kein Thema mehr sind.“ Doch es ist nicht zu spät, einzusteigen: In der Masterclass treten alle über 30 Jahren an. Und Heise feiert Erfolge. Bei ihrer Premiere auf den Hessischen Meisterschaften gewinnt sie Bronze - nun ist es Silber geworden. Wird diese Serie fortgeführt, heißt es im nächsten Jahr dann Platz 1. „Alle hoffen darauf, dass es nächstes Jahr Gold wird.“

Neben den Wettbewerben unterrichtet Heise im Karate Dojo auch Kinder. Als sie selbst mit etwa 14 Jahren in Heusenstamm angefangen hat, gab es keine große Kindergruppe. Ihr Vater, der seit über 50 Jahren Karate macht, hat sie und ihre jüngere Schwester zum Sport gebracht. Heute scheint Karate bei Kindern beliebter geworden zu sein: An diesem Tag sind acht Mädchen und neun Jungen in die Halle der Joseph-von-Eichendorff-Schule gekommen. Nach Corona hätte es im Verein einen riesigen Ansturm an Kindern gegeben. Manche bereiten sich gerade selbst auf anstehende Wettkämpfe vor. „In einer Gruppe motiviert man sich viel besser“, sagt Heise. Ihr fehlte als Jugendliche der Antrieb, den sie dann mit 24 Jahren spürt: „Mein Neuanfang kam aus eigenem Antrieb. Der Verein ist wie eine große Familie, die sich gegenseitig anspornt.“

Dem Verein möchte Heise als Trainerin auch etwas zurückgeben für die Unterstützung, die sie erfährt. Zunächst assistiert sie ausgebildeten Trainern, dann bietet ihr der Verein an, eine C-Lizenz zu machen. Seitdem gibt sie Kindertraining. Das sei auch mal herausfordernd, gebe ihr aber auch viel zurück: „Wenn Kinder ein paar Wochen dabei sind, entwickeln sie so ein Selbstbewusstsein.“ Das sei ihr wichtig. Auch Selbstverteidigung gehört zum Training. Eine Weiterentwicklung zu beobachten, freue sie besonders: „Ich bin viel stolzer, wenn die Kinder in Wettkämpfen gut abschneiden, als wenn ich selber auf die Matte gehe.“ Im Kata ist Heise auch schon bei Deutschen Meisterschaften gestartet - und hat es bis ins kleine Finale geschafft. Die Konkurrenz sei groß. Auch Sportlerinnen aus der Leistungsklasse treten an. „Ich möchte für mich das Beste geben, dann bin ich zufrieden. Auch wenn es nicht für eine Medaille reicht.“ Trotzdem ist Heise - gerade für ihren späten Einstieg ins Wettkampfgeschehen - sehr erfolgreich. Ein Schlüssel zum Erfolg ist dabei neben dem fleißigen Training an sich selbst auch der Unterricht für andere: „Beim Kindertraining lerne ich unheimlich viel, indem ich kindgerecht erklären muss. Karate ist ein Ganzkörpersport, bei dem es um alles geht: Arme, Beine, Rücken.“ Eine Herausforderung, aber es lohnt sich, sagt Vanessa Heise. (von Theresa Ricke)

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