Eine Wolke ist nie weiß

Jügesheim – Extra eine Woche Urlaub nehmen, um sieben Tage lang das Bühnenbild der JSK-Fastnacht in der Georg-Büchner-Schule zu malen? Das käme nicht jedem in den Sinn. Doch Jurema Schmidt stellt sich bereits zum fünften oder sechsten Mal der Herausforderung, den mottobezogenen Hintergrund für die Sitzungen zu gestalten.
Die 33-Jährige malt zwischen sechs und neun Stunden am etwa 20 Quadratmeter großen Werk. Mit Leiter, Gerüst und kleinem Radio ausgestattet, werkelt sie gerne alleine in der Aula der Jügesheimer GBS. Nur hin und wieder kommt Besuch. Doch manchmal muss sie sowieso eine Zwangspause einlegen. Etwa wenn die Acrylfarbe trocknen muss, von der sie täglich sechs bis sieben Liter verbraucht und zum Teil neu mischen muss. Denn die Motive auf dem schwer entflammbaren Papier entstehen in mehreren Schichten.
Diesmal geht es um die „Helden unserer Kindheit“. Ein schwieriges Motto, wie Jurema Schmidt findet. Denn verschiedene Generationen haben nur wenige gemeinsame Helden. „Das ist eine Reise durch sehr unterschiedliche Vorstellungen“, sagt die Malerin. Deswegen sammelt sie zunächst Stichpunkte in einem Kreis handverlesener Freunde und Bekannte, die sie regelmäßig als Ideenlieferanten braucht.

Die Förderpreisträgerin der Giesemer Fastnacht ist ein Multitalent und bringt sich mehrfach ehrenamtlich im Verein ein: Sie ist Trainerin der Garde, Hessenmeisterin mit der TGW-Mannschaft und Titelseitengestalterin der Narrenpost. Außerdem entwirft sie den Kampagne-Orden und arbeitet in der Maske. „Es ist zwar viel Arbeit, aber es macht mir auch Spaß“, erklärt die promovierte Chemikerin, die in der Pharmaindustrie im Qualitätsmanagement tätig ist. Dass sie das Bühnenbild malt, sieht sie als „reines Hobby“. Denn gezeichnet und gemalt hat sie seit frühester Kindheit. Wenn im Verein solcherlei Talente gefragt sind, hat garantiert Jurema Schmidt ihre Hand im Spiel.
Im Mittelpunkt des überdimensionalen Gemäldes stehen der Gugi und der Jung-Gugisheimer nahe dem Wasserturm. Außerdem sind jede Menge Wolken (12 bis 13 Stunden Arbeit) und die Giesemer Fastnachtsfahne zu sehen. Auch der kleine grüne Drache Tabaluga hat bereits ein Plätzchen gefunden . Weitere Ikonen sollen folgen.
Das Werk entsteht übrigens beim Machen: Los geht es mit einer recht reduzierten Bleistiftskizze. Dann reifen Ideen so weit, dass sie umgesetzt werden können. Wo sich schließlich etwas wiederfindet, steht zu Beginn des kreativen Prozesses nicht fest. Erschwerend kommt bei der Arbeit hinzu, dass sich das Papier bewegt, die Fläche also nicht fest ist, auf die gemalt wird. „Ein Zeitfresser“, wie Jurema Schmidt sagt.
Manches geht ihr inzwischen dank Erfahrung leichter von der Hand, anderes muss neu probiert werden. Schon länger hat sich die Fastnachterin mit der Darstellung von Wolken beschäftigt. Wie können die möglichst flauschig dargestellt werden? Die richtige Technik glaubt die Malerin, nun durchs Auftragen mehrerer Schichten gefunden zu haben. Und die passende Farbe? „Eine Wolke ist nie weiß“, ist die Künstlerin sich sicher. Ihren eigenen Anspruch ans fertige Werk hat die Bühnenbildmalerin übrigens folgendermaßen formuliert: „Licht fangen, Farben fangen, Stimmung herstellen.“