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Baumpflanzaktion in Rodgau irritiert Anwohner

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Von: Ekkehard Wolf

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Zwei neue Stadtbäume wurden am Fußweg von der Wiesenstraße zur Rodau-Brücke gepflanzt. An der rechten Wegseite bleiben niedrige Sträucher stehen.
Zwei neue Stadtbäume wurden am Fußweg von der Wiesenstraße zur Rodau-Brücke gepflanzt. An der rechten Wegseite bleiben niedrige Sträucher stehen. © Wolf

Muss es sein, dass man einen Grünstreifen platt macht, um zwei Bäume zu pflanzen? Und: Ist es ökologisch sinnvoll, neue Stadtbäume mit einer Aufschüttung aus Steinen zu umgeben? Die jüngste Baumpflanzaktion der Stadt Rodgau wirft bei Anwohnern Fragen auf.

Rodgau - An der Wiesenstraße (Dudenhofen) wurden Sträucher entfernt, um zwei Bäume zu pflanzen. Und auf dem Goetheplatz (Weiskirchen) ist der Boden unter den Bäumen mit Steinen bedeckt. Zwei Schildbürgerstreiche? Die Stadtverwaltung widerspricht: Die Maßnahmen seien wohl durchdacht.

Die Arbeiten sind Teil der Aktion „500 Bäume für Rodgau“, die das Kleinklima verbessern soll. Sie geht auf einen Stadtverordnetenbeschluss vom September 2016 zurück. Demnach pflanzt die Stadt fünf Jahre lang jeweils 100 Bäume im bebauten Stadtgebiet. Zusätzlich ersetzt sie jeden Baum, der auf städtischen Grundstücken gefällt wird.

500 Bäume zu pflanzen, verlangt einige Planung. Ein Ingenieurbüro hat mögliche Standorte untersucht und bewertet.

Eine dieser Stellen ist ein Fußweg in Dudenhofen, der von der Wiesenstraße zur Rodau-Brücke der Heinrich-Heine-Straße führt. Links und rechts befinden sich schmale Grünstreifen. Der linke, etwa 25 Meter groß, wurde am Montag zwecks Baumpflanzung gerodet. Rechts bleiben die Sträucher stehen. Anwohner Hans-Jürgen Lange sieht darin eine Verschwendung öffentlicher Gelder: Die Rodung sei unnötig gewesen.

Die Stadtverwaltung sieht das anders. „Um Bäume zu pflanzen, muss man erst Platz schaffen“, sagt Pressesprecherin Sabine Hooke. Der Boden zwischen den Bäumen werde noch mit Stauden bepflanzt.

Gräser und Stauden sind auch am Goetheplatz in Weiskirchen vorgesehen, wo kürzlich einige Linden gepflanzt wurden. Bis dahin ist das Erdreich mit Steinchen abgedeckt. Günther Beetz, ein Leser unserer Zeitung, fühlt sich durch den Anblick an die sogenannten Schottergärten erinnert, die aus Klimagründen als unerwünscht gelten. Die Stadt will mit einem Zuschussprogramm den Rückbau der Schottergärten fördern. Beetz sieht darin einen Widerspruch.

Bei den verwendeten Steinchen handelt es sich nach Auskunft der Stadt um Lavagranulat. „Es dient der Wasserspeicherung und hält das Erdreich feucht“, erklärt Sabine Hooke. „Die Fläche wird mit Stauden versehen“, kündigt sie an. Das habe sich auch auf den Grünstreifen an Straßenrändern bewährt.

Die Aktion „500 Bäume für Rodgau“ soll in diesem Jahr zu Ende gehen. Dafür stehen 650 000 Euro bereit. Das Geld ist nicht nur für die neuen Bäume bestimmt, sondern auch zur Nachpflanzung für gefällte Bäume.

Neupflanzungen hatte die Stadt bisher mit 4 500 Euro pro Baum kalkuliert – mit Anwuchsgarantie. In der letzten Phase des Fünfjahresplans könnte es teurer werden, wie man im Haushaltsplan 2022 nachlesen kann. Dort heißt es: „Wurden zuerst die Standorte ausgewählt, die nicht versiegelt – und somit in der Herstellung vergleichsweise günstig – waren, werden ab der Pflanzkampagne 2021/22 und dann zum Ende 2022 nun auch versiegelte Standorte zurückgebaut.“

Auf städtischen Grundstücken, an Straßenrändern und in Grünanlagen stehen derzeit rund 5 600 Bäume, wie ebenfalls im Haushaltsplan steht. Dazu kommen noch etwa 2 000 Bäume entlang der Rodau und an Gräben. Die Pflegekosten kalkuliert die Stadt mit 24 bis 27,42 Euro pro Baum und Jahr.

Lavagranulat soll Wasser aufnehmen und die Erde feucht halten. Unter den Bäumen am Goetheplatz werden demnächst noch Stauden gepflanzt.
Lavagranulat soll Wasser aufnehmen und die Erde feucht halten. Unter den Bäumen am Goetheplatz werden demnächst noch Stauden gepflanzt. © p/Beetz

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