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Biber bremst Bakterien

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Von: Bernhard Pelka

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Das vom Biber aufgestaute Wasser bereitet dem städtischen Regenrückhaltebecken (rechts, im Hintergrund) am Finkensee Probleme.
Das vom Biber aufgestaute Wasser bereitet dem städtischen Regenrückhaltebecken (rechts, im Hintergrund) am Finkensee Probleme. © Pelka

Stausee in Jügesheim hat Folgen im Klärwerk Weiskirchen

Rodgau – So groß wie in Heusenstamm oder Mühlheim sind in Rodgau die Probleme noch nicht, die mit der Rückkehr des Bibers einhergehen. Trotzdem beschäftigt das Thema insbesondere die Anlieger der Rodau. Zum Beispiel Anwohner des Finkensees zwischen Jügesheim und Hainhausen. Sie waren jetzt zu einer Info-Veranstaltung der Stadt eingeladen, nachdem Biberdämme in diesem als Überschwemmungsgebiet ausgewiesenen Areal nahe der Weiskircher Straße von Unbekannten regelmäßig zerstört worden waren.

Fazit des Termins mit diversen Experten: Schäden für Wohngebäude rings um den Finkensee werden bislang nicht erwartet. So hoch werde das Wasser nicht steigen. Allerdings setzt das vom Biber gestaute Nass am Finkensee ausgerechnet dem Auslasskanal eines Regenrückhaltebeckens zu.

In dem Auslasskanal, der früher nicht überflutet war, haben sich Risse gebildet. Das produziert eine Kette von negativen Folgen: Kaltes Rodauwasser dringt in den früher dichten Kanal ein.

Das hat für die Kläranlage in Weiskirchen, die auch aus diesem Kanal gespeist wird, Konsequenzen: Das kalte Rodauwasser senkt auf Dauer die Temperatur des Wassers, das in der Kläranlage ankommt. Mit dieser Temperatursenkung kommen die zur biologischen Abwasserklärung nötigen Bakterien nicht zurecht, denn ihnen wird’s schlicht zu kalt, um optimal arbeiten können.

Die Stadtwerke haben ein Ingenieurbüro mit Abklärung der Frage beauftragt, ob die Entwicklung am Finkensee die Funktionstüchtigkeit des Regenrückhaltebeckens bei Starkregen beeinträchtigt. Und: Was bedeutet das aufgestaute Wasser für die Statik des Bauwerks – Stichwort: Auftriebskräfte? „Auch wollen wir den beschädigten Kanal von innen abdichten“, sagte Stadtwerke-Geschäftsbereichsleiter Markus Hartmann.

Für den Fachdienst Umwelt beim Kreis Offenbach berichtete dessen Leiter, Diplombiologe Jörg Nitsch, dass – sofern sich die Situation für Wohngebäude einmal zuspitzen sollte – nach „technischen Lösungen“ (etwa Entwässerung durch Drainagerohre) gesucht werde. Das gelte auch für das Gebiet am JSK-Sportgelände an der Egerstraße. Dort, so berichtete eine Anliegerin, staue sich das Rodauwasser seit Renaturierung der Rodau in Hainhausen bei Starkregen schon heute, überflute den Rad- und Fußweg und Teile des JSK-Platzes und stehe gerade mal noch 20 Zentimeter unterhalb der Brücke über die Egerstraße. „Potenziert sich das durch den Biber?“

Der städtische Kulturdezernent Winno Sahm beschwichtigte: „Das Problem ist, dass der Weg generell niedriger liegt als die mittlere Wasserhöhe der Rodau. Bei starkem Regen läuft er voll. Aber das ist nach einer Woche wieder vorbei.“ Jörg Nitsch versicherte, Experten könnten bei drohenden Gebäudeschäden „den Wasserstand so steuern, dass keine echten Schäden entstehen“.

Insgesamt warben bei dem Treffen am Finkensee Bürgermeister Max Breitenbach, Jörg Nitsch, Ulrich Götz-Heimberger vom Regierungspräsidium Darmstadt und mehrere Gäste für die Bedeutung des europaweit streng geschützten tierischen Baumeisters für den lokalen Wasserhaushalt – gerade in Zeiten extremer Hitzesommer.

„Wir wollen die friedliche Koexistenz zwischen Anwohnern und Biber fördern“, erläuterte Breitenbach den Sinn der Veranstaltung.

Der Biber ließ sich am Finkesee nicht blicken, als es dort Informationen zu möglichen Auswirkungen des gestauten Wassers gab.
Der Biber ließ sich am Finkesee nicht blicken, als es dort Informationen zu möglichen Auswirkungen des gestauten Wassers gab. © Pelka, Bernhard

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