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Die Magie des Augenblicks

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Von: Ekkehard Wolf

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Fotokünstler Moritz Koch hängt eine seiner Arbeiten in der Rodgau-Galerie auf.
Fotokünstler Moritz Koch hängt eine seiner Arbeiten in der Rodgau-Galerie auf. Die Ausstellung ist bis zum 16. Januar zu sehen. © Wolf, Ekkehard

Großes Kino ist von heute an in der Rodgau-Galerie im Rektor-Geißler-Haus zu sehen – allerdings nicht als abendfüllende Erzählung, sondern auf einen Augenblick komprimiert. Die Ausstellungen zeigt Fotos von Moritz Koch (24) aus Mainz. Er inszeniert seine Bilder wie die Szenen eines Spielfilms.

Dudenhofen – Wie Filmszenen muten die Fotografien von Moritz Koch an. Das ist kein Wunder: Der 24-Jährige aus Mainz inszeniert seine Bilder mit hohem Aufwand. Da wird schon mal eine Wohnstraße für einen Tag gesperrt.

Die Sets für seine Fotos organisiert er wie ein Filmregisseur. Es gibt Maske, Hairstylisten, Requisite, ein Script für den Ablauf, eine ausgeklügelte Beleuchtung und jede Menge Statisten.

Bis zu 50 Personen sind an den Aufnahmen beteiligt. Alle wirken ehrenamtlich mit. Die Vorbereitungen vom Schminken, Frisieren und Einkleiden bis zur Positionierung der Darsteller und Requisiten dauern meist einen ganzen Tag.

Die Vorbereitungen für ein „Shooting“ dauern etwa drei Monate. Da gilt es, Mitarbeiter und Statisten zu gewinnen, Genehmigungen zu beantragen, Oldtimer und andere Requisiten zu besorgen, Sponsoren zu gewinnen. Alles macht der umtriebige Künstler selbst, mit viel Ausdauer und Charme.

Rodgau: Heile Welt mit versteckten Andeutungen

Mit Oldtimern, Lockenwickler-Frisuren und anderen Details wirken viele Fotos wie Szenen aus einem Spielfilm der 50er- oder 60er-Jahre. Eine heile Welt, doch der erste Blick täuscht. Moritz Koch will zum Nachdenken anregen. Deshalb verbirgt er in seinen Bildern Andeutungen, die sich auf politische Themen, die Smartphone-Gesellschaft, den Klimawandel und menschliche Ideale beziehen. Wer genau hinsieht, kann das alles in den Fotografien entdecken. Oder es sich heute bei der Vernissage vom Künstler erzählen lassen.

In den vergangenen drei Monaten hat der 24-Jährige ein Regiepraktikum in Berlin absolviert. Dabei knüpfte er auch Kontakte, die für seine weitere Laufbahn wertvoll sein können. Seit zwei Wochen ist er bei einer Galerie in Berlin-Mitte unter Vertrag. Zur Berliner „Art Week“ im September 2023 zeigt er dort eine Einzelausstellung.

Seine bisher größte Produktion plant Moritz Koch für Januar 2023. Auf dem Mainzer Hauptfriedhof will er eine 360-Grad-Fotografie produzieren. Mehr als 100 Komparsen wirken daran mit. Für den Aufbau und die Aufnahme sind zwei Tage eingeplant. Das Projekt hält viele Herausforderungen bereit. Die größte: Wie kann man die Scheinwerfer verstecken, wenn die Spezialkamera alles sieht? Koch hat auch für dieses Problem eine Lösung gefunden. Wenn das Vorhaben gelingt, verspricht es den Betrachtern einen einzigartigen Eindruck: Mit einem speziellen Gerät (VR-Brille) fühlen sie sich, als stünden sie mitten im Geschehen. Der Fotokünstler aus Mainz betritt damit Neuland: „Ich kenne keinen, der so etwas macht.“

Moritz Koch ist künstlerischer Autodidakt. Sein Wunsch für die Zukunft: Er möchte Spielfilmregie studieren. Die Fotografie will er auf jeden Fall weiter betreiben, um Stimmungen und Gefühle zu konservieren. Die inszenierte Momentaufnahme hält die Magie des Augenblicks fest und eröffnet gleichzeitig unendlichen Raum für die Fantasie: Denn im Gegensatz zum Film wird das Vorher und Nachher nicht erzählt.

Ausstellung in der Rodgau-Galerie vom 23. November bis zum 16. Januar

Fotografien aus den Jahren 2018 bis 2022 zeigt Moritz Koch in der Rodgau-Galerie. Die Ausstellung wird heute, Mittwoch, um 19 Uhr eröffnet. Nach einer kurzen Einführung durch Stadtrat Winno Sahm führt Kunsthistoriker Marco Thoms durch die Ausstellung. Making-of-Videos zeigen, wie die Fotoinszenierungen entstanden sind. Die Ausstellung ist bis zum 18. Januar zu sehen. Die Galerie in der Nieuwpoorter Straße 90 ist mittwochs von 18 bis 21 Uhr und sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. (Ekkehard Wolf)

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