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Stille Stars: Die 71-jährige Ria Fach ist Vereinswirtin bei den Kickers Obertshausen

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„Ich war immer dabei“: Ria Fach hat im Vereinsheim der Kickers Obertshausen alles im Griff.
„Ich war immer dabei“: Ria Fach hat im Vereinsheim der Kickers Obertshausen alles im Griff. © M

Es sind die „Stillen Stars“: Menschen, die nicht immer in der ersten Reihe stehen, aber mit ihrer Tätigkeit das Vereinsleben bereichern. In unserer Serie stellen wir in unregelmäßigen Abständen genau solche Menschen vor. Heute mit Ria Fach von den Kickers Obertshausen.

Obertshausen – Es war der 2. April 1990. An diesem Tag begann eine Zeit, die Ria Fach bis heute uneingeschränkt als „die schönste meines Lebens“ bezeichnet. Das hängt mit Fußballspielern zusammen, und zwar mit denen des FC Kickers Obertshausen. Für sie und ihre Gäste führt die 71-Jährige an mindestens drei Abenden die Vereinsgaststätte in der Sporthalle Badstraße.

„Damals gab es einen Umbruch, einen Vorstandswechsel im Club“, erzählt die Dame hinterm Tresen vom Beginn ihres Engagements. Den neuen Vorsitzenden Günther Drebert kannte sie von ihrer Anstellung bei Karl Mayer. „Er hat eine Aushilfe gesucht und ich hatte schon im Gambrinus bedient“, rekapituliert sie den Start. Fortan schmiss sie dienstags und donnerstags, mittlerweile auch freitags, sowie alle 14 Tage bei Heimspielen sonntags das Vereinsheim. Außerdem begleitet sie private Feiern.

Die Friseurin hat immer in Obertshausen gelebt, ihre Mutter stammt aus Heusenstamm. Dort fand sie beim Friseur Heberer eine Ausbildungsstelle, später wechselte sie zu Vogel in ihre Heimatstadt und zurück zu Urbach in die Schlossstadt. Durch Bekannte gelangte sie in die Werkmaschinenfabrik, wo sie zwölf Jahre im technischen Büro die Roh- in Reinzeichnungen übertrug. Diese Phase endete mit der Geburt ihres zweiten Kindes.

Wenn sie kurz nach 17 Uhr im Vereinsheim eintrifft, deckt sie die Tische ein, füllt die Becken mit Wasser und schmiert die Brötchen für Sportler. Rindswurst oder Hamburger werden durch einen Service geliefert, Gesellschaften kümmern sich selbst um die Speisekarte für Kindstaufe bis Beerdigung. Essen darf in den städtischen Räumen generell nicht zubereitet werden.

Wenn der letzte Gast gegangen ist, oft lange nach Mitternacht, säubert die Chefin die Theke, den Fußboden und schließlich die Toiletten. Sie leert die Kasse, so dass in dem Treffpunkt nichts zu holen ist. „Normal können wir 100 Leute bewirten“, erinnert sie an Zeiten vor Corona. Die Terrasse sei im Sommer sehr beliebt und biete rund 50 Sitzplätze.

Bei großen Veranstaltungen hilft jemand vom Vorstand, berichtet sie, Katja Kouzuglidis ist dann immer dabei. Mit ihr steht sie sonntags bei Spielen obendrein im Kiosk am Platz. „Mein Ehemann war Mannschaftsbetreuer, beide Jungs spielten in der Jugend an der Badstraße“, beschreibt Ria Fach die Beziehung zum FCK. Der Gatte starb vor 20 Jahren, ihre Schwester wäscht die Trikots.

Zwischen Zapfhahn und dem beleuchteten Gläserregal schenkt sie Wein und Bier, Cognac und Cocktails aus, bleibt aber selbst stets bei Cola und Wasser. „Ich trinke mit keinem“, versichert sie, „dazu ist die Verantwortung zu groß“. Sie braucht den Führerschein auch, um die Einkäufe für das Lokal zu erledigen. „Für mich ist das keine Arbeit, sondern Hobby, Spaß“, betont die Ehrenamtliche, die gerne mit Leuten zusammen ist. Bis heute gelte, „die Spieler haben Respekt. Wenn ich etwas sage, wird das gemacht!“. Dann müssen die Trikotträger auch mal den Tisch putzen oder die Sporttaschen aus dem Weg räumen, beharrt die Mutter von zwei Buben und Oma von drei Enkelkindern. Ohne sie ging’s auch früher nicht, zählt sie Oktoberfeste, Apres-Ski-Partys und das Waldfest auf. „Ich war immer dabei“, verkündet sie stolz. „Einmal haben sie mich im Krankenhaus angerufen, wollten wissen, wie man Äppelwoi warm macht.“

Dafür füllt sich der textile Maßkrug auf der Bar immer rasch mit Trinkgeld. Zehn Vorsitzende, acht Kassierer, 15 Trainer der ersten Mannschaft und 720 Spieler hat sie bereits überdauert – Probleme gab’s mit niemandem. „Mama“ Fach macht „hoffentlich noch lange weiter“, meint ein Jugendtrainer.

Kennen Sie jemanden, der oder die unbedingt einmal in unserer Serie vorgestellt werden sollte? Melden Sie sich unter obertshausen@op-online.de. (Michael Prochnow)

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