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Offene Jugendarbeit notwendiger denn je

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Von: Ekkehard Wolf

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Bald wieder länger geöffnet: Im Jügesheimer Jugendtreff gegenüber der Rodgau-Passage sind die Öffnungszeiten wegen eines personellen Engpasses eingeschränkt.
Bald wieder länger geöffnet: Im Jügesheimer Jugendtreff gegenüber der Rodgau-Passage sind die Öffnungszeiten wegen eines personellen Engpasses eingeschränkt. © Wolf

Sie gehören zu den Verlierern der Corona-Pandemie: Kindern und Jugendlichen fehlen Jahre ihrer persönlichen Entwicklung. Die offene Jugendarbeit in Rodgau will ihnen helfen, Versäumtes aufzuholen.

Rodgau - Es geht darum, Gleichaltrigen zu begegnen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, Verhaltensweisen zu erproben und Gefühle wahrzunehmen und auszudrücken. Raum dafür bieten das Jugendhaus Dudenhofen und die Jugendtreffs in Jügesheim und Weiskirchen. In Nieder-Roden ist die Stadt bisher mit Jugendmobil und Mitternachtssport vertreten. Dieses Angebot will sie bald ausweiten.

„Wir brauchen offene Jugendeinrichtungen. Nur mit Online-Angeboten kann man keine dauerhafte Jugendarbeit betreiben“, sagt Stefan Usak, der im Rathaus den Fachbereich Jugend leitet.

Die Einschränkungen während der Pandemie haben Kinder und Jugendliche in vielerlei Hinsicht getroffen. Mitarbeitende der offenen Jugendarbeit berichten unter anderem von Essstörungen, motorischen Einschränkungen und Schulschwänzen.

„Bestehende Probleme haben sich verstärkt“, sagt Stefan Usak. Das habe oft mit der Situation in der Familie zu tun: Kinder und Jugendliche aus stabilen Verhältnissen hätten es eher geschafft, die Corona-Belastungen auszuhalten.

Viele junge Leute holen sich jetzt genau das, was ihnen fehlt. Auch das kann man im Jugendhaus erleben. „Wir merken, dass Jugendliche wieder mehr Lust haben, sich zu bewegen“, berichtet Usak: „Der Basketballplatz ist stärker belegt und die Playstation wird eher mal liegen gelassen.“ Auch der Redebedarf der Jugendhausbesucher sei gestiegen. Allerdings suchten viele Jugendliche eher das Einzelgespräch als die Kontakte in der Gruppe.

Das mag auch an den Sorgen liegen, die die jungen Leute plagen. „Die Zukunftsängste sind gestiegen“, weiß Stefan Usak. Zusätzlich zu den großen Krisen, die die Schlagzeilen beherrschen, haben viele Jugendliche eine weitere Sorge: „Die Berufsfindung ist schwieriger geworden. Viele Praktika wurden ja abgesagt.“

Sowohl das Jugendhaus als auch die Jugendtreffs sind an fünf Nachmittagen pro Woche geöffnet. Die Besucherstruktur wechselt mit der Tageszeit: Die Jüngeren (ab neun Jahre) kommen nach der Schule, die Älteren später. In der offenen Jugendarbeit geschehe „ganz viel auf der Beziehungsebene“, berichtet Stefan Usak. Er selbst ist ein gutes Beispiel dafür, wie stabil so ein Vertrauensverhältnis sein kann: Obwohl er seit zwei Jahren nicht mehr im Jugendhaus, sondern im Rathaus arbeitet, kommen immer noch manche seiner Schützlinge vorbei, um nach Rat zu fragen – oder einfach mal zu plaudern.

„Aufholen für Kinder und Jugendliche nach Corona“ heißt ein Aktionsprogramm der Bundesregierung. Auch Rodgau hat ein paar Tausend Euro daraus bekommen. Die städtische Jugendarbeit hat damit unter anderem einen Schmiedeworkshop und ein Graffitiprojekt finanziert. Auch die regelmäßigen Fahrten zur Soccerhalle Hainburg sind dadurch möglich geworden: Alle zwei Wochen geht’s donnerstags von 15 bis 18.30 Uhr zum Kicken.

„Wir planen weitere subventionierte Angebote“, stellt Stefan Usak in Aussicht. Genaues will er aber noch nicht verraten. Das Bundesprogramm läuft noch bis Ende August 2023. (Ekkehard Wolf)

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