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Rodgauer Modellbauer in Personalnot

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Von: Bernhard Pelka

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Kassierer Reinhard Herbst gestaltet leidenschaftlich gerne die Landschaften.
Kassierer Reinhard Herbst gestaltet leidenschaftlich gerne die Landschaften. © pelka

Ausgerechnet im 25. Jahr ihres Bestehens hat die Rodgauer Modellbahn Connection (RMC) ein Personalproblem. Der Verein leidet – wie viele andere Vereine auch – unter Mitgliederschwund.

Rodgau - Der Vorstand möchte dem nicht tatenlos zusehen. Er hat sich im Jubiläumsjahr, in dem es am Wochenende 1./2. Juli eine große Ausstellung im Vereinsheim an der Eisenbahnstraße 47 in Jügesheim geben wird, etwas einfallen lassen: Um das Interesse dafür zu wecken, das schöne Hobby Modelleisenbahn vereinsmäßig zu betreiben und um bereits Infizierte für den Verein zu gewinnen, soll es ab April, zunächst probeweise, monatlich jeweils am ersten Samstag von 14 bis 17 Uhr im Vereinsheim einen öffentlichen Fahrtag geben. Los geht es am 1. April (kein Aprilscherz)! Wir sprachen darüber mit Kassierer und Pressewart Reinhard Herbst.

Was erwartet die Gäste an den offenen Fahrtagen?

Der offene Fahrtag soll ein Angebot an alle Modellbahnfreunde sein, die Zuhause zwar Loks und Waggons in der Baugröße H0 – Gleichstrom Digital (also alles außer Märklin!) haben, diese aber gar nicht oder nur selten fahren lassen können oder die nur eine kleine Anlage haben, die nur im Kreis mit engen Radien fährt. Gerade für letztere Besitzer könnte es reizvoll sein, mal selbst einen eigenen oder einen vereinseigenen, längeren Zug mit vielen Waggons auf einer großzügigen zweigleisigen Strecke mit Kurvenradien von zwei Meter fahren zu lassen.

Geben Sie dabei Tipps?

Selbstverständlich können dabei auf Anfrage auch Ratschläge zum Anlagenbau und zur Landschaftsgestaltung gegeben werden. Auch die Versorgung mit Getränken ist gesichert. Und es gibt einen Flohmarkt zum Stöbern.

Vorsitzender Jürgen Böckl bedient die digitale Bahnhofssteuerung.
Vorsitzender Jürgen Böckl bedient die digitale Bahnhofssteuerung. © Pelka, Bernhard

Wie groß ist die Anlage?

Derzeit ist eine zweigleisige Strecke von etwa 36 Meter mit einem eingleisigen Abzweig von zehn Meter aufgestellt. Wenn wir allerdings alle 87 Module aufbauen, entsteht eine Fahrstrecke von satten 100 Meter Länge.

Braucht man technische Vorkenntnisse, um sie fahren zu können ?

Vorkenntnisse sind nicht unbedingt nötig, können aber insbesondere bei der Bedienung des computergesteuerten Bahnhofs nicht schaden. Ansonsten stehen Vereinsmitglieder bereit, um den Gästen die relativ einfache Bedienung der Betriebsstellen zu erklären. Das kann jeder schnell lernen.

Die Besucher brauchen also auch nicht zwingend eine eigene Anlage zuhause, um bei Ihnen fahren zu dürfen?

Nein. Voraussetzung ist lediglich, dass sie für unsere Anlage passendes rollendes Material mitbringen. Unsere Zielgruppe sind Modelleisenbahner mit einer gewissen Vorbildung, die zum Beispiel durch Änderung ihrer Lebensumstände (Altersteilzeit, Ruhestand) jetzt mehr Zeit haben, um sich im Verein zu organisieren oder die einfach nur Anschluss suchen. Die finden bei uns einen Hafen. Sie müssen nicht tausende Euro ausgeben, um ihr Hobby auszubauen, sondern finden bei uns alles Wichtige vor. Wir haben zum Beispiel ein beruflich selbstständiges Mitglied in unseren Reihen. Der Mann kann hier bei uns unter Gleichgesinnten super vom Beruf entspannen und herunterfahren.

Was begeistert Sie an Ihrem filigranen Hobby?

Hauptsächlich das Bauen und Gestalten der Module, auf denen die Züge fahren. Ich baue meist die Landschaften. Auch der Austausch mit den anderen ist für mich ausschlaggebend, um im Verein zu sein. Und die Ausstellungen, die wir bereichern, sind für mich wichtig. Es ist schön, unsere Anlage überregional zeigen zu können.

Wie viele Mitglieder hatte der Verein in der Spitze, wie viele sind es heute?

Im Jahr 2013 hatte der Verein mit 23 die meisten Mitglieder, davon sind derzeit noch zwölf übrig geblieben.

Welche Auswirkungen hatte Corona auf die Mitgliederzahl?

Während der Coronazeit sind alle an Bord geblieben. Die leider zu verzeichnenden Abgänge waren davor und danach.

Welche Gründe gab es für die Abgänge?

Drei Mitglieder sind verstorben, andere weggezogen und es gab gesundheitliche Probleme. Einer hatte mit der Zeit auch einfach andere Interessen. Er wollte sich ganz auf den Modellschiffsbau konzentrieren.

Wann gab es zuletzt Neueintritte?

Je einen 2021 und 2022.

Wie hoch ist der Altersdurchschnitt im Verein?

Derzeit 64 Jahre.

Welche Folgen haben der Mitgliederschwund und die Überalterung?

Zunächst finanzielle Probleme, da die Miet- und Umlagekosten für das relativ große Vereinsheim trotz eines überaus großzügigen Vermieters nicht unerheblich sind. Auch wird es schwieriger, die zur Finanzierung notwendigen zwei Jahresausstellungen personell zu stemmen. Derzeit leider nur beschränkt möglich ist die Teilnahme an überörtlichen Messen und Ausstellungen, da für den Auf- und Abbau und den Standdienst aus Alters- und/oder Gesundheitsgründen nur noch wenige Leute in Frage kommen.

Warum basteln manche Modelleisenbahner lieber zuhause im stillen Kämmerlein, statt sich einem Verein anzuschließen?

Das ist mir ein großes Rätsel. Es ist doch viel attraktiver, sein Hobby in einer Gruppe auszuüben.

Gibt es Pflichten, die aus einer Mitgliedschaft entstehen oder Beschränkungen, wenn man Mitglied werden möchte.

Man muss 18 Jahre alt sein. Pflichten entstehen keine. Bei uns läuft alles ganz liberal.

Das Gespräch führte

Bernhard Pelka

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