Waldkindergärten der Awo Obertshausen an immer mehr Standorten

Die Waldkindergärten der Awo Obertshausen sind immer gefragter. Geschäftsführer Rudolf Schulz sieht das Konzept als einen wichtigen Erfolgsfaktor.
Obertshausen – Angefangen hat alles mit einer Initiative rühriger Eltern vor gut 20 Jahren. Daraus geworden ist inzwischen eine gemeinnützige GmbH mit rund 70 Beschäftigten unter dem Dach der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und schon bald 13 „Filialen“ im Kreis Offenbach und dem Main-Kinzig-Kreis: Die Wald- und Naturkindergärten der Awo Obertshausen sind ein echter „Exportschlager“. Ihr Konzept ist so überzeugend, dass immer mehr Kommunen, die händeringend nach Betreuungsplätzen suchen, darauf zurückgreifen.
Zur Zeit betreibt die Wald- und Naturkindergarten gGmbh der Awo Obertshausen, die zum 1. Januar dieses Jahres gegründet wurde, Waldkindergärten in Obertshausen (2), Mühlheim (2), Hanau, Großkrotzenburg, Heusenstamm, Gettenbach, Nidderau und Bad Soden. Erst unlängst wurden weitere Verträge mit den Gemeinden Neuberg und Steinau an der Straße im Main-Kinzig-Kreis unterzeichnet (wir berichteten). Auch mit der Stadt Dreieich steht die Arbeiterwohlfahrt Obertshausen nach Angaben ihres ehrenamtlichen Geschäftsführers Rudolf Schulz kurz vor der Vertragsunterzeichnung. In den drei letztgenannten Gemeinden werden die Kindergartengruppen im März kommenden Jahres an den Start gehen. Schulz formuliert es selbstbewusst: „Was Waldkindergärten angeht, wollen wir die Nummer 1 im Rhein-Main-Gebiet sein.“
In den Waldkindergärten der Awo Obertshausen entdecken Kinder die Natur mit allen Sinnen
Doch was macht die Awo-Waldkindergärten so erfolgreich? „Natürlich ist es vor allem unser offenbar für Eltern und Kommunen gleichermaßen attraktives Konzept“, meinen Rudolf Schulz und die Vorsitzende des Awo-Vereins, Silvia Acemi. Sie räumen aber auch ein, „dass uns Corona ein Stück weit in die Hände gespielt hat.“ Während andere Kindergärten in der Pandemie zeitweise schließen mussten, blieben die Waldkindergärten, in denen Mädchen und Jungen im Alter zwischen drei und sechs Jahren jeweils von 8 bis 14 Uhr betreut werden, durchgehend geöffnet.
Offensichtlicher Grund – neben einem penibel eingehaltenen Hygienekonzept – ist, dass sich die Aktivitäten in den Waldkindergärten bei Wind und Wetter weitgehend an der frischen Luft abspielen. Das ist Kern des Konzepts. Die Kinder spielen in der Natur und entdecken sie dabei – mit allen Sinnen.
Awo Obertshausen verzichtet in ihren Waldkindergärten aus klassisches Spielzeug
So sucht man in den Waldkindergärten der Awo klassisches Spielzeug vergebens –gespielt und gebastelt wird mit dem, was Wald und Wiesen bieten: Stöcke, Steine, Wurzeln, Rinden, Äste, Blätter oder Moose.
Bis zu 20 Mädchen und Jungen werden in den Waldkindergartengruppen betreut. Mit dem Notwendigsten eingerichtete Bauwagen oder Holzhütten, in die sich Kinder sowie Erzieherinnen und Erzieher bei zu schlechtem Wetter zurückziehen, sind Ausgangspunkte aller Aktivitäten. Von dort aus zieht es die Gruppen zu den verschiedenen Plätzen im Wald, wo gemeinsam gespielt, entdeckt, gesungen oder gebastelt wird.

Ein Konzept, das offenbar nicht nur für Eltern und Kinder attraktiv ist, sondern auch für Erzieherinnen und Erzieher. Wobei die Personalakquise auf dem umkämpften Markt der pädagogischen Fachkräfte auch für die Arbeiterwohlfahrt Obertshausen eine Herausforderung ist. Schulz: „Wir bemühen uns sehr darum, ein attraktiver Arbeitgeber zu sein und vor allem legen wir großen Wert darauf, eigene Fachkräfte auszubilden.“
Waldkindergärten der Awo Obertshausen kosten Kommunen deutlich weniger
So habe die Awo Obertshausen allein in diesem Jahr nach dreijähriger Ausbildung sieben angehende Erzieherinnen zur Prüfung gebracht. Bei der Personalsuche sei man auch offen für Quereinsteiger, ebenso für Flüchtlinge und Menschen mit Migrationshintergrund – das gelte sowohl für den Bereich der Erziehung als auch für die Pflege. Flexible Arbeitszeitmodelle, ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsangebot, Supervision sind nur einige Stichworte, um auch als Arbeitgeber zu glänzen.
Auch für Kommunen sind Waldkindergärten offenbar attraktiv – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen. Die für die Grundausstattung einer Waldkindergartengruppe notwendigen Investitionen belaufen sich nach Angaben des Awo-Geschäftsführers je nach Standort auf 50 000 bis 100 000 Euro und seien damit für eine Gemeinde überschaubar. Hinzu kämen die jährlichen „Betriebskosten“ je Gruppe, die sich für die Kommune auf rund 100 000 bis 150 000 Euro summierten. Damit seien Waldkindergärten für Kommunen in der Summe deutlich günstiger als „Indoor“-Kindergärten.
Was Awo-Geschäftsführer Schulz ärgert, sind mitunter zu restriktive Vorgaben der Unteren Naturschutzbehörde für Waldkindergärten in Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Da wünsche er sich Änderungen im Baugesetzbuch, wonach es auch für Waldkindergärten, ähnlich wie es schon bei Forst- und Landwirtschaft der Fall sei, Ausnahmeregelungen geben sollte. (Dirk Iding)
Ausführliche Informationen zu den Awo-Waldkindergärten gibt es im Netz unter www.awo-obertshausen.de.