Alte Lieder nicht vergessen

Der Arbeitskreis für Heimatkunde Nieder-Roden will ein örtliches Liederbuch herausgeben, um den musikalischen Schatz der Vergangenheit zu bewahren.
Nieder-Roden - Einige musikalische Kostproben sind am Sonntag, 20. November, im Heimatmuseum an der Turmstraße zu erleben. Uli Biebel stellt ein paar Stücke aus der Liedersammlung vor, die der Verein in den letzten Jahren zusammengetragen hat. Das Museum ist am Sonntag von 14 bis 18 Uhr geöffnet – übrigens zum letzten Mal in diesem Jahr.
Die Heimatkundler sammeln weiter alte Lieder aus Nieder-Roden. Dabei kann es sich sowohl um Lieder mit Lokalbezug handeln als auch um Volkslieder, die früher in Nieder-Roden gern gesungen wurden.
Bei dieser Arbeit ist der Verein auf die Hilfe der Bevölkerung angewiesen. Wer in Nieder-Roden oder Rollwald aufgewachsen ist und eine lebendige Gesangstradition in Familie oder Verein kennengelernt hat, ist als Zeitzeuge gefragt. Eine Gelegenheit zum Kennenlernen bietet sich am Sonntag im Heimatmuseum bei Kaffee und Kuchen in der Museumsstubb’. Auch die Ausstellung „Zweimal hingeschaut“ mit Fotos aus Rollwald ist noch einmal zu sehen. Außerdem wird das neue Buch „125 Jahre Rodgaubahn“ zum Kauf angeboten.
Das Nieder-Röder Liederbuch könnte das nächste Buchprojekt werden. Aber bis dahin ist noch viel zu tun. Weder Form noch Umfang des Projekts stehen fest, auch die Finanzierung ist noch völlig offen. „An eine Veröffentlichung ist im nächsten Jahr noch nicht zu denken“, sagt Frank Martiny, der Vorsitzende des Arbeitskreises für Heimatkunde.
Zunächst will der Verein eine Arbeitsgruppe gründen, um den vorhandenen Liederschatz zu sichten und ein Konzept der Veröffentlichung zu entwickeln. „Auch rechtliche Fragen müssen noch geklärt werden, sofern es sich nicht um gemeinfreie alte Volkslieder handelt“, gibt Uli Biebel zu bedenken. Er ist Schriftführer im Vorstand des Arbeitskreises.
Eine erste Idee des Vereins ist, dass Akteure aus der örtlichen Musikszene sich einzelner Stücke annehmen, sie arrangieren und aufführen. Das geplante Liederbuch soll dann alle zum Mitsingen ermuntern.
Mehr als 50 Lieder hat der Arbeitskreis für Heimatkunde bisher gesammelt. Dazu gehören etwa 20 „Küchenlieder“ aus der Sammlung Schöbel. Uli Biebel hat sie in Noten übertragen. Er stützte sich dabei auf Tonaufnahmen und Texte der Sammlerin.

Etwa 30 weitere Lieder sind aus den Aufzeichnungen von Franz Steckenreiter überliefert, der seinerzeit im Ort als „Afrika-Franz“ bekannt war. Eines davon ist die Moritat vom Knäblein, das beim Spielen in den Teich gestürzt und ertrunken ist: „Die Wasserrose“. Die handschriftlichen Liedtexte in Sütterlin-Schrift wurden während der Corona-Pandemie in heutige Schrift übertragen. Allerdings ist es noch nicht gelungen, zu allen Versen die passenden Melodien zu finden. Außerdem ist Steckenreiters Liederheft nicht mehr komplett: Einige Blätter fehlen.
Sieben Lieder mit lokalem Bezug liegen bereits mit Noten vor. Manche davon werden heute noch gesungen, etwa zur Fastnacht oder auf der Kerb. Darüber hinaus gibt es noch zahlreiche Kopien aus zwei Sammlungen von Vereinsmitgliedern. Uli Biebel: „Diese Lieder waren wohl lange Jahre bei Ausflügen oder Feiern im Gebrauch. Unklar ist dabei aber, welche davon wirklich gerne und viel gesungen wurden.“
Die Heimatkundler vermuten, dass noch viele alte Liedtexte oder -noten in den Schränken liegen. Wer zum örtlichen Liederschatz etwas beitragen kann, kann sich per E-Mail an schriftfuehrer@heimatverein-nieder-roden. de wenden. (Ekkehard Wolf)