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Enkeltrick via Smartphone

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Von: Bernhard Pelka

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„Immer vorsichtig sein“, rät Handy-Experte Maziar Navab seinen Kunden.
„Immer vorsichtig sein“, rät Handy-Experte Maziar Navab seinen Kunden. © pelka

Rodgau – „Hallo Oma, ich habe eine neue Telefonnummer. Die kannst du dir speichern.“ So oder ähnlich beginnt eine neue Betrugsmasche mit WhatsApp-Nachrichten. Die Verfasser wollen gutgläubige Handynutzer über den Tisch ziehen, an Daten und letztlich an Geld herankommen. Die Polizei spricht von einer neuen Variante des klassischen Enkeltricks. Die Masche läuft bundesweit. Das Landeskriminalamt Schleswig-Holstein, zum Beispiel, erfasste allein im November 2022 etwa 150 Fälle. Entstandener Schaden: rund 250 000 Euro.

360 solche Betrugsversuche zählten 2022 Ermittler im Bezirk des Polizeipräsidiums Südosthessen, darunter 25 in Rodgau. Während in Stadt und Kreis Offenbach anfangs nur zwei, drei Fälle pro Woche aufgeploppt sind, verzehnfachte sich diese Zahl zuletzt, berichtet die Polizei auf Anfrage unserer Mediengruppe.

Meist habe es sich dabei um „Vorbereitungshandlungen“ ohne konkrete Geldforderungen gehandelt. Allerdings gab es auch Versuche, in denen ein Zielkonto zur Überweisung bereits angegeben worden war – etwa für Geld für eine neues Handy oder Laptop, weil das alte kaputt sei.

In den seltensten Fällen fielen die Adressaten darauf herein. „Wenn es aber zur Vollendung der Tat kam, floss das Geld auf deutsche und ausländische Konten und war dann damit zunächst mal weg“, schildert der Polizeisprecher die Folgen der skrupellosen Gaunerei.

Die Masche ist nicht neu: Schon 2021 registrierte das Hessische Landeskriminalamt (LKA) steigende Fallzahlen beim WhatsApp-Betrug in Hessen. In den vergangenen Monaten ist die Zahl der versuchten und vollendeten Betrugstaten nochmals massiv gestiegen. Inzwischen werden dem LKA zufolge landesweit mehrere Hundert Fälle pro Monat zur Anzeige gebracht.

Die Täter melden sich über WhatsApp, teilweise geht eine SMS voraus mit unbekannter Rufnummer. Die Ganoven geben vor, Kind oder Enkelkind zu sein, das wegen eines defekten oder verloren gegangenen Smartphones eine neue Rufnummer habe, die auch direkt abgespeichert werden solle. Im Verlauf des Chats erfolgt die Bitte an das Opfer, mehrere Hundert oder Tausend Euro zu überweisen, um aus der angeblichen Notlage herauszuhelfen. Vorgeflunkert wird zum Beispiel, man komme nicht an Geld heran, weil das eigene Online-Banking wegen des verloren gegangenen Handys nicht möglich sei. Dem Opfer wird versichert, es werde das Geld zeitnah zurückerhalten – was natürlich nicht geschieht. Für die Überweisung werden in der Regel ausländische Konten angegeben. Wurde das Geld überwiesen, kann es meist nicht zurückgeholt werden, warnt das LKA und rät:

Unbekannte Rufnummern niemals abspeichern;

Geldanfragen über WhatsApp und anderen Messengerdiensten immer misstrauisch begegnen;

Zahlungsaufforderungen per WhatsApp niemals nachkommen.

Im Chat Fragen stellen, die nur Angehörigen beantworten können, beispielsweise zu einem ausgedachten Familienmitglied. Geht die Person darauf ein, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen Betrug.

Wer schon überwiesen hat, sollte sofort Kontakt mit seiner Bank aufnehmen;

Wer den Verdacht hat, Opfer einer Straftat geworden zu sein, soll Anzeige bei der Polizei erstatten und den betrügerischen Chat-Verlauf mit Screenshot sichern.

Auch der lokale Handyhandel sensibilisiert Kunden für mögliche Gefahren beim Umgang mit dem Smartphone. Zum Beispiel Maziar Navab, der mit seinem Geschäft für Handyverträge, Reparatur und Zubehör schon seit 21 Jahren in der Rodgau-Passage in Jügesheim ansässig ist.

Der ausgebildete Informatikkaufmann warnt: „Man muss immer vorsichtig sein und genau wissen, auf was man antwortet. Unter meinen Kunden hatte ich bisher zum Glück noch kein Opfer der WhatsApp-Masche.“

Der Chef der Komtec GmbH bietet Schulungen zum Umgang mit dem Handy an, erläutert Apps, richtet sie zusammen mit den Kunden ein, weist auf generelle Gefahren hin und zeigt, wie man Anti-Virenprogramme effektiv nutzt. „Wenn jemand fragwürdige oder unklare Nachrichten bekommt, kann er gerne zu mir kommen. Wir schauen uns dann mal unverbindlich an.“ bp

So ähnlich verlaufen die Betrugs-Dialoge.
So ähnlich verlaufen die Betrugs-Dialoge. © Wolf, Ekkehard

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