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Nabu Obertshausen berichtet von 16 aus der Stadt verschwundenen Vogelarten

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Von: Lukas Reus

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Auf lehmigen und feuchten Boden sind Mehlschwalben für den Nestbau angewiesen. Weil es aber immer weniger natürliche Pfützen gibt, geht den Schwalben das Nistmaterial aus, so Nabu-Vorsitzender Erlemann.
Auf lehmigen und feuchten Boden sind Mehlschwalben für den Nestbau angewiesen. Weil es aber immer weniger natürliche Pfützen gibt, geht den Schwalben das Nistmaterial aus, so Nabu-Vorsitzender Erlemann. © NABU/Thomas Tennhardt

Es ist stiller geworden in Obertshausen. Die Vogelwelt ist weit weniger vielfältig als noch vor 40 Jahren. Das zeigen Zahlen des Naturschutzbundes (Nabu) Obertshausen, wie deren Vorsitzender Peter Erlemann berichtet. Demnach sind in den vergangenen vier Jahrzehnten 16 Arten aus der Stadt verschwunden, neun weitere sind im Bestand deutlich zurückgegangen. Die Ursache für diesen dramatischen Artenverlust sieht der Vorsitzende in verschiedenen Bereichen.

Obertshausen – Die Mehlschwalbe ist eine Art, die die Natur- und Vogelschützer des Nabu besonders genau verfolgen. Seit 1977 ermitteln sie die brütenden Paare in der Stadt. Nachdem es 1974 einen sehr kalten Winter gab, so Erlemann, brüteten anfangs lediglich 14 Paare in Hausen. Der Bestand erholte sich allerdings, kletterte in den 90er auf 70 Brutpaare und ist seitdem wieder im Fall. Im gesamten Stadtgebiet seien es zwischen 18 und 25 Paare jährlich. Grund dafür seien unter anderem der Insektenschwund durch intensive Landwirtschaft, die fehlenden Nistmöglichkeiten an Häusern und die Versiegelung von Wegen. Denn Mehlschwalben sind für den Bau ihrer Nester auf lehmigen und feuchten Boden angewiesen, der stabil genug für den Bau ist. Weil allerdings immer mehr Flächen und Wege asphaltiert werden, bilden sich weniger Pfützen von denen die Tiere das Material einsammeln können.

Um den Vögeln zu helfen, bringt der Nabu deshalb regelmäßig Kunstnester an Gebäuden an. Die Stadt unterstützt dabei mit Mitarbeitern des Bauhofes die Umweltschützer. Ohne diese wären wohl auch die Mehlschwalben fast vollständig verschwunden. Im vergangenen Jahr seien nur noch fünf Paare mit Naturnestern gezählt worden.

Wie den Mehlschwalben geht es vielen anderen Vogelarten in der Stadt. Insgesamt seien seit Zählungsbeginn 16 Brutvogelarten verschwunden. Darunter Kiebitz, Haubenlerche oder auch das Schwarzkehlchen. Bei neun weiteren Arten sei der Bestand deutlich zurück gegangen. So wurden von der Feldlerche Ende der 80er noch 25 Reviere gezählt. Zuletzt haben die Naturschützer nur noch zwei Reviere entdecken können.

Einer der wenigen positiven Entwicklungen: Die Nachtigall. Während man diese Vogelart früher nur sehr selten beobachten konnte, so Erlemann, seien mittlerweile bis zu zehn besetzte Reviere gezählt worden. Warum gerade die Nachtigall mehr erfolgreich ist, während andere Vögel immer mehr zu kämpfen haben, kann sich der Vorsitzende nicht erklären.

Um die heimische Vogelwelt zu unterstützen, kann auch jeder Bürger und jede Bürgerin einen Beitrag leisten. Gerade Hausbesitzer mit eigenem Garten können ihr heimisches Grün zu einer Oase für Vögel gestalten.

Laut Erlemann helfe es, seinen Rasen nur zwei Mal im Jahr zu mähen. Dadurch können sich wilde Blumen bilden, die Nahrung für Insekten sind, die wiederum die Nahrungsgrundlage für die Vögel bilden. „Im Randbereich kann man beispielsweise Ligusterhecken pflanzen, deren Beeren werden von verschiedenen Vögeln sehr gerne gefressen.“ Generell seien Nadelgehölze eher weniger geeignet, dafür Hecken umso mehr. Wer die Möglichkeit habe, könne auch einen Teich anlegen, um das Vogelparadies zu komplettieren. Denn gerade im Sommer suchen viele Vögel nach einer Wasserstelle. Doch nicht nur Vögel bedienen sich an der Wasserstelle, auch Bienen oder andere Insekten legen dort oft einen Stop ein. Wichtig ist es dabei nur, dass es eine Möglichkeit für hineingefallene Tiere gibt, wieder aus dem Wasser zu kommen. (Von Lukas Reus)

Infos:

www.nabu-obertshausen.de

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