Auf dem Weg zum Wald der Zukunft
Die Aufforstung im Rodgauer Wald geht weiter. Allein in diesem Jahr will die Stadt auf 15 Hektar neue Bäume pflanzen. Dabei orientiert sie sich am Konzept eines klimafesten Mischwaldes, das unter wissenschaftlicher Begleitung entstanden ist. Es ist ein Wettlauf gegen den Klimawandel.
Rodgau - Nach dem verheerenden Sturm vom August 2019 sind die ersten zehn Hektar schon wieder bepflanzt. Doch es gibt noch viel zu tun. Nicht nur der Sturm hat zu einem riesigen Kahlschlag geführt (65 Hektar). Dazu kommen laut Forstamt noch etwa 40 Hektar, auf denen die Kiefern abgestorben sind oder demnächst absterben werden.
Erst kürzlich haben Forstwirte in der Nähe des Wasserwerks Jügesheim gut 6 000 junge Bäumchen eingesetzt: Eichen, Kirschen, aber auch andere Arten. Die Stadt setzt auf eine breite Mischung. „Wir pflanzen meistens zehn bis 15 Arten“, erklärt Steffen Freckmann, der im Rathaus das Fachgebiet Forst leitet.
Als Laie muss man ganz genau hinsehen, um die Anpflanzung zu erkennen. Die Jungpflanzen sind zwar zwei bis drei Jahre alt und 30 bis 80 Zentimeter groß, aber sie sehen zunächst wie dürre Stecken aus. Erst im Lauf der Jahre und Jahrzehnte wird sich daraus ein Wald entwickeln.
Ein Konzept unter dem Arbeitstitel „Zukunftswald Rodgau“ sieht vor, einen ökologisch gesunden Mischwald zu entwickeln, der dem Klimawandel standhält und die Artenvielfalt sichert. Die Stadt Rodgau und der Landesbetrieb Hessen-Forst nutzen dabei aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse. Die Ökophysiologin Dr. Vera Holland (Uni Frankfurt) unterstützt das Projekt als freie Beraterin. Sie beschäftigt sich seit 15 Jahren mit den Veränderungen europäischer Waldsysteme im Klimawandel.
Viele einheimische Baumarten kommen auf Dauer nicht mit Hitze und Trockenheit zurecht. Bei der Neupflanzung werden deshalb auch Arten aus dem Süden Europas angesiedelt, zum Beispiel die Steineiche und die Ungarische Eiche.
Bisher war die Forstwirtschaft auf die Holzproduktion ausgerichtet – in Rodgau überwiegend mit Kiefern (85 Prozent) und kleinen Anteilen an Buche und Eiche. Mit dem Klimawandel haben sich die Ziele geändert. „Ökologische Belange haben hierbei Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen“, heißt es im Waldwirtschaftsplan, den das Stadtparlament am Montag beschlossen hat.
„Dem Wald geht’s nicht gut“, berichtete Forstamtsleiter Melvin Mika (Langen) vor zwei Wochen im Rodgauer Umweltausschuss. 41 Prozent der Bäume in Rhein-Main seien geschädigt. In Rodgau sehe es nicht besser aus.
Die Waldverjüngung ist deshalb der wichtigste Punkt des Waldwirtschaftsplans. 230 000 Euro sind für Neupflanzungen angesetzt. „Ob wir dieses Ziel erreichen, kann ich nicht versprechen“, schränkte Melvin Mika an. Jungpflanzen seien zurzeit nicht in den gewünschten Stückzahlen erhältlich. (Ekkehard Wolf)
