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Das Wohl der Bürger im Blick

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Ein Gedenkstein erinnert nun an Hainhäuser Bürgermeister nach 1945.
Ein Gedenkstein erinnert nun an Hainhäuser Bürgermeister nach 1945. © Eyssen

Gedenkstein erinnert an Hainhausens Bürgermeister nach dem Zweiten Weltkrieg

Hainhausen – Ein Gedenkstein, der an die vier Bürgermeister von Hainhausen nach dem Zweiten Weltkrieg erinnert, wurde auf dem Friedhof vom Rodgauer Bürgermeister Jürgen Hoffmann und von Ralf Neuhäusel, dem Vorsitzenden des Geschichts- und Kulturvereins Hainhausen, enthüllt.

Im Vorfeld der Feierstunde, so Ralf Neuhäusel, sei man beim Geschichts- und Kulturverein oft gefragt worden, wie die Idee zu dem Gedenkstein entstanden sei. Man habe unter anderem deshalb die Initiative ergriffen, weil es in Hainhausen – anders als etwa in Weiskirchen – auf dem Friedhof keine Ehrengräber für Verstorbene mit besonderen Verdiensten gibt. Der Gedenkstein solle nun mithelfen, dass die vier Altbürgermeister August Neuhäusel sen. (nach dem Krieg von 1945 bis 1946 im Amt), Heinrich Sahm (1946 bis 1949), Martin Bihn (1950 bis 1971) und Wolfgang Krumeich (1971 bis 1977) auch jüngeren Generationen ein Begriff seien. Ein großer Dank von Ralf Neuhäusel ging an die Stadt und die Sparkasse. In Kürze will man auch noch eine begleitende Informationstafel anbringen.

August Neuhäusel sen. (1872 - 1953) gehörte zu einer Generation Sozialdemokraten, die schon vor 1933 Einfluss auf die Gemeindepolitik ausübten. Er betrieb mit seiner Frau einen Kolonialwarenladen. Neuhäusel, der 1894 in die SPD eingetreten war, war bereits von 1924 bis 1933 Bürgermeister von Hainhausen, ehe er von den Nationalsozialisten entlassen wurde. Nach Kriegsende wurde er im Alter von 73 Jahren von den Amerikanern für ein knappes Jahr noch einmal ins Amt eingesetzt. Eine seiner größten Aufgaben war, Unterkünfte für Flüchtlinge zu finden, um diese bei Hainhäuser Familien unterzubringen. Im März 1946 beantragte Neuhäusel unter Berufung auf sein Alter seine Entlassung, war aber auch danach ein gefragter Ratgeber.

Ralf Neuhäusel stellte den Werdegang seines Ur-Großvaters vor, bei Heinrich Sahm (1908 - 1970) übernahm dies Kulturdezernent Winno Sahm, dessen Vater ein Cousin von Heinrich Sahm war. Heinrich Sahm (CDU) war 1946 der erste gewählte Bürgermeister der Gemeinde Hainhausen nach dem Zweiten Weltkrieg. 1948 wurde er wiedergewählt. „Seine Aufgaben waren immens“, wies Winno Sahm auf das Arbeitspensum des ehrenamtlichen Bürgermeister hin. In Hainhausen gab es in zwei Jahren (47-48) mehr als 20 Prozent Zuwanderung. Es war eine große Aufgabe, allen ein Dach über dem Kopf zu besorgen, sie zu versorgen und in Arbeit zu bringen. Hauptberuflich hatte Heinrich Sahm eine Lederwaren-Fabrik. Die Doppelbelastung als Bürgermeister und Firmeninhaber führte zu gesundheitlichen Problemen. Ende 1949 trat Sahm deswegen zurück.

Martin Bihn (1909 - 1973), Mitgründer des CDU-Ortsverbandes, war ab 1950 ehrenamtlicher und von 1960 bis 1971 hauptamtlicher Bürgermeister von Hainhausen. Meilensteine seiner fast 21 Jahr Amtszeit waren der Bau des neuen Feuerwehrhauses, Ausbau und Modernisierung der Kanalisation, Bau der neuen Friedhofskapelle, Ausbau/Erweiterung der Mittelpunktschule und des Kindergartens, Umbau/Ausbau des Rathauses, Erschließung mehrere Neubaugebiete und die Ansiedlung des ersten niedergelassenen Arztes in Hainhausen (Dr. Niederle, 1970). Ralf Neuhäusel erinnerte an einen Wahlspruch Bihns: „Lasst mich nicht so viel reden, lasst mich arbeiten!“

Ralf Kunert übernahm die Würdigung von Wolfgang Krumeich (1939 - 2010), der vor seiner Zeit als Erster Beigeordneter und Bürgermeister als Justizoberinspektor tätig war. Krumeich, der 1968 in die SPD eingetreten war, übernahm nach drei Jahren als Erster Beigeordneter 1971 das Bürgermeisteramt der Gemeinde, das er bis zur Gebietsreform 1977 inne hatte.

Als Bürgermeister war Wolfgang Krumeich Hauptinitiator der IGEMO Hainhausen, der Interessengemeinschaft der Ortsvereine. Nach 1977 wechselte er in die freie Wirtschaft. „Wolfgang Krumeich war auch ein Vereinsmensch“, so Ralf Kunert, etwa 27 Jahre als aktiver Feuerwehrmann oder als Vorstandsmitglied des SKV. Bei der Enthüllung des Gedenksteins konnte Wolfgang Krumeichs Witwe Gerlinde begrüßt werden, die von Ralf Kunert einen Blumenstrauß überreicht bekam.

Bürgermeister Jürgen Hoffmann dankte allen, die an dem Projekt mitgewirkt hatten. Der Gedenkstein helfe, die Erinnerung an Menschen wach zu halten, die Großes geleistet hätten und die demokratische Ziele und vor allen Dingen das Wohl der Menschen in Hainhausen vor Augen hatten.

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