Die Arbeit in der Altenpflege unter Corona: „Die Angst fährt immer mit“

Für Pflegekräfte bestehen in der Corona-Pandemie besonders harte Arbeitsbedingungen. Ein Gespräch mit Altenpflegehelfer Timo Ockin-Purkott von der Sozialstation Rodgau.
Wie sehr hat Corona Ihre Arbeit verändert? Nennen Sie uns doch bitte ein, zwei kurze Beispiele.
Das Virus hat mein Leben insofern verändert, als dass ich nicht nur im Dienst, sondern auch privat besondere Hygienemaßnahmen einhalten muss; das heißt FFP2-Maske, Schutzkleidung bei Corona-positiven Patienten sowie regelmäßige Händehygiene und Testungen (Covid-19-Antigen). Dies erfordert ein sehr diszipliniertes Arbeiten. Durch Einschränkung auch der privaten, sozialen Kontakte ist das Verarbeiten vieler neuer Situationen schwerer geworden. Die Möglichkeit, über Probleme zu reden oder zu diskutieren ist stark eingeschränkt.
Haben Sie sich an die neuen Arbeitsbedingungen inzwischen gewöhnt oder ist es noch immer jeden Tag so, dass Sie hoffen, der Albtraum wäre endlich vorbei?
Ja, ich habe mich daran gewöhnt. Und das sogar so sehr, dass die Umstellung auf Normalmodus wahrscheinlich wieder eine Herausforderung wird.
Interview mit einem Rodgauer Altenpflegehelfer: „Beschränkungen in Fleisch und Blut übergegangen“
Inwiefern eine Herausforderung?
Ganz einfach, weil uns allen die immensen Erschwernisse und Beschränkungen inzwischen so sehr in Fleisch und Blut übergegangen sind, dass die Umgewöhnung dann tatsächlich nicht ganz einfach werden wird.
Wie meistern Sie den Spagat zwischen dem Wunsch unter Körpereinsatz helfen zu wollen, die Patienten aber nicht so anfassen zu dürfen, wie das nötig wäre?
Eine Einschränkung im körperlichen Kontakt findet auch durch Corona bei der Arbeit eigentlich nicht statt – auch nicht unbewusst. Der Wille und Wunsch zum Helfen, auch mit Körperkontakt, der bei der Grundpflege im Alltag nicht ausbleibt, ist trotz Corona nicht eingeschränkt.
Kommt es vor, dass Kunden aus Angst vor Infektion Hausbesuche von Ihnen absagen oder war das nur anfangs der Pandemie so?
Zu Beginn der Pandemie kam es vor, dass Patienten oder deren Angehörige aus Unsicherheit die Einsätze abgesagt haben. Dies war allerdings nur ein geringer Teil und hielt etwa sechs Wochen an. Aufgrund ausführlicher Informationen durch die Pflegedienstleitung bezüglich des Umgangs mit Corona und stets tagesaktueller Informationsweitergabe fühlten sich Patienten, Angehörige sowie das Kollegium dann zusehends sicherer.
Interview mit einem Rodgauer Altenpflegehelfer: „Die Angst fährt immer mit“
Wie gehen Sie mit der Angst um, infiziert zu werden?
Die Angst fährt immer mit und wird aber eigentlich verdrängt. Trotz allem macht man sich Sorgen um die Patienten, seine Familie und seine Kollegen, das Corona-Virus aufzunehmen und weiterzugeben.
Wie groß sind Ihre Hoffnungen, die Sie auf die Impfkampagne setzen?
Die Hoffnung ist groß, sehr groß. Das gehäufte, unerwartete Sterben auch unserer Patienten – besonders auffällig Ehepaare – macht mich sehr traurig und sprachlos. Mein größter Wunsch ist die Rückkehr für alle in unsere alte Normalität. (Bernhard Pelka)
Das Personal in Alten- und Pflegeheimen kommt während der Corona-Krise häufig an seine Grenzen. Die Kreisverwaltung der Stadt Offenbach sucht dringend Unterstützung.