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Weiskirchen feiert die Kerb

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Vorwiegend die junge Generation aus drei Vereinen hielt am Wochenende in Weiskirchen Kerb-Tradition hoch. Für den Kraftakt unter Pandemiebedingungen gab es viel Lob.
Vorwiegend die junge Generation aus drei Vereinen hielt am Wochenende in Weiskirchen Kerb-Tradition hoch. Für den Kraftakt unter Pandemiebedingungen gab es viel Lob. © Klemt

Kleiner, kürzer und streng reglementiert – aber die Kerb hat überlebt. Die Erleichterung darüber war am Wochenende in Weiskirchen vielen Feiernden anzumerken.

Rodgau - Sogar Optimismus klang Freitagabend vor dem Alten Spritzenhaus durch: Waren es doch die Jungen, die sich beim Neustart nach einem Jahr Corona-Pause besonders für die Tradition ins Zeug gelegt hatten.

Ohne den Elan der nachwachsenden Generation aus drei Vereinen hätte die anrollende vierte Welle den Mut der Veranstalter womöglich weggespült – hatte zumindest Annette Schweikart-Paul gehört, die als Ehrenvorsteherin der Stadtverordnetenversammlung gemeinsam mit Ehrenbürger Paul Scherer zur Eröffnung das offizielle Rodgau vertrat. Strenge Hygiene-Auflagen hatte der Freundeskreis aus Musikverein (MVW), Heimat- und Geschichtsverein (HGV) und Feuerwehr erfolgreich gestemmt: 80 freiwillige Helfer seien am Freitag und Samstag aufgeboten, berichtete HGV-Vorstandsmitglied Felix Massoth stolz. Die Zusammenarbeit nannte er „außergewöhnlich gut“.

Max Breitenbach
Kerbvadder Max Breitenbach © Klemt

Den von der Pandemie diktierten Anforderungen wurden die drei Veranstalter damit gerecht, mussten am bekannt üppigen Kerbprogramm am Rodgauer Nordzipfel freilich einige Abstriche machen: Wer Bier zapft oder Würstchen grillt, kann nicht gleichzeitig Musik machen – so blieb die sonst ausdauernde akustische Unterhaltung von den MVW-Orchestern auf den Einstieg und das vorgezogene Finale am Samstagabend beschränkt, während zwischendurch die Blasmusik-Konserve lief. Der Eröffnung freilich gab ein improvisiertes Kerborchester tüchtig Schwung: Mit dem Kerbborsch im Schlepp und Kerbvater Max Breitenbach vorneweg zogen die Musiker unter rhythmischem Beifall ein.

Verzichten mussten die Kirchweih-Gäste diesmal auf einige Klassiker: Weder gab es das berühmte Schubkarrenrennen vor der Feuerwehr noch den Vergnügungspark im Ortskern. Statt das komplette Wochenende quer durch den Ort zu feiern, musste sich das Publikum mit zwei Abenden an einem Standort begnügen und auch auf den beliebten „Nachbrenner“ am Dienstagabend verzichten: Statt unter allgemeinem Wehklagen in Flammen aufzugehen, räumte der Kerbborsch am späten Samstag immissionsfrei seinen Stuhl am Spritzenhaus-Turm. „Er hat wohl einen Impftermin“, mutmaßte ein Beobachter.

Endlich wieder feiern: Dankbar nahm das Publikum am Wochenende das Kerb-Angebot dreier Weiskircher Vereine an.
Endlich wieder feiern: Dankbar nahm das Publikum am Wochenende das Kerb-Angebot dreier Weiskircher Vereine an. © Klemt

Immerhin hatte der Lumpenmann diesmal einen deutlich besseren Blick aufs Geschehen: Auf ein Festzelt hatte der Musikverein, schon früher Gastgeber am Heimatmuseum, wegen der damit verbundenen Pandemie-Risiken verzichtet und folglich ums Festwetter bangen müssen. Umso besser ging es am Freitagabend dem Kerbvater, nachdem er mit Braumeister Julian Menner von der Glaabsbräu aus Seligenstadt bei strahlendem Sonnenschein das erste Fässchen angestochen hatte: „Ich freue mich riesig, dass das stattfindet“, bekannte Max Breitenbach. Vor allem mit der Umsetzung der Hygieneregeln und der städtischen Auflagen hätten die Organisatoren unter Zeitdruck Großes geleistet.

Wenig Spielraum hatte ihnen die kategorische Forderung nach einem einzigen, kontrollierbaren Zugang gelassen. Über 200 Gäste hinaus sollten über die Bahnhofstraße nur vollständig Geimpfte oder Genesene durchkommen. Auf der Pfarrgasse und aus Richtung Feld standen Besucher vor geschlossen Bauzaun-Barrieren. Die meisten nahmen’s gelassen – man ist ja Kummer gewohnt. (zrk)

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