Am Brennholz nie viel verdient

Brennholzknappheit und hohe Preise wirken sich auch auf die „historische Holzversteigerung“ im Rodgauer Stadtteil Dudenhofen aus. Zur Versteigerung steht am 14. Januar 2023 nur eine kleine Menge an Brennholz bereit. Was bleibt, ist ein großes Winterwaldfest mit rustikalem Charme. Auf dem Programm stehen unter anderem eine Ausstellung von Oldtimer-Traktoren und eine spektakuläre Sportholzfällershow.
Dudenhofen – Sägen, spalten, stapeln: Starke Männer des Gesangvereins Germania bereiten Brennholz für die Holzversteigerung vor. Seit mehr als 25 Jahren steht ihr Arbeitseinsatz in den ersten Januartagen im Kalender. Doch diesmal ist etwas anders als sonst. Statt mehrerer Anhänger voll Stammholz liegen nur ein paar Baumstämme am Wegrand bereit.
„Heute spalten wir nur das Holz für die Lagerfeuer“, erzählen die Holzmacher. Im Lauf der Woche treffen sie sich noch einmal auf einem privaten Holzplatz, um vorgetrocknetes Brennholz zu verarbeiten. Das wird dann am Samstag säckeweise versteigert.
Drei Jahre Corona-Pandemie haben ihre Spuren hinterlassen. „Unsere Leute sind ja auch drei Jahre älter geworden“, sagt Sigrun Kraus, eine der drei Vorsitzenden des Gesangvereins: „Es ist schon schwieriger, alles so zu stemmen, wie wir es gewohnt waren.“ Die Holzmacher sind seit vielen Jahren eine feste Gemeinschaft. Der Älteste ist um die 80 Jahre alt.
Die Situation auf dem Holzmarkt macht die Sache nicht einfacher. Nach drei Dürrejahren mit großen Waldschäden ist Brennholz bundesweit knapp. Gleichzeitig ist Holz als Brennstoff so gefragt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. „Allein in unserem Brennholz-Shop verzeichnen wir eine 2,5-fach erhöhte Einkaufstätigkeit“, schreibt das Holzkontor Darmstadt, Dieburg, Offenbach. Das Holzkontor ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Sie vermarktet Rundholz aus 37 Städten und Gemeinden der Region – auch aus Rodgau.
Die Germania hat das Holz fürs Lagerfeuer über das Holzkontor bezogen. Der Verein hätte gern selbst Totholz aus dem Stadtwald gezogen, erhielt dafür aber keine Genehmigung.
Die hohen Brennholzpreise machen eine Versteigerung uninteressant. Das war schon einige Jahre vor Corona zu beobachten, wie Sigrun Kraus erzählt. Die Auktion kam oft kaum über das Mindestgebot hinaus. Manchmal blieben am Ende sogar einige Raummeter liegen. Dafür fanden sich dann Abnehmer innerhalb des Vereins.
Noch vor zehn Jahren hatten die Holzmacher rund 50 Raummeter Buchenholz auf dem Waldfestplatz an der Gänsbrüh aufgeschichtet. Ein paar Jahre später waren auch 40 Meter noch eine eindrucksvolle Kulisse.
Die Holzstapel waren zwar wichtig fürs Ambiente, aber nicht für die Vereinskasse. „Am Holz haben wir nie viel verdient“, gibt Sigrun Kraus zu. Diesmal versteigert die Germania ihr Brennholz für einen guten Zweck: Der Auktionsgewinn fließt an den Rodgauer Verein „Helfer mit Herz“.
Die rustikale Atmosphäre soll bleiben. Dafür sorgen Lagerfeuer (mit Sondergenehmigung der Stadt), alte Traktoren, Sport-Holzfäller und ein Bildhauer, der Holzfiguren mit der Kettensäge schnitzt. Auch die Bewirtung bleibt in bewährter Dudenhöfer Qualität: mit hausgemachter Erbsensuppe und heißer Fleischwurst aus dem Kessel. Dazu gibt’s „alle Sorten Getränke von kalt bis heiß“, wie Sigrun Kraus sagt. Als Zahlungsmittel dient eine spezielle Währung, die „Holzmark“.
Die alte Gulaschkanone aus DDR-Beständen wird allerdings fehlen. „Sie ist kaputt“, so Kraus. Trotz zahlreicher Reparaturen sei das Fahrzeug nicht mehr zu retten. (Ekkehard Wolf)