Die letzte Ruhestätte wird in Rodgau teurer

Die Friedhofsgebühren in Rodgau steigen kräftig. Es ist die erste Erhöhung seit elf Jahren. Doch nur ein Teil der Kosten wird auf die Hinterbliebenen umgelegt. Einen Teil trägt die Stadt, also die Gesamtheit der Steuerzahler. Der Grund: Die Friedhöfe sind nicht nur Orte der Trauer und des Andenkens, sondern auch öffentliche Grünanlagen.
Rodgau - Bei der Kalkulation der Friedhofsgebühren für die nächsten Jahre will die Stadt den „grünpolitischen Wert“ der Anlagen von 25 auf 29,9 Prozent hinaufsetzen. Das bedeutet: Diesen Anteil der anfallenden Kosten tragen alle – eben weil Friedhöfe auch Parks sind. Dennoch werden Beisetzung und Grabnutzung für Hinterbliebene teurer.
Seit fast elf Jahren sind die Friedhofsgebühren unverändert. Der Nachholbedarf ist hoch. 2018 wies der Jahresabschluss der Stadtwerke ein Defizit von mehr als 700 000 Euro bei den Friedhöfen aus – bei jährlichen Gesamtkosten von 1,25 Millionen. Das ist weit entfernt von der 100-prozentigen Kostendeckung, die für kommunale Gebühren vorgeschrieben ist. Die Neukalkulation dauerte zwei Jahre. Alle 76 Gebührensätze wurden neu berechnet. Das Stadtparlament entscheidet Mitte Dezember über die neuen Gebühren - und über eine Änderung der Friedhofssatzung..
Für die gängigen Bestattungsformen steigen die Gebühren um 42 bis 52 Prozent, wenn man alle Einzelbeträge zusammenzählt. So klettern die Gesamtkosten für ein Standard-Urnengrab von 1716 auf 2560 Euro, bei Sargbestattung von 2 826 auf 4 171 Euro.
Besonders stark steigen die Gebühren bei Kleinkindern unter fünf Jahren. Eine Sargbestattung im Kindergrab kostet künftig mehr als doppelt so viel wie bisher.
Die Gebührensatzung gilt seit 2011. Sie wurde seither nur in einzelnen Punkten ergänzt, zum Beispiel, als der Verabschiedungsraum auf dem Jügesheimer Waldfriedhof eröffnet wurde.
Gestiegene Personalkosten schlagen sich bei den Gebühren für Sargträger und für die Trauerhalle nieder. Für Sargträger werden künftig 58 Euro pro Person fällig (bisher 32), die Nutzung der Trauerhalle verteuert sich von 250 auf 400 Euro, „einschließlich Ausschmückung und Reinigung“, wie es in der Satzung heißt. Seit der Corona-Pandemie finden Trauerfeiern oft im Freien statt. Auch dafür verlangt die Stadt künftig eine Gebühr: 174 Euro.
Die teuren Trauerhallen hatten schon 2007 viel Empörung ausgelöst, als die Stadt die Friedhofsgebühren erstmals kostendeckend kalkulierte. Ähnlich wie die Nachbarstädte will Rodgau künftig nicht die vollen Kosten der Trauerhallen auf die trauernden Hinterbliebenen umlegen. Die neue 400-Euro-Gebühr ist zwar wesentlich höher als bisher, deckt aber nur vier Fünftel der tatsächlichen Kosten. Den Rest übernehmen die Stadtwerke, rund 25 000 Euro im Jahr.
Der Wandel der Bestattungskultur zeigt sich an der Vielfalt der Bestattungsmöglichkeiten. In Rodgau gibt es unter anderem Gemeinschaftsgrabanlagen, pflegeleichte Rasengräber, Baumbestattung und einen Garten der Sternenkinder für früh- und totgeborene Kinder. Auf dem Waldfriedhof gibt es auch ein muslimisches Gräberfeld mit Ausrichtung nach Mekka und einem Raum für die rituelle Waschung.
Wie sich das Verständnis von der Bedeutung der Friedhöfe geändert hat, macht auch ein kleines Detail der Friedhofssatzung deutlich. Früher stand dort der Satz: „Kinder unter zehn Jahren dürfen den Friedhof nur in Begleitung Erwachsener betreten.“ Dazu Bürgermeister Jürgen Hoffmann: „Dieser Satz suggeriert so etwas wie Gefahr. Deshalb haben wir ihn herausgenommen.“ Jetzt heißt es schlicht: „. . . ist eine rücksichtsvolle, ruhige, angemessene Verhaltensweise erwünscht“. (Ekkehard Wolf)


