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Hilfe nach Hochwasser in der Eifel: „Es ist wirklich vergleichbar mit einem Bombenabwurf“

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Von: Jan Max Gepperth

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Die Helfer um Claudia Schrader (3. von Links) darunter auch Hugo Kunkel (links) haben kräftig mit angepackt.
Die Helfer um Claudia Schrader (3. von Links) darunter auch Hugo Kunkel (links) haben kräftig mit angepackt. © P

Nach der Hochwasserkatastrophe in der Eifel laufen die Aufräumarbeiten auf Hochtouren – jede helfende Hand wird benötigt. Helferin Claudia Schrader aus Obertshausen berichtet von ihren Eindrücken.

Obertshausen – „Man muss teilweise sehr behutsam mit den Menschen dort umgehen – teilweise schämen sie sich sogar die Hilfe anzunehmen“, schildert Claudia Schrader ihre Eindrücke aus den vom Hochwasser betroffenen Gebieten in der Eifel. Die Obertshausenerin, die bereits Spenden nach Nordrhein-Westfalen gebracht hat (wir berichteten) ist erneut vor Ort gewesen – dieses Mal um selbst Hand anzulegen.

„Schon als wir das letzte Mal vor Ort waren, haben wir entschieden, dass wir noch einmal zum helfen hinfahren“, sagt die Immobilienmaklerin. Über Kontakte ist sie auf eine Helfer- und Spendensammelstelle in Houverath, einem Stadtteil in Bad Münstereifel, aufmerksam geworden. Dort werden die willigen Helfer eingewiesen und bekommen anschließend gesagt, wo sie sich einbringen können.

Der Einsatzort der sechsköpfigen Gruppe aus Obertshausen ist ein Einfamilienhaus in Arloff, einem anderen Stadtteil von Bad Münstereifel. Bis zum Erdgeschoss hatte das Wasser in dem Haus gestanden, weshalb sowohl der Keller als auch das Parterre komplett entkernt werden müssen. Mitten unter den Helfern ist auch der 74-jährige Hugo Kunkel aus Lämmerspiel. „Als ich sein Alter gehört habe, war ich erst skeptisch“, gesteht die Organisatorin, „aber er hat angepackt und gearbeitet wie ein Brunnenputzer.“

Gruppe aus Obertshausen hilft n der Eifel: „Es ist wirklich vergleichbar mit einem Bombenabwurf“

Diese Mithilfe ist für Kunkel, der über den Artikel in der Offenbach Post auf die Hilfsaktion aufmerksam wurde, eine Selbstverständlichkeit. „Ich bin ein Mensch, der so groß gezogen wurde, dass er anderen hilft“, fasst er zusammen. Auch er war von den Zuständen vor Ort schockiert. „Es ist wirklich vergleichbar mit einem Bombenabwurf“, sagt der Mühlheimer. „Das ist schon elendig.“

Gerade wegen dieser schlimmen Zustände haben sich die Helfer aus Obertshausen nicht lange bitten lassen und direkt mit angepackt. „Wir haben mit der Arbeit im Keller begonnen“, erinnert sich Claudia Schrader. „Dieser Geruch von dem Wasser und dem Schlamm war absolut schrecklich.“

Gemeinsam mit drei weiteren Helfern aus Frankfurt, die eigene Presslufthämmer dabei hatten, wurde der Estrich im Keller und im Wohnzimmer aufgebohrt und anschließend nach draußen in die dort positionierten Container gebracht.

Hochwasser in der Eifel: Infrastruktur ist stark geschädigt – Obertshausenerin berichtet

Doch vor allem die Geschichte des in dem Haus wohnenden Ehepaares hat Claudia Schrader sehr berührt. „Der Mann hatte einen Tag vor der Flut seinen letzten Arbeitstag und ist in Rente gegangen“, erzählt sie. „Das Haus war auch komplett abbezahlt.“ Nun müsse das Paar einen Kredit aufnehmen, damit ihr Zuhause wieder instand gesetzt werden kann.

Doch abgesehen von den Kosten, die der Wiederaufbau mit sich bringt, ist die Infrastruktur stark geschädigt. „Es gibt momentan kein fließendes Wasser – wenn man auf die Toilette gehen möchte, muss man mit einer Gießkanne spülen“, beschreibt die Obertshausenerin. Zudem sei das Wasser, das dort noch im Umlauf sei, teilweise stark verunreinigt. „Ich habe von einigen gehört, die starken Ausschlag bekommen haben, nachdem sie mit dem Wasser in Kontakt gekommen waren“, schildert Schrader die Situation.

Hochwasser in der Eifel: Freiwillige Helfer können sich bei Obertshausenerin melden

Nach Abschluss der Entkernungsarbeiten haben die Helfer noch einmal in der Zentrale angerufen und nach weiterer Arbeit gefragt. „Man hat uns dann drei Straßen weiter zu einem Kindergarten geschickt – dort ging es dann weiter.“ Bis um kurz vor sechs Uhr arbeitete die Gruppe aus Obertshausen in Arloff kräftig mit und gaben ihr Bestes bei der Entkernung der Kindertagesstätte, zu deren Wiederaufbau der Fernsehsender RTL zurzeit Spenden sammelt.

Auch nach der Arbeit dieses Tages gebe es noch viel zu tun, stellt Claudia Schrader fest. „Wir fahren auf jeden Fall noch einmal hin – und freuen uns über jeden Helfer, der uns begleitet.“ Wer die Gruppe bei der nächsten Fahrt begleiten und mithelfen möchte, kann sich bei der Obertshausenerin unter 0173 2573109 melden. (Jan Max Gepperth)

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