Erfolg beim Graben

Am Sonntag Führungen an der ehemaligen Brückenmühle
Weiskirchen – Die Grabungen an der Pfarrgasse 12 nach Überresten der früheren Brückenmühle aus dem Spätmittelalter gehen gut voran. Zu den bisherigen Fundstücken zählten Keramikscherben und ein Balken aus Eichenholz. Jetzt förderten Kreisarchäologin Gesine Weber, ihre Mitarbeiterin Nunzia Macchiarella, Helmut Tragerser und Arnold Haag vom Heimat- und Geschichtsverein und weitere Ehrenamtliche die Reste einer Meerschaumpfeife, einer Ofenplatte, eines Messers und eines Eisenbandes zu Tage, das einst einem Mühlstein zu mehr Stabilität verhalf. Stars unter den Funden sind aber ein kompletter und gut erhaltener Mühlstein und eine Silbermünze aus dem Jahr 1767.
„Interessant wird auch die Untersuchung des Türstocks. Denn da hat man früher Geld drunter gelegt“, freut sich Helmut Trageser auf die weitere Arbeit. Wer sich vom Fortgang des Projekts ein Bild machen möchte, ist zu Führungen an diesem Sonntag von 14 bis 16 Uhr willkommen.
Vor mehr als 50 Jahren waren die Reste der Mühle und eines angebauten Fachwerkhauses abgerissen worden. Die Wiese diente dann unter anderem als Parkplatz und zur Kerb als Festgelände. Dass sie eines Tages ein Grabungsfeld werden würde, war lange klar. Ein Teil des Grundstücks gehört zum Bodendenkmal „Historische Altstadt Weiskirchen“. Anlass zur Grabung ist nun ein Bauvorhaben. Vier Wohnhäuser mit Tiefgarage sollen auf den 1450 Quadratmetern entstehen. Der Bauherr hatte sich schon früh an die untere Denkmalschutzbehörde gewandt. Jetzt muss er warten, bis fertig gegraben ist. Gesine Weber zufolge beschränkt sich die Mannschaft auf die Umrisse der Mühle. Dort sind inzwischen – baußer dem ursprünglichen Fundament – die Reste später eingefügter Wände gefunden worden. Zuletzt hatte das Gebäude als Kartoffellager gedient.
„Damit das Wasser der Rodau nicht hochdrückt, haben die Besitzer den Fußboden mit allem gefüllt, was sie nicht mehr gebraucht haben. Dann wurde er mit gestampftem Lehm verdichtet. Oben drauf kam eine Schicht Beton“, berichtet Trageser. Die Lage Beton wurde mühsam entfernt. In der Lehmschicht darunter finden die Freiwilligen nun Gebrauchsgegenstände von damals: den Mühlstein, Reste eines weiteren Mühlsteins, schön verzierte und beschriftete Scherben von Tellern, einem als Tintenfass ausgemachten Gefäß die Reste der Pfeife und „jede Menge Eisen“, sagt Gesine Weber. Die Kreisarchäologin und Helmut Trageser können sich vorstellen, dass im Heimatmuseum, das in unmittelbarer Nachbarschaft zur Fundstelle liegt, in Zukunft einige Stücke als Dauerleihgabe zu sehen sein werden. Für Arnold Haag ist die Grabung ein großer Moment in seinem Leben. Als Mitautor des Buchs „Mühlen an der mittleren Rodau“ hatte er die Brückenmühle nach Quellen und anderen Zeugnissen theoretisch nach allen Regeln der Kunst geduldig erforscht. Jetzt sieht er ganz praktisch vor Augen und kann mit Händen greifen, was zur Zeit, als er das Buch mitgestaltete, noch im Verborgenen schlummerte. Fantastisch!

