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Baustelle behindert Burger: Stadtwerke und Gastwirt liegen im Clinch

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Von: Bernhard Pelka

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Mit Muskelkraft und zu Fuß durch die Baustelle: Anlieferer haben es am „Journal“ derzeit schwer. Hier trifft eine Ladung Burgerbrötchen ein.
Mit Muskelkraft und zu Fuß durch die Baustelle: Anlieferer haben es am „Journal“ derzeit schwer. Hier trifft eine Ladung Burgerbrötchen ein. © pelka

In Rodgau streitet sich ein Burgerladen-Betreiber mit den Stadtwerken. Eine Baustelle vor seinem Geschäft macht ihm zu schaffen.

Jügesheim – Die Baustelle in der Konrad-Kappler-Straße treibt Gastwirt Jürgen Herr in die Enge. Vor seinem für exklusive Burger bekannten „Journal“ ist die Straße ausgebaggert. Kunden erreichen das seit zehn Jahren von Herr und seiner Frau Kerstin betriebene Lokal nur zu Fuß durch unwegsames Gelände über notdürftig aufgeschüttete Schotterdämme.

Vier Anlieferer müssen dienstags und mittwochs abseits parken und die Ware viel weiter tragen als zu Zeiten, in denen der Parkplatz am „Journal“ noch fahrend erreichbar war. „Erst Corona und jetzt das“, sieht Herr schwere Zeiten auf seinen Betrieb zukommen, der 32 Kräfte in Voll- und Teilzeit ernährt. Schon jetzt blieben Gäste fern.

Rodgau: Zusage der Stadtwerke wird nicht eingehalten

Eine böse Überraschung war auch, dass die Bauarbeiten einen Ausliefer-Pkw und einen Anhänger des Gastwirts auf dessen Parkplatz festgesetzt haben. Die Baufirma habe zwar Infozettel wegen des Aushubs ab 28. März eingeworfen. Der Zettel habe ihn aber nicht erreicht. Herr sagt, er habe nur von seinem Lokalvermieter per Telefon erfahren, dass jetzt die Bagger da sind: Zu spät, um das Lieferauto noch schnell wegzufahren.

Zwei Liefer-Pkw stehen auf Parkplätzen, die die Stadt für das „Journal“ an der Rodaubrücke reserviert. Diesen Pkw konnte Jürgen Herr (rechts) nicht rechtzeitig wegfahren.
Zwei Liefer-Pkw stehen auf Parkplätzen, die die Stadt für das „Journal“ an der Rodaubrücke reserviert. Diesen Pkw konnte Jürgen Herr (rechts) nicht rechtzeitig wegfahren. © Pelka, Bernhard

Der Geschäftsbereich Versorgungs- & Infrastrukturmanagement der Stadtwerke betreut die Tiefbaumaßnahme. Auf die Stadtwerke ist Jürgen Herr nicht mehr gut zu sprechen. Im Herbst 2022 sei ihm in einem Vorgespräch zugesichert worden, dass er an lediglich zwei Tagen seinen Parkplatz zum Entladen nicht wird nutzen können. An allen anderen Tagen sei die Zufahrt frei. Diese Zusage werde jetzt nicht eingehalten. Ihm sei gesagt worden, dass er auf dem Laufenden gehalten werde. Das sei nicht der Fall. Ihm werde jetzt ja nicht einmal verraten, wie lange die Baustelle noch dauern soll.

Baustellenärger in Rodgau: Stadtwerke widersprechen Aussagen

Er habe angeboten, während der Bauzeit zumindest zeitweise Urlaub zu machen, um Problemen aus dem Weg zu gehen, wie sie ihn jetzt einholen. Herr versichert, die Stadtwerke hätten ihm gegenüber den Eindruck erweckt, das sei nicht nötig, er werde keine Probleme bekommen. „Und jetzt so was!“ Problematisch ist für den Unternehmer auch, dass die Bautrupps gewechselt haben. „Keiner weiß jetzt mehr was von früheren Absprachen.“

Warum wird die Baustelle nicht einfach mit Eisenplatten wenigstens zeitweise abgedeckt, um den Anlieferverkehr für das „Journal“ zu erleichtern? Stahlplatten könnten in diesem Fall nicht zum Einsatz kommen, da sich die Baustelle täglich verändere. „Damit die Stahlplatten nicht im Weg sind, müsste man diese ständig umräumen“, beantworten die Stadtwerke diese Frage in einer schriftlichen Stellungnahme.

Darin heißt es, die Stadtwerke hätten gegenüber dem Gastronom darauf aufmerksam gemacht, dass es im Zuge der Baumaßnahme sein kann, „dass die Zuwegung zwei bis drei Tage gar nicht möglich sein wird. Auch haben wir darauf hingewiesen, dass eine Zuwegung nicht durchgehend mit dem Auto, sondern zum Teil auch nur fußläufig möglich sein wird“. Herrs Meinung, er habe die Zusage bekommen, dass er nur an zwei Tagen seinen Parkplatz nicht wird ansteuern können, teilen die Stadtwerke also nicht. Auch Herrs Angebot, er könne notfalls Urlaub machen, ist den Stadtwerken nach deren Angaben „in der geschilderten Form nicht bekannt.“

Rodgau: Stadtwerke betonen Bemühungen – können aber nicht alles berücksichtigen

Die Stadtwerke würden täglich die Situation vor Ort prüfen und dabei mit den Anliegern und der Baufirma sprechen. Weiterhin halte die Firma ständig Rücksprache mit den Anliegern, „wenn wir als Stadtwerke nicht vor Ort sind“.

Die Baumaßnahme müsse so begonnen werden, dass ein fortlaufender korrekter Bauablauf, inklusive der notwendigen Arbeitsschritte, gewährleistet ist. „Dabei werden selbstverständlich auch die Interessen der Anlieger so gut es geht berücksichtigt. Jedoch ist dies nicht immer vollumfänglich möglich. Der Bauabschnitt dauert, sofern keine unvorhergesehenen versteckten Probleme auftauchen, zirka vier bis fünf Wochen“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Jürgen Herr muss sich also noch gedulden. Die Absprachen zwischen den unterschiedlichen Bautrupps hätten bisher problemlos funktioniert. „Wir stellen bei unseren täglichen Rücksprachen fest, dass die Mitarbeiter informiert wurden.“ Die Baufirma arbeite seit Jahren zuverlässig für die Stadt. Generell würden Baumaßnahmen sehr detailliert und so gut es geht geplant. „Jedoch können nicht alle Individualitäten Berücksichtigung finden.“ (bp)

Derweil hat sich die Stadt Rodgau sechs Wochen nach dem Angriff auf die Computersysteme erholt. Langsam geht es wieder aufwärts.

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