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Besuch im Rodgauer Eis-Labor

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Von: Bernhard Pelka

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Anna Demianenko, Ira Repik, Nadja, Nastja, Sascha und Lisa (von links) besuchten Luigi Peluso in dessen Eis-Labor. Danach durften sie die neue Sorte „Luigi Bon“ probieren (Haselnuss, weiße Schokolade, Crunch). Lecker!
Anna Demianenko, Ira Repik, Nadja, Nastja, Sascha und Lisa (von links) besuchten Luigi Peluso in dessen Eis-Labor. Danach durften sie die neue Sorte „Luigi Bon“ probieren (Haselnuss, weiße Schokolade, Crunch). Lecker! © Pelka

Die Hilfe für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hat in Rodgau viele Gesichter. Im Eiscafé Piccola Venezia wird die breite Unterstützung besonders gut sichtbar. Inhaber Luigi Peluso beschäftigt eine junge Frau aus der Ukraine: Anna Demianenko.

Jügesheim – Seit 27 Jahren betreibt Luigi Peluso das Eiscafé Piccola Venezia zwischen Triangel und Alter Ölmühle. Abseits des Trubels und doch mitten drin trifft man sich. Jeder kennt jeden. Sehen und gesehen werden ist an den 25 Tischen draußen und an den 15 innen kein Problem.

In dieser Woche hatte der Gelatiere besondere Gäste. Mädchen, die zusammen mit ihrer Familie aus der Ukraine geflüchtet waren, durften Peluso in dessen Eis-Labor bei der Arbeit zusehen – und anschließend natürlich verkosten. Das hatte einen Grund. Seit drei Wochen arbeitet die Tante der Mädchen, Anna Demianenko, als Aushilfskraft bei Luigi. Sie mag das Betriebsklima, die mediterrane Atmosphäre und die entspannten Gäste.

Ihr Leben sah vor sieben Wochen noch ganz anders aus. Da war die insgesamt achtköpfige Familie auf der Flucht aus der Stadt Vinnytsia südwestlich von Kiew: Sergei Repik, mit Ehefrau Ira, geborene Demianenko, und ihren fünf Kindern, ein Junge, Wanja (Johannes) und vier Mädchen, Nadja, Nastja, Sascha und Lisa.

Über Roland Pasedag (RP Group Jügesheim) bestand Kontakt zu Lothar Mark vom Rotary Club Rodgau und Andrei Demianenko, der mit seinen 27 Jahren bereits Erfahrung mit Deutschland hatte, und nun für seine Schwestern Anna Demianenko (19) und Ira Repik mit ihrer Familie eine neue Heimat finden musste.

Die Rotarier wussten, dass im Karolingerhof von Sebastian und Steffi Rosskopf eine freie Wohnung zur Verfügung stand und die Familie dort auch mit offenem Herzen empfangen werden würde. Andrei, der die Ankunft vorbereitete, war so erfreut über die Gelegenheit, dass er ebenfalls einzog und die Verantwortung für die Starthilfe übernahm.

Der Rotary Club Rodgau hatte zu dem Zeitpunkt bereits die Patenschaft übernommen und 3 000 Euro als „Flüchtlingshilfe Ukraine“ bereitgestellt. Familie Rosskopf schenkt die Miete.

Am Donnerstag, 10. März, war Ankunft auf dem Bahnhof in Jügesheim mit Transport zum Karolingerhof. Danach ging es Schlag auf Schlag. Arbeitskleidungen konnten besorgt werden. Die Ausstattung der Kinder lief. Der große Bekanntheitsgrad der Rosskopfs sorgte dafür, dass im Nu jeder ein eigenes Fahrrad hatte.

Andrei bekam eine Anstellung bei der Schlosserei Lehmann (früher Metallbau Sahm), Mama Ira beim Bäcker Haas in Seligenstadt, Papa Sergei, der künstlerische Steinmetz, bei Marmor Stenger, Tante Anna Demianenko bei Luigi und der 17-jährige Sohn bei der Gärtnerei Löwer. Die Kinder gehen mit den Rosskopfkindern in die Carl-Orff-Schule und haben zusätzlich noch Fernunterricht aus der Heimat übers Internet. Andrei hat mit seinem festen Einkommen bereits die Zusage, eine eigene Wohnung zu beziehen.

Die heranwachsenden Mädchen helfen beim JSK Kinderturnen. Der 17-Jährige spielt dort Fußball. Für Flüchtlingskinder sind die Übungsstunden beim JSK bis zum Jahresende freigestellt. Andrei hilft bei Tante Emma und Anna kommt zum Übersetzen gelegentlich dazu. Über 100 Kunden aus der Ukraine sind bei Tante Emma inzwischen registriert.

Für Luigi Peluso war die geschenkte Eisprobe eine gute Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass er im Jahresverlauf 130 wechselnde Sorten anbietet. Alle selbst gemacht, frisch, aus prima Zutaten ohne Chemie. Die Renner Schoko, Vanille und Erdbeereis sind immer vorhanden. Und das Fruchteis ist vegan.  (bp)

Junior-Chef Marvin Peluso und Anna Demianenko arbeiten gut zusammen.
Junior-Chef Marvin Peluso und Anna Demianenko arbeiten gut zusammen. © Pelka

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