„Eine Herzenssache“

Im Frühjahr soll Leben in den Pferdehof kommen: Noch sind nicht alle Wege gepflastert, nicht alle Büsche und Hecken gepflanzt und auch der Parkplatz für die Einsteller ist noch nicht fertig. Doch die Gebäude stehen. Die Zweibeiner haben das neue Wohnhaus in der Straße Am Wingertsgrund in Besitz genommen, doch die Vierbeiner lassen noch auf sich warten. Und auch die Schwalbennester sollen mit umziehen.
Hainhausen – „Wir konnten uns Zeit lassen und müssen keinen bestimmten Termin einhalten“, erläutert Monika Rücker-Hoffmann. Sie hat vor, im Frühling mit den Pferden umzuziehen. „Wir haben sie auch schon mal hergeführt“, sagt sie. Auf diese Weise sollen sich die sensiblen Tiere schon mal an das künftige Zuhause gewöhnen.
Nötig wird der Fortzug vom alten Standort, weil das Neubaugebiet zwischen Hainhausen und Jügesheim immer näher rückte an den Pferdehof an der Südtrasse. Trotz Bestandsschutz für den Reiterhof wäre es wohl irgendwann zu Konflikten gekommen. Mit dem Umzug wollte man sich das ersparen.
Am neuen Standort kann sich der Betrieb vergrößern: Auf 20 000 Quadratmetern Fläche sind Platz für ein Wohnhaus für drei Generationen, eine Scheune, ein Maschinengebäude, eine Reithalle sowie Ställe mit 20 Paddock-Pferdeboxen, aus denen die Tiere ein paar Schritte ins Freie gehen können.
Entstehen sollen außerdem noch ein Außenreitplatz und ein sogenannter Roundpen. Auf der rund eingezäunten Fläche können die Tiere beispielsweise an der Longierleine laufen. Mareike Hoffmann freut sich vor allem auf die Reithalle, weil dann auch bei richtig schlechtem Wetter geritten werden kann. Sie denkt dabei auch an ihre Lesly, die schon stolze 24 Jahre auf dem Buckel hat. Von den ehemals drei eigenen Pferden der Familie ist nur die Stute übrig.
Doch die Pferde sind eine tief sitzende Leidenschaft, ebenso wie der persönliche und zum Teil freundschaftliche Kontakt zu den Kunden, den Einstellern. „Eine Herzenssache“, nennt es die Junior-Chefin. Deswegen hat sich die gesamte Familie noch einmal auf das Wagnis eines Neuanfangs eingelassen: Vater Albert Rücker (75), Junior-Chefin Monika Rücker-Hoffmann (53) sowie Tochter Mareike Hoffmann (27) – alle jeweils mit Anhang – haben gemeinsam geplant und beschlossen.
Das Futter für die Pferde stammt übrigens aus eigenem Anbau. „Das ist meinem Vater wichtig, dass es hochwertiges Heu ist“, sagt Monika Rücker-Hoffmann. Der Betrieb hat unter anderem Grünland in Weiskirchen und Rembrücken gepachtet.
Mit der Lage des neuen Hofs ist die Familie zufrieden, die bei allen Arbeiten auch selbst mit angepackt hat. „Wir haben nette Nachbarn und man hilft sich gegenseitig“, freuen sich Mutter und Tochter. Einzig die dreisten Neugierigen, die ohne zu grüßen, einfach über ihren Hof spazieren, um sich umzuschauen, stören die Bewohner. Deswegen soll bald ein Zaun Abhilfe schaffen. (Von Simone Weil)
