Weniger Grün in der Stadt: Anwohnerin sorgt sich um Natur auf verkauftem Picard-Areal

Auf dem Picard-Areal sollen mehrere Wohnhäuser entstehen. Eine Anwohnerin sorgt sich allerdings um die Natur auf dem noch unbebauten Grundstück.
Obertshausen – Auf dem noch unbebauten Grundstück des Picard-Areals an der Friedensstraße sollen insgesamt drei Wohnhäuser entstehen. Die Stadtverordneten haben dem Aufstellungsbeschluss zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan in der vergangenen Sitzung der Stadtverordnetenversammlung einstimmig zugestimmt. Anwohnerin Roswitha Herbert sorgt sich allerdings um die dortigen Bäume und Tiere. Wenn das Grundstück bebaut werde, verschwinde eine der wenigen größeren Grünflächen im Stadtgebiet, so Herbert.
Auf dem Gelände gegenüber dem Picard-Werk, das auch an die Maingaustraße grenzt, ist ein Wohngebiet geplant. Das Grundstück selbst umfasst gut 5000 Quadratmeter und wurde von einem Investor 2020 erworben. Darauf sollen drei Gebäude um einen Platz in der Mitte entstehen. 30 Prozent des Wohnareals soll dem sozialen Wohnungsbau dienen. Konkret soll ein Haus für Menschen mit Demenz und betreutes Wohnen von Senioren genutzt werden. Die Stadtverordneten lobten überwiegend die Pläne für das Grundstück.
Anwohnerin ist wenig begeistert von Bauprojekt
Anwohnerin Roswitha Herbert ist davon allerdings recht wenig begeistert und sorgt sich um die Natur auf dem Grundstück. „Dort sind alte Bäume, es brüten verschiedene Vögel und Hasen und Eichhörnchen sehe ich dort regelmäßig“, sagt Herbert, „es wird immer viel von Natur- und Umweltschutz geredet, aber dann wird jeder Zentimeter zugebaut.“ Nicht nur für die Tiere sei dies ein Rückzugsort, sondern auch die Menschen würden von mehr Grün in der Stadt profitieren, ist die Anwohnerin überzeugt. Mittlerweile habe sie auch Unterstützung aus der Nachbarschaft erhalten und insgesamt 40 Unterschriften gesammelt.
Auf Nachfrage der Redaktion antwortet Ursula Luh, Sprecherin des Kreises Offenbach, zu dem auch die zuständige Untere Naturschutzbehörde gehör, dass zunächst jeder heimische Laubbaum im Siedlungsbereich schützenswert sei. Denn innerörtliches Grün biete Lebensraum für Tiere, trage zur Luftreinhaltung und -kühlung bei und biete gute Versickerungsmöglichkeiten von Regenwasser. „Rein rechtlich sind die Bäume durch Fehlen einer kommunalen Grünschutzsatzung in Obertshausen in der Bauleitplanung nicht geschützt. Ob Bäume zum Erhalt im Bebauungsplan-Plan festgesetzt werden, obliegt der Kommune, die bei der Bauleitplanung Planungshoheit hat.“
Natur muss Bauprojekt weichen: Grünflächen auf Gelände vorgesehen
Da es sich bisher nur um den Aufstellungsbeschluss eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans handelt, besteht immer noch die Möglichkeit für den Erhalt beispielsweise einzelner Bäume. In dem nächsten Schritt wird dann der Bebauungsplan ausgearbeitet und Detailfragen geklärt. In den ersten Plänen wurden von den Architekten zumindest auch einige Grünflächen mit Bäumen sowie begrünte Dächer für das Gelände vorgesehen.
Daten über das Alter der Bäume sind bisher noch nicht vorhanden. „Dies ist zumindest im Hinblick auf Baumhöhlen im Rahmen des Umweltberichts zum Bebauungsplan-Plan zu erheben – bei älteren Bäumen steigt die Wahrscheinlichkeit für Höhlen und somit für artenschutzrelevante Aspekte“, heißt es dazu vom Kreis.
Bauprojekt auf Picard-Areal: Keine großen Konflikte mit dem Artenschutz
Roswitha Herbert, die schon 40 Jahre in der Nähe des Grundstücks wohnt, schätzt einige Bäume selbst auf über 100 Jahre. Dass es sich dabei um alte Bäume handelt, bestätigt auch Peter Erlemann, Vorsitzender des Naturschutzbundes (Nabu) Obertshausen. Er sieht durchaus jede innerstädtische Grünfläche als schützenswert an. Auf der betroffenen Fläche an der Friedensstraße sehe er allerdings keine großen Konflikte mit dem Artenschutz. Da es sich um eine innerstädtische Fläche handele, seien die Regelungen auch weniger strikt, als wenn es sich beispielsweise Grünflächen außerhalb von bebauten Gebieten handele.
Wenn es zur Bebauung komme, so heißt es vom Kreis, dann dürften Bäume nur im Einklang mit dem Artenschutz zum Beispiel unter Erhalt von Höhlen und möglichst im Winterhalbjahr gefällt werden. (Lukas Reus)